Oh Gott, so etwas habe ich noch nie erlebt. Indianapolis geht leider im negativen Sinne in die Geschichte ein. Ich versuche das Drama mal chronologisch aufzudröseln...

Im Grunde ist Indy immer eine Reise wert! Tolle Stimmung, schöne Strecke, zwei Qualis und zwei Rennen - aber irgendwie hatten die Mechaniker hier immer gut zu tun.

Meine Jungs hatten schon direkt im freien Training die erste "Stresseinheit": Sie mussten ein defektes Getriebe tauschen. Dauer: 60 Minuten - dann stand schon das 1. Quali an! Aber für Büffel und Patrick kein Problem! Geil gemacht, nach 55 Minuten war Nummer 39 wieder einsatzbereit - das ist Rekord! Und von mir geputzt und gereinigt!

1. Quali:

Zunächst lief es ordentlich. P4 obwohl die Runde nicht sonderlich gut war. Auch am Setup gab es noch Verbesserungspotential. Zum Ende des Trainings ging es mit einem neuen Satz Reifen und einigen Fahrwerksänderungen zurück auf die Strecke. Alle werden schneller. Auch mein Auto lag deutlich besser und ich erwartete eine gute Zeit. P8 und nur 0,1 schneller! Was war los? Wie schon öfter hatte der Motor im warmen Zustand plötzlich weniger Leistung. Den Grund kann auch Porsche nicht nachvollziehen. Für mich eine erneut wenig gut aussehende Situation.

2. Quali:

Mit neuem Motorsteuergerät geht's auf die Reise. Eine Rundenzeit bringe ich leider nicht zusammen. Marc Benz kam plötzlich nach einem Verbremser aus einem Notausgang und scherte direkt vor mir ein. Er fuhr so schnell, dass ich dachte er fährt voll weiter. Leider bremste er vor der nächsten Kurve länger und härter als erwartet. Er wollte mich vorbei lassen! Eine kleine Berührung und schon waren die Kühler hin.

Jetzt kommen wieder Büffel und Patrick ins Spiel. Zwischen Quali und Rennen ist nur wenig Zeit. Wieder schuften alle wie die Wilden. Ich putze und kehre um mein Leben - mein Auto war nämlich im Kies. Aber wir werden wieder im letzten Moment fertig - gute Jungs! Auch die anderen Teammitglieder haben mitgeholfen. Applaus im ganzen Fahrerlager - Danke, eine tolle Anerkennung für jeden Mechaniker!

1. Rennen:

Mein Auto war wirklich gut, leider hat mir direkt am Start einer die komplette Scheibe eingeölt. Die Sicht war nicht so wirklich gut. Aber der Motor ging jetzt so wie es die Prospekte versprechen! Auf P4 liegend kam es dann zum totalen Superalbtraum für jeden Teamchef und Sponsor. Richard Lietz, mein Teamkollege, musste dem Kampflinie fahrenden Huisman auf der Start-Zielgeraden etwas ausweichen und übersah mich!

Ich war komplett auf Richards Wagenhöhe bevor er mich mit 251,9 km/h in die Mauer drückte. Oh, hat das geknallt! Zum Glück, obwohl die Aufhängung vorne Rechts gebrochen war, konnte ich den 997 ohne weitere Einschläge abstellen. Die Stimmung war natürlich nach dem Rennen sehr gut... zumal ich locker hätte Dritter werden können. Richard hat einfach nicht mehr mit mir gerechnet und sich voll auf Huisman konzentriert. Ein sehr teurer Fehler!

Jetzt kommen schon wieder Büffel und Patrick ins Spiel... Das Auto sah fürchterlich aus. Nur die Seitenwand hinten links hatte nichts. Sonst war alles hin! Achsträger und Aufhängungen vorne und hinten gebrochen. Keramikbremsscheiben hin, Türen, Schweller,Stoßstangen, die Seitenwände... Auch der Motorblock und die Wasserpumpe hatten Risse. Einfach zum Heulen. Vom Punktverlust ganz zu schweigen. Aber wieder haben alle geackert bis zu Umfallen. Das Auto wurde kurz vorm Start fertig. Meine tiefste Verneigung! So viel Arbeit hatten die Mechniker an meinem Auto noch nie. Konnte es noch schlimmer kommen?

2. Rennen:

Letzter Startplatz bei über 30 Autos. Dann ein intergalaktischer Start! Ich hatte locker schon vor Kurve 1 zehn Autos überholt - aber jetzt kam das nächste Drama...

Der von Alzen umgedrehte Saelens steht für mich nicht zu sehen auf der Strecke. Ich treffe ihn vorne. Der eigentliche Superknall kam dann von der rechten Seite. Der amerikanische Teamkollege von Saelens trifft mich mit voller Wucht an der Seitenwand und der Hinterachse rechts. Danach hat sich der Wert meines 997 GT3 Cup auf ein Minimum reduziert: Schrott!

Ganz ehrlich, ich habe schon einige Sekunden gebraucht, um den Knall wegzustecken. Ich war zwar bei Bewusstsein, wollte aber nicht wirklich mit anderen Menschen sprechen! Aber nach zwei Minuten konnte ich schon wieder grinsen. Gary Hartstein, Nachfolger von Prof. Sid Watkins meinte, mein Start wäre ein Traum gewesen! Hört man gerne. Für meine Tolimit-Mannschaft geht ein Albtraum zu Ende. Sie tun mir wirklich leid!

Der Besuch im Indianapolis Hospital hat folgendes ergeben: Ich war in der Röhre, Hals und Wirbelsäule okay, Resthirn noch vorhanden! Na dann, Ihr hört von mir...