Für den WSBK-Tross geht es am kommenden Wochenende zum dritten Mal in dieser Saison zu einem Überseerennen. Nach dem Saisonauftakt auf Phillip Island und der Station im malaysischen Sepang steht nun die legendäre Strecke von Laguna Seca auf dem Programm der Superbike-Weltmeisterschaft. Der erste und zugleich letzte Halt in dieser Saison auf dem amerikanischen Kontinent bildet das fünftletzte Rennwochenende des Jahres, der Titelkampf geht also schön langsam in die heiße Phase.

Champion weiterhin souverän

Die besten Karten im Fight um die Weltmeisterkrone hat im Moment Titelverteidiger Tom Sykes. Auch wenn der Kawasaki-Pilot zuletzt in Portimao im zweiten Lauf nur als Achter die Zielflagge sah, konnte er seinen Vorsprung in der Gesamtwertung aufgrund eines Sieges in Lauf eins dennoch ausbauen. Er liegt nun bereits relativ komfortabel mit 43 Zählern Abstand vor seinem ersten Verfolger Sylvain Guintoli auf Aprilia in Führung. Fünf Punkte hinter dem Franzosen lauert sein Landsmann auf der zweiten Werks-Kawasaki, Loris Baz. Nur einen weiteren Zähler dahinter liegt Pata-Honda-Mann Jonathan Rea.

Die Strecke: Mythos Corkscrew

Kaum eine Rennstrecke auf dieser Welt wird so stark vom Mythos einer einzigen Kurve dominiert wie Laguna Seca. Die spektakuläre Corkscrew-Schikane, zu Deutsch Korkenzieher, lieferte immer wieder den Stoff, aus dem Legenden sind. Wer in dieser Kurve, die blind angebremst wird und dann steil bergab durch eine Links-Rechts-Kombination führt, ein Überholmanöver wagt, ist im Olymp des Rennsports angekommen. Vor allem in der MotoGP sorgten Valentino Rossi mit seiner Attacke gegen Casey Stoner 2008 oder Marc Marquez gegen Rossi im Vorjahr für Schlagzeilen.

Marc Marquez kopierte im Vorjahr Rossis Manöver von 2008, Foto: Repsol Honda
Marc Marquez kopierte im Vorjahr Rossis Manöver von 2008, Foto: Repsol Honda

Doch auch der Rest der nur 3,610 Kilometer langen Strecke in Kalifornien hat es in sich. Der Kurs verfügt praktisch über keine Gerade, weshalb die Fahrer kaum Zeit haben, sich auszurasten. Sieben Mal nach links und fünf Mal nach rechts geht es auf der Berg- und Talbahn.

Laguna Seca war bereits von 1995 bis 2004 Teil des WSBK-Kalenders, im Vorjahr feierte die Superbike-Weltmeisterschaft. Tom Sykes gewann das erste Rennen 2013, Eugene Laverty Lauf zwei. Rekordsieger sind Troy Corser, John Kocinski und Ben Bostrom mit je drei Erfolgen.

Sykes hofft auf Jubiläumserfolg

Weltmeister Tom Sykes bestreitet im ersten Lauf von Laguna Seca ein Jubiläumsrennen. Es wird sein 150. Start in der Superbike-Weltmeisterschaft werden. Der Vorjahressieger kommt mit breiter Brust in die USA: "Im letzten Jahr war ich dort sehr erfolgreich. Es war mein erstes Rennen in Laguna Seca und ich konnte gleich gewinnen, aber leider hatten wir im zweiten Lauf Probleme. Dieses haben wir aber ausgeräumt, also komme ich mit einem guten Gefühl zurück."

Erstmals in Laguna Seca am Start ist sein Kawasaki-Teamkollege Loris Baz, der das USA-Wochenende im Vorjahr aufgrund einer Verletzung verpasste. "Ich muss das Layout der Strecke erst kennenlernen, aber ich bin mir sicher, dass das kein großes Problem sein wird. Dort können wir sicher ein gutes Ergebnis einfahren, denn der Kurs ist ähnlich wie Portimao mit den vielen Bergauf- und Bergabpassagen und dafür haben wir ein paar sehr positive Dinge herausgefunden", erklärt der Franzose.

Guintoli: Mit vollem Risiko WM offen halten

Sylvain Guintoli ist in der Superbike-Weltmeisterschaft erster Verfolger von Tom Sykes. Doch auch er hat schon 43 Punkte Rückstand auf den Titelverteidiger. Deshalb gibt es für den Franzosen in den USA nur Vollgas: "Laguna Seca ist das letzte Wochenende vor der Sommerpause und wir müssen, wie schon in Portugal, alles geben um den Kampf um die Weltmeisterschaft weiterhin offen zu halten. Im Moment ist das unsere einzige Möglichkeit."

