Sicherlich freut sich die gesamte Sportwagenwelt bereits auf 2014 und die bevorstehende Revolution beim LMP1-Reglement, doch noch zweimal heißt es "Business as usual". Auf dem Shanghai International Circuit hat Toyota die große Chance, Audi zum ersten Mal in dieser Saison auf der Strecke zu schlagen. Gleichzeitig kann die Besatzung des Nummer-2-Audis die Fahrer-Weltmeisterschaft holen. Auch in der LMP2 und GTE Am könnte die Vorentscheidung bei den Fahrern fallen, sämtliche weitere Meisterschaften sind auch im vorletzten Rennen der Saison noch weit offen.

Toyota als Wiederholungstäter?

Die vielleicht größte Chance, Audi 2013 noch einmal auf der Strecke zu schlagen, bietet sich Toyota in China. Im Vorjahr siegten Alexander Wurz und Nicolas Lapierre überlegen vor den Werks-R18. Nach dem Sieg in Fuji, der aber keinen wirklichen Wert hatte, wirft Toyota noch einmal beide Fahrzeuge in den Ring. Kazuki Nakajima wird aber wieder fehlen, da er in der Super Formula (ehemals Formel Nippon) unterwegs ist. Damit sind Wurz und Lapierre wie schon im Vorjahr auf sich allein gestellt. Ein gutes Omen?

Rebellion Racing zieht weiter durch, hat aber keine realistische Chance, Foto: André Lemes
Rebellion Racing zieht weiter durch, hat aber keine realistische Chance, Foto: André Lemes

Während im zweiten Toyota TS030 Hybrid Anthony Davidson, Sebastien Buemi und Stephane Sarrazin ihrerseits versuchen werden, den Audi in die Suppe zu spucken, bereiten die Ingolstädter den nächsten möglichen Titelgewinn vor: Nachdem Audi bereits als Marken-Weltmeister feststeht, können in Shanghai Loic Duval, Allan McNish und Tom Kristensen den Sack bei den Fahrern zumachen. Aufgrund des Rennabbruchs in Japan beläuft sich der Vorsprung in der Meisterschaft auf krumme 40,75 Punkte. Ein fünfter Platz würde zum Titelgewinn genügen - Durchfahren reicht also vollkommen aus, da nur fünf LMP1 gemeldet sind.

Nur Pecom kann Oak noch stoppen

Auch bei den kleinen Prototypen könnte eine Meisterfeier anstehen: Bertrand Baguette, Martin Plowman und Ricardo Gonzales haben für Oak Racing in der Endurance Trophy für LMP2-Piloten derzeit 11,5 Punkte Vorsprung auf die Pecom-Piloten Luis Perez Companc, Nicolas Minassian und Pierre Kaffer, die vom Rennabbruch zuletzt besonders schwer getroffen wurde. Auch die zweite Oak-Mannschaft bestehend aus Olivier Pla, Alex Brundle und David Heinemeier Hansson hat mit 18 Punkten Rückstand noch intakte Meisterschaftschancen. Bei den Teams hat Oak Racing 5,5 Punkte Vorsprung.

Wie immer in der LMP2 wird es einen harten Kampf geben. Neben den Meisterschaftsanwärtern ist es vor allem das Team G-Drive Racing, das im Kampf um den Sieg ganz weit oben auf der Favoritenliste steht. Roman Rusinov, John Martin und Mike Conway holten auf dem amerikanischen Kontinent zwei Klassensiege in Folge und wurden zuletzt nur durch den Abbruch Zweite. Was Lotus zu leisten im Stande ist, bleibt abzuwarten: Nach dem deutlichen Aufwärtstrend in Brasilien und Texas lief es im Qualifying in Japan weniger gut, doch alle sechs Fahrer brennen auf einen weiteren Podiumsplatz.

