Das Moto2-Aus von Kiefer Racing ist besiegelt. Zwar lässt die offizielle Starterliste für 2020 noch auf sich warten, doch die Planungen des deutschen Traditionsteams laufen alle in Richtung Superbike-WM. Das bestätigte Teamchef Jochen Kiefer in Aragon gegenüber Motorsport-Magazin.com. Die wichtigsten Fragen zur Vorbereitung des WSBK-Einstiegs:

Was plant Kiefer Racing für 2020?

Kiefer strebt aktuell zwei Startplätze in der Superbike-Klasse der WSBK an. Serienchef Gregorio Lavilla hat grundsätzliches Interesse an einer Teilnahme des sportlich renommierten Rennstalls an seiner Serie bekundet. Allerdings drängt die Zeit, denn bereits Anfang Oktober will Lavilla seine Startaufstellung für die kommende Saison fixiert haben.

Zu diesem Zweck reist Jochen Kiefer am kommenden Wochenende nach Magny-Cours um weitere Gespräche mit den Verantwortlichen zu führen. Eine konkrete Deadline für einen finalen Deal gibt es allerdings nicht, denn im Gegensatz zu den drei Klassen der Motorrad-WM sucht die WSBK händeringend nach neuen Teams, da die Grid 2019 nur 18 Stammfahrer umfasst.

Um welches Motorrad bemüht man sich?

Gespräche gab es mit Ducati, Yamaha und BMW. Vor allem der Münchner Konzern soll offene Ohren für eine mögliche Kooperation haben. Seit dem neuen Vorstand Dr. Markus Schramm weht ein anderer Wind bei BMW Motorrad, was unter anderem der in diesem Jahr erfolgte Wiedereinstieg in die Superbike-WM mit der neuen S1000R zeigt.

Da das Bike aber noch nicht auf dem Level der Konkurrenten von Ducati, Kawasaki und Yamaha ist, soll BMW ein Interesse an einer Vergrößerung seines Superbike-Kontingents haben. Bislang stellt man dort lediglich zwei Bikes im Werksteam und hinkt den Gegnern somit hinterher. Als Idealvorstellung bezeichnete Kiefer ein von BMW unterstütztes "Semi-Werksteam".

Welche Fahrer kommen in Frage?

Sollte die BMW-Option realisierbar sein, darf sich Markus Reiterberger berechtigte Hoffnungen auf einen der beiden Plätze machen. Der Bayer war stets markentreu und kennt die S1000R aus der laufenden Saison. Kiefer betont, ein deutsches Team mit deutschen Fahrern zu machen, weshalb er auch bereits alle anderen verfügbaren Fahrer kontaktiert hat.

Neben Reiterberger sind auch Philipp Öttl, Lukas Tulovic und Jonas Folger noch ohne Job für die kommende Saison. Während der Liveübertragung des Aragon-GP auf DAZN, bei der Cortese als Co-Kommentator im Einsatz war, stellte er aber eine Entscheidung in der kommenden Woche in Aussicht und bezeichnet einen Verbleib bei Yamaha als attraktivste Option.

Müsste Kiefer seine Crew für die WSBK verändern?

Ein Einsatz in der Superbike-WM mit zwei Motorrädern erfordert nicht mehr Manpower als ein Zwei-Mann-Team in der Moto2. Bis auf einen Data-Recording-Spezialisten hat Kiefer seine Truppe schon zusammengestellt.

Woran könnte das Superbike-Projekt noch scheitern?

Der große Knackpunkt ist die Finanzierung. Selbst im Zuge eines "Semi-Werksteams" mit Unterstützung von BMW müssen Sponsoren für dieses Projekt gefunden werden. Kein leichtes Unterfangen, da die Superbike-WM für deutsche Unternehmen wohl noch unattraktiver sein dürfte als die Motorrad-WM. Und schon in der Weltmeisterschaft sind deutsche Geldgeber rar gesät. Sollte die Superbike-Klasse nicht finanzierbar sein, stellt die Supersport-WM eine billigere Alternative dar. Dort könnte Kiefer aber nicht mit BMW zusammenarbeiten, da der Konzern aktuell kein Supersport-Bike im Aufgebot hat. Ein Großengagement mit Plätzen in beiden Klassen schloss Kiefer aus.