Für den Vorjahres-Primus Ferrari (fünf Saisonsiege, Gesamtsieg GTE Pro) lief es in dieser Saison noch nicht ganz nach Wunsch. Mit Neuzugang Kamui Kobayashi gelang ein spektakulärer Transfer, der schon vor Saisonstart für Schlagzeilen sorgte.

Gemeinsam mit Toni Vilander stellte Kobayashi sein rennfahrerisches Talent in allen drei Rennen unter Beweis. Mit 57 Punkten liegen die beiden aktuell auf dem dritten Rang in der Fahrerwertung einen Zähler vor dem zweiten AF-Corse-Duo mit Giancarlo Fisichella und Gianmaria Bruni.

Sieg in Spa

Die Saison startete für Ferrari in Silverstone mit einem verheerenden Qualifying, in dem die beiden Teams nur die letzten beiden Startplätze ihrer Klasse herausfahren konnten. Im Rennen gab es aber eine Steigerung, Kobayashi/Vilander belegten den zweiten Platz, Fisichella/Bruni mussten sich mit Rang fünf begnügen. In Spa-Francorchamps schlug das italienische Duo aber zurück und schnappte sich den Sieg, Kobayashi/Vilander belegten Platz drei und Ferrari lag plötzlich auch in der Herstellerwertung voran.

Hier war Ferraris Welt noch in Ordnung, Foto: DPPI
Hier war Ferraris Welt noch in Ordnung, Foto: DPPI

Doch dann kam das wichtigste Rennen in Le Mans und dort wollte es überhaupt nicht klappen. Schon im Qualifying konnte man die Zeiten der Rivalen von Aston Martin und Porsche nicht ganz mitgehen. Auch im Rennen fehlten die nötigen Zehntel auf die Spitze. Am Ende blieben nur die Plätze vier (Kobayashi/Vilander/Beretta) und fünf (Fisichella/Bruni/Malucelli) und ein verpasstes Podium. Erstmals seit 2005 durfte damit kein Ferrari-Team zur Siegerehrung in der GTE-Pro bzw. GT2-Klasse.

Kritik an der Balance of Performance

Der Schuldige war für Ferrari rasch gefunden: Die Balance of Performance. "Der Leistungsunterschied war klar ersichtlich - sowohl im Hinblick auf die Gesamtwertung als auch auf die einzelnen Rundenzeiten", hieß es in einer Aussendung. "Nur unvorhersehbare Events hätten es dem Titelverteidiger-Auto erlaubt, erneut um den Sieg zu kämpfen. Es wäre nun plausibel zu erwarten, dass diese so genannte 'Balance of Performance' in der zweiten Saisonhälfte der WEC angepasst wird. Aber das wäre, als würde man den Brunnen erst zudecken, wenn das Kind schon hineingefallen ist", ätzte man bei Ferrari.

In der Herstellerwertung fehlen auf Porsche aktuell aber nur zwei Zähler, in der Fahrerwertung 15 bzw. 16 Punkte. Die Titelchancen sind demnach intakt, dennoch wird am Ende der Saison vor allem die Schmach von Le Mans in Erinnerung bleiben.