Wie ist dir der Einstieg in den Porsche Supercup gelungen?
Michael Ammermüller: Ich bin über Walter Lechner reingekommen. Ein Bekannter von mir arbeitet für ihn, so ist der Kontakt entstanden und wir sind ins Gespräch gekommen. Mich hat der Supercup interessiert und es hat alles super gepasst, auch das Sponsoring von Veltins.

Auf welchem Niveau würdest du die Serie einordnen?
Michael Ammermüller: Wenn man sich die harten Kämpfe und das Niveau der Fahrer anschaut, ist das schon sehr nah an der GP2 dran. Jeder hat das gleiche Material und es gibt Fahrer, die schon ewig dabei sind. Das Auto ist schwer zu fahren und nicht zu vergleichen mit anderen Rennautos. Man muss seinen Fahrstil umstellen und braucht Zeit, bis man richtig schnell ist.

Wie sehr hast du darunter gelitten, damals aus dem Kader von Red Bull und aus der GP2 Serie zu fliegen?
Michael Ammermüller: Am Anfang war das nicht einfach, denn mein Ziel war immer die Formel 1. Ich wollte einen Stammplatz bekommen, aber ohne Red Bull und einen Sponsor war das schwierig, zudem kam 2008 die Finanzkrise hinzu. Dann habe ich mich in der A1 GP versucht, aber auch da hatten wir Probleme mit dem Geld und ich bin nur wenige Rennen gefahren. Danach war ich zwei Jahre im ADAC GT Masters unterwegs, für mich war das Fahren mit Dach eine sehr interessante Erfahrung. Allerdings fällt dort der Vergleich zur Konkurrenz schwer, da viele unterschiedliche Autos unterwegs sind. Aber es hat mir Spaß gemacht und ich habe auch einige Rennen gewinnen können.

Von 100 auf 0 von jetzt auf gleich

Musstest du dich als kommenden Star auch im Kopf umstellen und alles neu aufbauen?
Michael Ammermüller: So schlimm war es nicht, man ist ja ganz schnell unten, wenn es vorbei ist. Dann muss man schauen, dass man irgendwas zum Fahren findet. Kämpfen muss man sowieso überall, egal ob man in der GP2 oder im Supercup fährt. Wenn man vorne fahren will, ist es hier so hart wie in jeder anderen Serie auch.

2007 war die Welt für Ammermüller noch in Ordnung, Foto: Sutton
2007 war die Welt für Ammermüller noch in Ordnung, Foto: Sutton

Welche Perspektiven hast du im Porsche Supercup?
Michael Ammermüller: Es wird langsam besser. Wie es weiter geht, kann ich jetzt aber noch nicht sagen. Ich hoffe, dass die Resultate besser werden und ich weiter vorne mitkämpfen kann. Das Ziel eines jeden Rennfahrers ist es natürlich, in ein Werk zu kommen oder einfach um Siege zu fahren.

Es gibt viele Fahrer, die schon Jahre lang dabei sind. Was ist an dieser Serie so speziell?
Michael Ammermüller: Es gibt einfach kein perfektes Setup für jede Strecke. Man muss viele Kleinigkeiten herausfinden, bis man richtig schnell wird. Man kann nicht einfach einsteigen und schnell sein, die letzten zwei bis drei Zehntel sind besonders schwer. Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwierig wird. In Hockenheim habe ich wieder etwas Zeit gefunden, hoffentlich geht es so weiter.

Kommt es eher auf das Setup oder den Fahrstil an?
Michael Ammermüller: Jeder Fahrer hat eine eigene Feinabstimmung, gerade bei den Stabilisatoren. Da kommt jeder ein wenig anders mit zurecht. Der Fahrstil ist wichtig, man fährt eine ganz andere Linie, die man erst einmal finden muss. Auch mit der Keramik-Bremse ist es nicht einfach, die richtige Balance zu finden. Bei der Linienwahl muss man darauf achten, dass extrem viel Gewicht auf der Hinterachse liegt und vorne fast gar nicht. Auch die Aerodynamik existiert nicht, anders als im Formel-Auto.

Das nächste Ziel: Le Mans

Hat es dir geholfen, mit Lechner ein erfahrenes und gutes Team an deiner Seite zu haben?
Michael Ammermüller: Man hat immer einen Vorteil, wenn man in ein gutes Team einsteigen kann. Es hat mir auch einiges geholfen, dass ich die Daten mit meinem Teamkollegen vergleichen kann. Ich bin von Anfang an ganz gut klar gekommen, die ersten Rennen waren schon ganz okay. Vom Team her kann ich mich nicht beschweren, das passt schon.

Wie viel hilft dir deine Erfahrung mit anderen professionellen Teams, gerade in Sachen Datenverarbeitung?
Michael Ammermüller: Das bringt mir schon ein wenig, vor allem wenn man ein Problem hat und den Fehler sucht. Da kann man vielleicht etwas leichter analysieren. Allerdings sind die Daten technisch gesehen nicht so umfangreich, denn das Auto hat weniger Sensoren als ein GP2.

Wäre Le Mans langfristig gesehen eine Alternative zu Formel 1?
Michael Ammermüller: Vorstellbar ist das auf jeden Fall, es wäre schon ein Ziel, das ich gerne erreichen würde. Bei Audi bin ich ja schon ein wenig dabei, fahre VLN auf der Nordschleife, da bin ich quasi schon ein halber Werksfahrer. Vielleicht ergeben sich ja so Möglichkeiten, es ist alles offen. Mit ein bisschen Glück kann man überall hinein rutschen.

Macht dir die Langstrecke denn auch so viel Spaß?
Michael Ammermüller: Es ist schon anders. Man muss schauen, dass man nicht abfliegt oder Unfälle baut. Man muss konstant so schnell wie es geht fahren. Auf der Nordschleife fahren wir schon 100 Prozent, weil die Konkurrenz so stark ist. Man fährt Risiko und das volle Programm, wenn die Bahn frei ist. Man muss immer konzentriert sein und darf keine Fehler machen, sonst funktioniert das nicht.

Wäre Le Mans 2013 schon ein realistisches Ziel?
Michael Ammermüller: Da ist noch nichts im Gespräch. Bei Audi bin ich ja schon mit dabei, Porsche ist wohl noch zu weit weg. Ich bin aber für alles offen.