Bei Suzuki begann die Saison 2010 stark, stagnierte zur Saisonmitte und fiel zum Ende ab. Eigentlich recht schade, wenn man bedenkt, dass das kleine Werk lange Zeit der beste Widersacher für Aprilia war, dank Leon Haslam und einem überraschend starken Sylvain Guintoli.

Die Wintertestfahrten zur neuen Superbike Saison, hatten bereits aufgezeigt, dass Suzuki-Neuling Leon Haslam ausgezeichnet mit der GSX zurecht kam. Konstant fuhr der Engländer unter die Top-3, doch bekanntlich sind Tests und Rennen zwei verschiedene paar Schuhe, also hieß es abwarten. Nicht so beim 27-Jährigen, der beim Auftakt auf Phillip Island einen Sieg holte und die ersten fünf Läufe jeweils in den Top-2 beenden konnte. Damit setzte er sich an die Spitze der WM-Wertung, eine Situation die zwar sein Alstare Team begrüßte, Suzuki aber überhaupt nicht in die Planung passte, denn schon vor Saisonbeginn hatte man beschlossen, keine Entwicklungsarbeit in der Superbike zu leisten. Anstelle sich über die Chance zu freuen, sie zu ergreifen und alles zu geben, um die GSX-1000RR weiter zu entwickeln, erwies sich das japanische Werk als schwerfällig wie ein Koloss.

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Trotz Erfolgen auf dem Abstellgleis, Foto: Alstare
Trotz Erfolgen auf dem Abstellgleis, Foto: Alstare

Während neben Haslam auch Rookie Sylvain Guintoli zeigte, dass mit der Suzuki einiges zu erreichen sein könnte, entschieden sich die Köpfe an der Führungsspitze gegen einen zusätzlichen Kraftaufwand und Unterstützung beim Kampf gegen einen immer weiter erstarkenden Max Biaggi und der Aprilia. Die italienische Konkurrenz hingegen, ging den entgegen gesetzten Weg und zog davon, andere Teams und Werke holten von hinten auf. Bereits vor der Sommerpause flachte die Leistungskurve vom Biaggi-Hauptkonkurrenten immer weiter ab - teils durch eigene Fehler, teils aber auch aufgrund von mangelnder Unterstützung auf technischer Seite. Die Vorgabe lautete, arbeitet mit dem was ihr habt, mehr bekommt ihr nicht - eine frustrierende Situation für Fahrer und Team, die sich die Möglichkeit erarbeitet hatten, um einen WM-Titel mitzukämpfen. Eine Situation in der Suzuki in den vergangenen Jahren wahrlich nicht häufig war, trotz Podestplätzen und starker Phasen.

Haslam war über die mangelnde Unterstützung enttäuscht, was sich vor allem nach der Sommerpause bemerkbar machte - damals war für den Engländer bereits klar, dass er weder Unterstützung von Suzuki bekommen würde, noch eine Zukunft im Team hat. Der Plan des Werkes sah es schlicht nicht vor. Guintoli hingegen hatte die Leistungsgrenze noch nicht ausgereizt und schaffte es, sich weiter der Spitze zu nähern und gute Ergebnisse einzufahren, während der Engländer die Ausfälle von Miller Park im Kopf hatte und Stürze in den Knochen. Das Wochenende von Kyalami war das letzte, bei dem Haslam perfekt aufgestellt war, doch danach folgten noch 14 Läufe und sechs Biaggi-Siege.

Auf einen starken Guintoli hatte Suzuki wohl nicht gewettet, auch er musste gehen., Foto: Börner
Auf einen starken Guintoli hatte Suzuki wohl nicht gewettet, auch er musste gehen., Foto: Börner

Dennoch versuchte der dreifache Sieger von 2010 sich für das letzte Drittel der Saison noch einmal zu motivieren und sich nicht seinem Schicksal zu ergeben. Dadurch kam zumindest die Lockerheit zurück und das Alstare Team konnte sich über gute Ergebnisse von beiden Stammfahrern freuen.

Was bleibt sind 197 Punkte und Platz sieben für Sylvain Guintoli, der durch seine guten Top-8 Leistungen durchaus beweisen konnte, dass er kein Fehlgriff war, wie noch vor der Saison von einigen vermutet. 376 Punkte für Leon Haslam und ein dritter Platz für Suzuki, mit der bitteren Erkenntnis für das Alstare Team, dass man anstelle des Vize-Fahrertitels vielleicht auch den WM-Titel hätte holen können, wenn man nicht den Vor-Saison-Planungen gefolgt wäre. Langfristig gesehen dürfte auch für Suzuki ein WM-Titel als Vermarktungsmittel mehr Wert sein, als eine aufgegebene Saison und die Ersparnisse in der Superbike.