Schade! Eigentlich hatte ich vor dem Wochenende in Oscherleben ein gutes Gefühl gehabt, nachdem ich schon in Hockenheim gemerkt habe, dass ich in der Spitzengruppe mitfahren kann. Und dieser Eindruck hat sich auch im freien Training bestätigt. Ich bin zwar nur Dreizehnter geworden, aber das lag vor allem daran, dass ich im Gegensatz zu den meisten anderen vor mir auf gebrauchten Reifen unterwegs war. Im Qualifying wollte ich dann unter die ersten zehn kommen. Auch dieses Ziel habe ich als Achter erreicht.

Selbst das Rennen lief für mich zunächst nach Plan. Ich hatte keinen so schlechten Start und konnte meinen achten Platz halten. Dann habe ich aber relativ schnell gemerkt, dass das Auto richtig schlecht geworden ist. Aber ich wusste nicht, woran es lag. Zuerst dachte ich, dass ich einen Plattfuß hatte, weil sich auch das Fahrverhalten komplett änderte. So wurde ich bis auf Position 20 durchgereicht, bis meine Instrumente anfingen zu blinken, weil der Motor zu überhitzen drohte.

An der Box habe ich dann den Kern allen Übels entdeckt: Ein kleiner Stein ist mir in den Kühler geflogen, dadurch ist Kühlwasser ausgelaufen. Das hat zum einen zur Überhitzung geführt und zum anderen hat sich das Wasser auf dem Reifen verteilt, was für das schlechte Fahrverhalten verantwortlich war.

Trotzdem sehe ich das Rennen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich bin zwar wieder nicht in die Punkte gekommen, aber an meinem Ausfall trifft mich keine Schuld und ich konnte wie schon in Hockenheim vorne mitfahren. Ohne den Defekt wäre Platz 6 durchaus im Bereich des Möglichen gewesen.

Zeit, um mich von dem anstrengenden Wochenende zu erholen, habe ich aber nicht - im Gegenteil: In den zwei Wochen bis zum nächsten Rennen auf dem Eurospeedway stehen meine Abiturklausuren an. In dieser Woche werde ich in Englisch und Deutsch geprüft, danach folgen Mathe und BWL. Besonders die beiden letztgenannten Fächer werden schwer. Denn die Zeit zum Lernen war doch sehr knapp. Als Rennfahrer fährt man ja nicht nur Rennen. Hinzu kommen noch die Testfahrten und Fitnesstraining. Außerdem war ich in letzter Zeit viel für VW unterwegs.

Trotz Abistress - Rennfahren steht für René an erster Stelle., Foto: Susanne Roßbach
Trotz Abistress - Rennfahren steht für René an erster Stelle., Foto: Susanne Roßbach

So habe ich immer versucht, direkt in der Schule oder abends zu lernen. Selbst in Oschersleben habe ich mich in jeder freien Minute hingesetzt, aber es ist schwer, weil es an einem Rennwochenende eigentlich immer etwas zu tun gibt. Normalerweise braucht man ja Ruhe und einen freien Kopf, wenn man etwas lernt. Den habe ich hier nicht, aber es muss trotzdem irgendwie gehen. Beim Rennfahren hat mich der Gedanke ans Abi aber nicht eingeschränkt. Denn wenn ich auf der Strecke bin, konzentriere ich mich auf nichts anderes.

Umgekehrt hilft mir diese Konzentrationsfähigkeit, die man als Rennfahrer braucht, auch in der Schule. So kann ich mit Stresssituationen gelassener umgehen. Egal ob im Rennen oder in einer Prüfung - ich zeige was ich kann, und wenn es nicht besser geht, dann ist das halt so. Doch wenn ich mich selber unter Druck setze, oder gar Angst habe, dann bin ich auf der Strecke eher langsamer als schneller und in der Schule vergesse ich das, was ich gelernt habe.

Dennoch - im Gegensatz zu meinen Rennen gilt für mein Abitur die Devise: Hauptsache durchkommen, die Note ist nicht so wichtig. Ich habe so viele Tage in der Schule gefehlt, so dass es schon eine tolle Leistung wäre, wenn ich das Abi schaffe. Der Rennsport hat für mich nun einmal oberste Priorität, auch wenn es vielleicht andersherum sein sollte. Und im Moment möchte ich sowieso nicht studieren. Und selbst wenn es mit einer Karriere als Rennfahrer am Ende nicht klappen sollte, möchte ich irgendetwas anderes im Motorsportbereich machen. Aber natürlich ist es immer von Vorteil, das Abitur in der Tasche zu haben. Also, drückt mir in den nächsten zwei Wochen die Daumen! Und wenn Ihr schon dabei seid, dann lasst sie auch gleich für die Rennen auf dem Eurospeedway gedrückt!

Euer René Rast