Nach zwei herben Niederlagen gegen Audi in Silverstone und Spa-Francorchamps war Analysearbeit bei Toyota angesagt. Den Schuldigen hat man schnell gefunden: Audi hat beim 2013er R18 e-tron quattro das Gemisch angereichert, was zu einem großen Sprung bei der Leistung geführt hat. Das schwierige Balancing zwischen Benzin- und Dieselfahrzeugen sei damit aus dem Gleichgewicht geraten, beklagen sich die Kölner. Der jetzige Audi habe "60 bis 100 PS mehr als wir, nachdem sie das Gemisch gegenüber dem letzten Jahr angefettet haben", so der Technische Direktor bei Toyota, Pascal Vasselon.

Nach Toyota-Rechnungen habe der Spritverbrauch bei Audi um 20 Prozent zugenommen. In der auf Effizienz badachten Endurance-Weltmeisterschaft wäre das gegen den Geist des Reglements. Dass Toyota in Spa lange Zeit mit Audi mithalten konnte, täuscht nicht darüber hinweg, dass senie eine echte Chance hatten, wie ein Teammitglied gegenüber Daily Sportscar klar machte: "Basierend auf dem, was wir in Spa gesehen haben, hatten wir keine Chance, zu gewinnen und haben kaum eine Chance in Le Mans." Außer, der Diesel wird noch eingebremst. Toyota betont, dass man dem ACO keinen Vorwurf mache. Es scheint, als hätten die Audi-Ingenieure das Reglement ausgehebelt.

Toyota hofft nun, dass die planmäßige Evaluierung der Balance of Performance zwischen Benzinern und Dieseln nach den ersten zwei Rennen der Saison zu einer Anpassung führt. Problematisch ist jedoch dabei, dass Toyota nur in Spa den neuen TS030 Hybrid an den Start gebracht hat. Andererseits zeigte sich anhand der japanischen Vorjahresfahrzeuge, wie sich das Bild verschoben hat: Konnte Audi 2012 noch länger fahren als die Toyota TS030 Hybrid, so kamen die R18 e-tron quattro 2013 regelmäßig vor den Toyota an die Box.

Audi verteidigt sich

Audi wiederum will sich den Vorwurf nicht gefallen lassen, man würde mehr Sprit als nötig verbrennen: "Seit Audi in Le Mans an den Start geht, ist Effizienz von zentraler Wichtigkeit - eine Kernkompetenz der Marke mit den vier Ringen" rechtfertigen sich die Ingolstädter gegenüber Daily Sportscar. Audi habe seit dem Beginn des Le-Mans-Programms im Jahr 1999 große Fortschritte erzielt: So sei der Spritverbrauch zwischen 2000 und 2010 um über zehn Prozent gesunken, während die Durchschnittsgeschwindigkeit von 208 auf 225 km/h angestiegen sei.

"Der Meilenstein des ersten Hybrid-Sieges steht in Verbindung mit einer weiteren signifikanten Effizienzsteigerung: Der Verbrauch ist auf 33,34 Liter gesunken, womit Audi ihn um weitere zehn Prozent gegenüber dem Sieg im Jahr davor reduziert hat." 2013 stünden die Weiterentwicklung des Ultraleichtbaudesigns, der Aerodynamik, der Fahrerassistenzsysteme sowie die Zuverlässigkeit und nicht zuletzt Effizienz ganz oben auf der Agenda.

Audi-Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich ergänzt: "Kein anderer Autohersteller hat in einer solch kurzen Zeitspanne so viel Erfolg gehabt und so viel Technologie in Le Mans entwickelt wie Audi. Le Mans hat für eine lange Zeit den Weg in die Zukunft gewiesen. Die Regeln erlauben Innovationen und die besten Effizienzlösungen, wie es keine andere Rennserie tut." Ob das ausreicht, um eine Veränderung des Balancings zu verhindern, wird sich in den verbleibenden Tagen bis Le Mans zeigen.