Superbike-Action vom feinsten am Samstagnachmittag in Magny-Cours: Ein starker Regenschauer hatte die Strecke völlig geflutet, vor dem Rennen verzogen sich die Wolken aber und die Sonne brannte auf den Asphalt. Die Strecke trocknete und die Piloten mussten sich zwischen Regenreifen, Intermediates oder Slicks entscheiden. Die goldrichtige Entscheidung traf Chaz Davies mit den Inters. Kawasaki betreibt mit den Rängen drei und vier Schadensbegrenzung.

Die Schlüsselszene

Das für Chaz Davies entscheidende Manöver lancierte er bereits vor dem Rennstart. Im Gegensatz zu den Kawasaki- oder Honda-Piloten ging er nicht mit Regenreifen in den ersten Lauf von Magny-Cours, sondern setzte auf bereits abtrocknender Strecke auf Intermediates. Die ideale Wahl, wie sich im letzten Renndrittel herausstellen sollte.

Der Rennfilm

Start: Die Top-Vier Jonathan Rea, Tom Sykes, Chaz Davies und Sylvain Guintoli biegen in dieser Reihenfolge in Kurve eins ein, doch dann beginnt sich das Feld durchzumischen.

1. Runde: Chaz Davies fällt im ersten Umlauf aus den Top-Ten, er hat mit den Intermediates große Probleme. Die Hondas mit Hayden und van der Mark machen dafür Platz um Platz gut und jagen die Kawasakis an der Spitze. Da setzt sich Sykes vor seinen Teamkollegen Rea an die Spitze. Die Top-Vier fahren allesamt Regenreifen.

2. Runde: Nicky Hayden setzt seinen Vormarsch fort und schnappt sich in der Adelaide-Haarnadel Jonathan Rea - Platz zwei. Doch Rea kann kontern und holt sich bis zum Ende der Runde den zweiten Rang wieder zurück.

3. Runde: Van der Mark geht an Hayden vorbei, wenig später lässt aber Leon Camier mit der MV Agusta beide Hondas hinter sich und ist somit neuer Dritter, nur noch hinter den Kawasakis von Sykes und Rea.

4. Runde: Lorenzo Savadori überholt van der Mark, der nun nur noch Sechster ist. Savadori schnappt sich wenig später auch Hayden und ist bereits Vierter. Hayden kommt für einen Reifenwechsel an die Box und holt sich Slicks für vorne und hinten.

7. Runde: Camier geht auf's Ganze! Er drückt sich in der Adelaide-Haarnadel an Rea vorbei und ist neuer Zweiter, Sykes liegt direkt vor ihm. Camier hat die Chance auf den ersten Sieg der WSBK-Geschichte für MV Agusta. Mit van der Mark kommt auch der zweite Honda-Pilot an die Box und wechselt auf Slicks, zahlreiche Piloten machen es ihm nach. Die Spitze bleibt aber auf Intermediates draußen.

8. Runde: Camier überholt mit einer exakten Kopie seines Manövers gegen Rea auch Sykes und geht in Führung.

9. Runde: Rea verliert einen weiteren Platz. Savadori verweist ihn auf Rang vier. Hayden muss seine Honda unterdessen mit technischen Problemen an der Box abstellen.

10. Runde: Camier fliegt an der Spitze regelrecht und liegt bereits mit mehr als zwei Sekunden Vorsprung in Führung. Am Ende der Runden kommen beide Kawasakis an die Box. Rea wählt einen Intermediate für das Hinterrad, Sykes einen Slick. Vorne setzen beide auf Slicks.

11. Runde: Camier und Savadori führen zwar deutlich, sind aber rund eine Sekunde langsamer als der auf Intermediates gestartete Davies und rund drei Sekunden langsamer als der bereits auf Slicks gewechselte Michael van der Mark. Der Niederländer liegt aber fast 40 Sekunden zurück.

12. Runde: Davies überholt Alex de Angelis und ist Dritter. Gut zehn Sekunden vor ihm liegen Camier und Savadori, die aber deutlich langsamer sind als er.

15. Runde: Savadori übernimmt die Führung! Er geht an Camier vorbei. Davies liegt aber nur noch drei Sekunden zurück. Vierter ist Matthieu Lagrive. Van der Mark fehlen als Sechstem etwa 20 Sekunden, dem Kawasaki-Duo auf den Rängen acht und neun etwas mehr als 30.

16. Runde: Sykes geht wieder an Rea vorbei. Davies schnappt sich Savadori und Camier ohne Probleme und führt das Rennen nun an. Fünf Runden müssen seine Intermediates noch überstehen.

