Spannung und Dramatik beim Saisonfinale des Porsche Mobil 1 Supercup in Monza - und ein überragender René Rast als großer Gewinner: Mit seinem vom Lechner Racing Team eingesetzten 450 PS starken Porsche 911 GT3 Cup holte der Titelverteidiger aus Frankfurt auf dem Grand-Prix-Kurs im Königlichen Park seinen fünften Sieg in dieser Saison - und kürte sich damit zum dritten Mal hintereinander zum Gesamtsieger im schnellsten internationalen Markenpokal der Welt.

Im Autodromo Nazionale di Monza war alles angerichtet für ein unvergessliches Finale. Die fünf Fahrer, die noch mit Titelchancen nach Italien gereist waren, standen auf den ersten fünf Startplätzen. Spannender geht's nicht. Die besten Karten im Titelkampf hatten René Rast und der Franzose Kévin Estre (Hermes Attempto Racing), die vor dem letzten Rennen der Saison nur durch einen Punkt getrennt an der Spitze der Gesamtwertung lagen. Doch ihre Verfolger steckten keineswegs freiwillig zurück. Vor allem Norbert Siedler glaubte noch an seine Chance: Von der Pole-Position übernahm der Österreicher von VELTINS Lechner Racing die Führung, konnte sich aber trotz seiner neuen Reifen nicht entscheidend absetzen. Der Brite Sean Edwards (Konrad Motorsport) ging kurz nach dem Start an Kévin Estre vorbei und heftete sich ans Heck des Spitzenreiters. Hinter dem Franzosen folgte René Rast als Vierter.

Estre zeigt Nerven

Die Konstellation im Titelduell Rast gegen Estre war vergleichsweise klar: Wer vor dem anderen ins Ziel kommt, ist Meister. Entsprechend setzte René Rast, der in dieser Saison bereits die Rennen in Bahrain, Valencia, Silverstone und Hockenheim gewonnen hat, seinen Vordermann von Anfang an unter Druck. Zweifacher Supercup-Meister gegen den besten Rookie des Vorjahres - in diesem Fall war es ein ungleiches Duell: Kévin Estre ließ sich von dem ausgekochten Profi in der fünften Runde in einen Fahrfehler treiben, geriet in der berühmten Parabolica-Kurve kurz in den Kies neben die Strecke und machte dadurch den Weg frei für René Rast. Der war in diesem Moment Meister.

An der Spitze lieferten sich Norbert Siedler und Sean Edwards bis zur vorletzten Runde einen sehenswerten Zweikampf um den Sieg. Nach mehreren erfolglosen Angriffsversuchen verlor der Brite dann allerdings die Geduld und ging auf recht unsanfte Weise auf Tuchfühlung zum Spitzenreiter - was zur Folge hatte, dass beide aus der Spur gerieten und nach hinten durchgereicht wurden. Norbert Siedler landete auf dem achten Platz, Sean Edwards fuhr als Sechster ins Ziel, wurde von den Sportkommissaren aber disqualifiziert. Der lachende Dritte war René Rast. Mit all seiner Routine hatte er sich zuvor aus allen Rangeleien herausgehalten, war voll auf seinen dritten Titelgewinn fokussiert - und nutzte die unverhoffte Siegchance eiskalt aus.

Hinter dem Gesamtsieger der 20. Supercup-Saison belegte Kévin Estre den zweiten Platz und konnte sich als bester Rookie des Vorjahres über die Vizemeisterschaft freuen. Sein Teamkollege Nicki Thiim (Dänemark) wurde eine Woche nach seinem Sieg in Spa diesmal Dritter. Damit sicherte sich der Sohn des ehemaligen DTM-Meisters Kurt Thiim nicht nur den dritten Platz in der Gesamtwertung, sondern auch den Gewinn der Rookiewertung als bester Supercup-Neuling. Der Sieg in der Teamwertung ging an Hermes Attempto Racing.

Die Stimmen der Top-Drei

René Rast (Sieger):
"Ich kann noch gar nicht richtig fassen, was da heute passiert ist. Vor dem Rennen hätte ich nie damit gerechnet, dass es so gut für uns ausgeht, dafür war die Ausgangslage einfach zu schlecht. Aber unsere Taktik ist aufgegangen: Einfach mal abwarten und versuchen, Kévin in einen Fehler treiben. Das mit Norbert und Sean an der Spitze war dann noch das Tüpfelchen aufs i. Das war ein geniales Jahr für mich. Obwohl wir in drei Rennen nicht gepunktet haben, haben wir wieder den Titel gewonnen. Das war nur möglich mit einem so starken Team im Rücken. Dafür der Lechner-Mannschaft ein riesiges Dankeschön."

Kévin Estre (Zweiter):
"Das war ein sehr hartes Rennen. Natürlich bin ich enttäuscht, dass es so gelaufen ist. Ich hatte einen guten Start, doch René hat sehr viel Druck aufgebaut. In der Parabolica habe ich das Heck verloren und konnte echt froh sein, dass ich es überhaupt noch einmal zurück auf die Strecke schaffte. Glück hatte ich auch, als sich Norbert kurz vor Schluss drehte - ich schätze, ich habe sein Auto um einen Millimeter verpasst. Für unser Team ist diese Saison trotzdem ein Riesenerfolg."

Nicki Thiim (Dritter):
"Was für ein cooles Rennen. Das hat richtig Spaß gemacht. In meiner ersten Supercup-Saison Dritter in der Meisterschaft zu werden und die Rookiewertung zu gewinnen - viel besser kann man es wohl nicht machen. Wir hatten am Anfang des Jahres viele Probleme, die wir durch harte Arbeit gelöst haben. In der zweiten Saisonhälfte waren wir das beste Team."