Dreikampf um Weltcup für GT-Piloten

Gianmaria Bruni und Giancarlo Fisichella müssen für ihren Titel weiter hart kämpfen, Foto: DPPI
Gianmaria Bruni und Giancarlo Fisichella müssen für ihren Titel weiter hart kämpfen, Foto: DPPI

Während Porsche und Ferrari in der GTE Pro mit den üblichen Fahrerpaarungen antreten, wurde bei Aston Martin wieder gewechselt: Bruno Senna ist wieder in ein Pro-Fahrzeug gerutscht und teilt sich den V8 Vantage mit der Startnummer 99 mit Pedro Lamy. Im anderen Aston mit der Startnummer 97 versuchen Stefan Mücke und darren Turner, ihre in Austin vom Weg abgekommenen Meisterschaftsansprüche wiederherzustellen. Zwar gewannen sie durch den Rennabbruch auf dem Fuji Speedway, doch die nur halbe Punktzahl tat weh. 8,5 Punkte Rückstand auf die Meisterschaftsführenden sind aber aus eigener Kraft wieder aufzuholen.

Porsche hofft, nach zuletzt nach unten zeigender Formkurve wieder den Weg zurück an die Tabellenspitze zu schaffen. Marc Lieb und Richard Lietz haben sechs Punkte Rückstand auf die Tabellenführer, zehren jedoch weiter von ihrem Le-Mans-Sieg. Dennoch würde es sich für Porsche lohnen, die Meisterschaft offen zu halten, denn die Stop&Go-Charakteristik des Kurses in Bahrain sollte dem 911er entgegenkommen. Die Ferrari-Piloten Gianmaria Bruni und Giancarlo Fisichella, können theoretisch den Weltcup für GT-Piloten holen. Die würde aber nur dann geschehen, wenn Lieb, Lietz, Mücke und Turner ins GTE-Am-Feld zurückfallen oder Nuller schreiben und sie selbst gewinnen.

Erster Matchball für Aston Martin

Mit acht Punkten Vorsprung in der Endurance Trophy für GTE-Am-Piloten gehen Jamie Campbell-Walter und Stuart Hall ins vorletzte Rennen. Sie werden in Shanghai noch einmal von Jonny Adam unterstützt, nachdem Roald Goethe wieder absagen musste. Allerdings hatten Jean-Karl Vernay und Raymond Narac, die bei IMSA Performance Matmut wieder von Markus Palttala unterstützt werden, dem Aston-Martin-Express zuletzt nicht mehr viel entgegenzusetzen. Sollte der Aston Martin mit der Startnummer 96 gewinnen und der Porsche 911 GT3 RSR Sechster oder schlechter werden, wäre die Messe gelesen.

Jamie Campbell-Walter und Stuart Hall brauchen für den vorzeitigen Titelgewinn Schützenhilfe, Foto: DPPI
Jamie Campbell-Walter und Stuart Hall brauchen für den vorzeitigen Titelgewinn Schützenhilfe, Foto: DPPI

Wie üblich gibt es einige Fahrzeuge, die die Titelentscheidung durchaus möglich machen können, darunter die Larbre-Corvette, in der Patrick Bornhauser, Julien Canal und Fernando Rees die enttäuschende Saison mit bisher nur einem Podiumsplatz noch zu einem versöhnlichen Ende bringen wollen. Mit den Ferrari 458 Italia von AF Corse und 8 Star Motorsports ist immer zu rechnen und schließlich wäre da noch der zweite, nun wieder komplett dänische Aston Martin von Christoffer Nygaard, Kristian Poulsen und Rückkehrer Nicki Thiim.

Wer das Sechs-Stunden-Rennen auf der 2004 eröffneten, beeindruckenden Formel-1-Anlage von Shanghai live verfolgen möchte, muss früh aufstehen: Der Start erfolgt am Samstagmorgen um 4 Uhr deutscher Zeit, die Zielflagge fällt um 10 Uhr. Es ist mit deutlich besserem Wetter zu rechnen als noch zuletzt auf dem Fuji Speedway. Der offizielle Stream der WEC wird sich wie üblich auf Motorsport-Magazin.com verfolgen lassen.