17. Runde: Sykes und Rea überholten Fores und de Angelis, dabei kommt es fast zur Kollision der Kawasaki-Teamkollegen.

18. Runde: Davies fährt an der Spitze nun auf und davon. Fast zehn Sekunden hat er bereits Vorsprung. Van der Mark fehlen noch 15 Sekunden.

19. Runde: Van der Mark ist an Camier vorbei und neuer Dritter. Wenig später überholt er auch Savadori ohne Probleme. Die Slicks an seiner Honda liefern ihm viel mehr Grip.

20. Runde: Sykes fährt plötzlich auf Podiumskurs. Er hat sich in kürzester Zeit auf Rang drei nach vorne gekämpft, Rea liegt aber nur zwei Ränge hinter ihm.

21. Runde: Rea überholt noch Savadori und sichert sich Rang vier.

Ziel: Chaz Davies gewinnt mit einer taktischen Meisterleistung und ohne Boxenstopp Lauf eins in Magny-Cours. Der früh an die Box gekommene Michael van der Mark wird Zweiter vor den Kawasaki-Rivalen Tom Sykes und Jonathan Rea. Lorenzo Savadori landet auf Rang fünf vor Matthieu Lagrive. Der lange führende Leon Camier muss sich mit P7 begnügen. Xavi Fores wird Achter vor Sylvain Guintoli und Alex de Angelis. Alex Lowes beendet das Rennen als Elfter vor Joshua Brookes, der als einziger Pilot auf Slicks gestartet war. Roman Ramos, Jordi Torres und Luca Scassa holen die letzten WM-Punkte.

So erging es Markus Reiterberger und Dominic Schmitter

Ein Tag zum Vergessen für die deutschsprachigen Piloten. Markus Reiterberger konnte sich von Startplatz 19 aus nie wirklich nach vorne kämpfen und beendete das Rennen auf einem enttäuschenden 17. Rang. Der Althea-BMW-Pilot hat auf nasser Strecke definitiv mehr drauf. Dominic Schmitter, im Nassen noch mit großen Problemen, fuhr am Beginn weit abgeschlagen dem Feld hinterher, ehe er nach acht Runden aufgab.

Die Stimmen vom Podium

Chaz Davies (Sieger, Ducati): "Meine Reifenwahl war sicher ein großer Poker. Ich musste im Rennen sehr viel überlegen: Wie schnell trocknet die Strecke auf? Wie nass ist es noch? Wie stark ist der Wind? Wie warm ist es? Wie viele Bikes sind vor mir? Ich habe mir Sorgen gemacht, dass es nicht schnell genug trocknet, denn der Intermediate ist von der Mischung her dem Slick sehr ähnlich. Da habe ich die ersten Runden nur versucht, im Rennen zu bleiben. Die Jungs an der Spitze konnten sich aber nie extrem absetzen, also habe ich einfach gewartet, bis sich das Blatt zu meinen Gunsten wendet. Als ich dann zwei bis drei Sekunden schneller pro Runde war habe ich Vollgas gegeben und konnte so den Sieg holen. Ich freue mich wahnsinnig."

Michael van der Mark (Zweiter, Honda): "Die Reifenwahl war heute extrem schwierig. Ich habe am Start gesehen, dass Chaz mit dem Intermediate etwas pokert, aber ich habe mich mit den Inters nicht gut gefühlt. Also bin ich mit Regenreifen losgefahren, die aber immer schlechter wurde. Das war echt frustrierend, also habe ich auf Slicks gewechselt. Die Entscheidung war richtig und ich bin immer schneller geworden, am Ende hätte es fast noch für den Sieg gereicht. Ich bin aber auch so glücklich, denn nach ein paar schwierigen Rennen haben wir dieses Podium gebraucht."

Tom Sykes (Dritter, Kawasaki): "Leider konnte ich heute nur ein paar Punkte auf Jonathan gutmachen. Über das Podium freue ich mich aber dennoch, denn das Rennen heute war ein großer Poker. In Deutschland ist es am Ende ja nicht so gut gelaufen, also war es wichtig, ins Ziel zu kommen. Ich wollte eigentlich schon früher auf den Slick wechseln, aber es war so auch noch gefährlich. Einmal wäre ich fast gestürzt. Am Ende war es aber ein gutes Rennen in dem wir ziemlich gut kalkuliert haben. Das freut mich."

Die Lehren aus dem Rennen

  • Auch bei einem verrückten Rennverlauf sind die üblichen Verdächtigen an der Spitze zu finden
  • Tom Sykes kann Jonathan Rea weiterhin nicht viele Punkte abnehmen
  • Die deutschsprachigen Piloten haben im Rennen noch Aufholbedarf