Marco Melandri muss den Titel nach den Wochenenden in Misano und Portimao wohl abschreiben. "Ich freue mich darauf, endlich wieder drei Tage lang schönes Wetter zu haben, an denen ich demonstrieren kann, was wirklich in mir steckt. Ich habe eigentlich nichts mehr zu verlieren, also werde ich vom Start bis zum Ziel voll attackieren", verspricht der Italiener.

Rea will Erfahrungsminus schnell wettmachen

Jonathan Rea ist derzeit so etwas wie der Mann der Stunde in der Superbike-Weltmeisterschaft. Bereits vier Siege konnte der Honda-Pilot in dieser Saison einfahren, einen davon zuletzt in Portugal. In Laguna Seca muss er aber erst einmal Erfahrung sammeln, nachdem er 2013 verletzt aussetzen musste. "Hoffentlich kann ich den Nachteil, das Rennen im Vorjahr wegen einer Verletzung verpasst zu haben, schnell wettmachen. Wir kommen mit einem Sieg im Rücken nach Laguna Seca und wollen dieses Momentum mit in die Sommerpause nehmen", macht Rea klar.

Im Regen von Portimao war Rea nicht zu schlagen, Foto: WorldSBK.com
Im Regen von Portimao war Rea nicht zu schlagen, Foto: WorldSBK.com

Sein Teamkollege Leon Haslam hat in diesem Jahr bisher noch deutlich mehr zu kämpfen, sieht aber nun einen Sprung nach vorne mit seinem Arbeitsgerät: "Ich war in Portimao mit den Fortschritten am Motor und der Chassis-Abstimmung sehr zufrieden und denke, dass die CBR, wenn sich das alles erst einmal gut gelaufen hat, sehr gut zu der speziellen Charakteristik von Laguna Seca passen wird."

Suzuki: Mit Podiumsplätzen in die Sommerpause

In den vergangenen vier Weltmeisterschaftsläufen in Misano und Portimao blieb das Team von Voltcom Crescent Suzuki mit Eugene Laverty und Alex Lowes ohne eine einzige Podiumsplatzierung. "Die letzten paar Rennen waren nicht leicht für uns, aber ich werde alles geben, um mich wieder nach vorne zu kämpfen. Die Suzuki hat im letzten Jahr in Laguna Seca gut funktioniert und es wäre schön, wenn wir mit ein paar Podiumsplatzierungen in die Sommerpause gehen könnten", meint Laverty. Für Teamkollege Lowes wird in den USA ein kleiner Traum wahr: "Laguna Seca ist eine neue Strecke für mich, aber sie sollte der Charakteristik unseres Motorrads gut entgegen kommen. Ich kann es kaum erwarten, endlich auf die Strecke gehen, denn es war immer schon ein Traum von mir dort zu fahren und den Corkscrew selbst zu erleben."

Ducati-Piloten ziehen Optimismus aus der Vergangenheit

Davide Giugliano stand in der vergangenen Saison in den USA kurz davor, seinen ersten Lauf in der Superbike-Weltmeisterschaft zu gewinnen. Am Ende musste er sich auf seiner Aprilia aber Tom Sykes um 112 Tausendstelsekunden geschlagen geben. Nun greift der Italiener auf einer Ducati im Werksteam an: "Laguna Seca kommt meinem Fahrstil entgegen und im Vorjahr war ich im zweiten Rennen extrem nah am Sieg dran. Nach dem Podium von Portimao kommen wir noch entschlossener nach Amerika."

Davide Giugliano zeigte im Vorjahr in Laguna Seca groß auf, Foto: Althea Racing
Davide Giugliano zeigte im Vorjahr in Laguna Seca groß auf, Foto: Althea Racing

Auch Chaz Davies auf der zweiten 1199 Panigale spricht sich Mut zu: "Sowohl Davide als auch ich haben hier schon gute Resultate geholt. Ich bin 2013 auf das Podium gefahren und es war schon immer eine meiner Lieblingsstrecken. Wir haben in Portimao einen weiteren Schritt nach vorne gemacht und ich bin zuversichtlich, dass das Bike an diesem Wochenende gut funktionieren wird."

EVO-Klasse: Jagd auf Salom

An den bisherigen acht Rennwochenende der WSBK-Saison 2014 dominierte David Salom in der neu geschaffenen EVO-Kategorie oftmals nach Belieben und führt die interne Wertung souverän an. Im Vorjahr konnte der Spanier in Laguna Seca bereits erste Erfahrungen auf einem Kawasaki-Superbike machen. "Ich bin dort in der vergangenen Saison als Ersatzpilot für Loris gefahren und habe mich wohl gefühlt. Es sollte für mich möglich sein, wieder um den Sieg in der EVO-Klasse zu kämpfen", so Salom. Die Ränge neun und elf im Vorjahr lassen des ebenfalls vermuten.