Henning Solberg bestritt 2011 sein fünftes Jahr im M-Sport-Ford-Team. Die Saison begann für den 38-Jährigen mit einer Bestzeit im Shakedown von Schweden. Das sollte allerdings für lange Zeit der einzige Glanzpunkt sein.

Henning Solbergs Höhenflüge wurden ihm in Scheden zum Verhängnis, Foto: Sutton
Henning Solbergs Höhenflüge wurden ihm in Scheden zum Verhängnis, Foto: Sutton

Denn bereits am zweiten Tag der Rallye überschlug sich Solberg, der nach dem Freitag noch auf Rang fünf lag, und musste zusehen, wie sein junger Teamkollege Mads Östberg das Podest erklomm. Das war aber nur die Krönung eines schlechten Tages, denn schon am Morgen verließ er den Service vier Minuten zu spät, da es Probleme mit seiner Servolenkung gegeben hatte. Doch sowohl seine Beifahrerin Ilka Minor als auch er konnten unverletzt die Reise nach Mexiko antreten.

Auto passte nicht zum Fahrstil

In Südamerika produzierte er dann zwar keinen erneuten Überschlag, aber sein Auto machte nicht, was der Norweger wollte. Denn seine Servolenkung streikte, was zur Blasenbildung an den Händen führte. Doch das war noch nicht das Ende der Wehen seines Fiestas, denn am Finaltag machten dem Norweger auch noch die Bremszylinder zu schaffen. All dies waren aber nur die sichtbaren Schwierigkeiten, denn Solberg kämpfte generell mit seinem Dienstfahrzeug.

"Ich kann das Auto so nicht fahren und ich brauche ein Auto, dass für mich arbeitet, weil ich meinen Fahrstil nicht verändern kann", zeigte der M-Sport-Pilot auf, der am Differential und dem Setup arbeiten wollte, bis es zu seinem Fahrstil passt. "Wenn das passiert, werde ich schneller sein." Tatsächlich rang er bei der nächsten Veranstaltung in Portugal lange um den vierten Platz, bis erneut die Technik streikte und er auf den neunten Rang durchgereicht wurde. "Ich hatte eine Menge Probleme", erklärte er und fragte mit einem Schmunzeln: "Mich würde interessieren, ob man Glück kaufen kann?"

Die 100. WRC-Rallye

Diese Frage übertrug sich nahtlos auf Jordanien, wo er bei der vierten Station der Rallye-WM zwar immer wieder gute Zeiten setzte, durch Reifenschäden aber nicht über Platz 14 hinauskam. Dennoch zog er bei seiner 100. WRC-Veranstaltung ein positives Fazit. "Wenn das Auto in Sardinien ähnlich funktioniert, dann sollte es kein Problem sein, um das Podest zu kämpfen", zeigte sich Solberg optimistisch. Erneut sollte sein Traum aber in Rauch aufgehen - und diesmal buchstäblich.

Auch die Rallye Sardinien brachte für Solberg nicht den gewünschten Podestplatz, Foto: Sutton
Auch die Rallye Sardinien brachte für Solberg nicht den gewünschten Podestplatz, Foto: Sutton

Denn in der dritten Prüfung auf der italienischen Insel fing sein Fiesta Feuer. Zwar konnte Solberg weiterfahren, verlor aber massig Zeit. Weitere Probleme, wie eine gebrochene Antriebswelle, zwangen ihn letztendlich, die Segel zu streichen. Argentinien fand schließlich gänzlich ohne den 38-Jährigen statt, da er erst seine Sponsorensituation klären und ins Reine bringen musste.

Erstes Ausrufezeichen

Umso stärker seine Rückkehr in Griechenland. Erleichtert und munter konnte der M-Sport-Pilot frei auffahren und war sehr glücklich mit seiner fünften Position am Ende, die zu diesem Zeitpunkt sein bestes Saisonresultat markieren sollte. Das wollte der Norweger bei einer seiner Lieblingsrallyes in Finnland noch steigern, doch in Skandinavien reichte es nach Platz zehn zu Beginn am Sonntag nur für den siebten Rang.

In Deutschland erreichte Solberg das gleiche Ergebnis, war diesmal aber zufriedener. "Asphalt war nie mein liebster Straßenuntergrund, aber ich bin froh, wieder den siebten Platz gemacht zu haben", erklärte der Norweger, der im Vorfeld keine Testfahrten auf Asphalt absolviert hatte. Doch auch diese Rallye verlief nicht problemlos, so funktionierten seine Bremen und die Lenkung nicht einwandfrei. Zudem musste er sich dem Mini von Dani Sordo sowie den beiden Citroen-Privatiers Kimi Räikkönen und Petter Solberg geschlagen geben.

Australien, wo er die Speerspitze des M-Sport-Teams darstellte, war ein weiteres Abbild seiner verkorksten Saison. Nach einem Elektronikdefekt wolle Solberg nochmals alles auf eine Karte setzen und scheiterte. Denn in der ersten Durchfahrt der finalen Powerstage überschlug sich sein Fiesta und der Norweger und seine Beifahrerin mussten beinahe eine Minute kopfüber verbringen, bis ihnen Zuschauer zu Hilfe eilten. "Wir haben ein paar Minuten verloren und unsere Windschutzscheibe war gebrochen, aber wir konnten weiterfahren", so der 38-Jährige.

Treffen mit Räikkönen in Frankreich

Die zweite Asphalt-Rallye der Saison in Frankreich sollte für Solberg trotz eines kuriosen Problems am ersten Tag noch auf dem sechsten Rang enden. Doch zuvor gab es eine interessante Begegnung mit Kimi Räikkönen, der dem Norweger einen Tritt ins Heck verpasste. "Ich fuhr geradeaus. Ich habe nicht versucht, die Reifen oder so aufzuwärmen, sondern bin einfach nur die Straße geradeaus gefahren, als ich hinten einen Schlag spürte. Er war nur ganz leicht, nichts Dramatisches", schilderte Solberg.

"Als ich in den Rückspiegel sah, bemerkte ich, dass Räikkönen von der Straße abgekommen war. Ich weiß nicht genau, was da passiert ist", fuhr er fort. Anscheinend hatte der Finne einen Moment nicht richtig aufgepasst und musste seinen Citroen anschließend mit einem Aufhängungsschaden abstellen. Solbergs Fiesta hingegen trug keine Blessuren davon.

Krönender Abschluss

Während der 38-Jährige die Rallye Spanien mit dem achten Rang beendete, schlug in Großbritannien seine Stunde. Durch zahlreiche Ausfälle begünstigt, schob sich der Norweger auf dem dritten Gesamtrang und fuhr damit erstmals seit Polen 2009 wieder aufs Podest. "Ich bin sehr, sehr glücklich, auf den Podium zu stehen", jubelte Solberg im Anschluss.

In Wales kehrte Solberg wieder auf das Podest zurück, Foto: Sutton
In Wales kehrte Solberg wieder auf das Podest zurück, Foto: Sutton

Leicht wurde ihm der letzte Auftritt der Saison aber nicht gemacht, denn Kris Meeke kam in seinem Mini von Stage zu Stage näher, bis die beiden nur noch wenige Sekunden trennten. "Es war heute ein schöner Kampf mit Kris", bestätigte der Norweger, der sich aber durch einen Dreher des Iren in der Powerstage seines Podestplatzes sicher sein konnte. Mit diesem guten Saisonabschluss hofft der 38-Jährige nun, gute Sponsoren zu finden, um 2012 alle Läufe bestreiten zu können.