Norbert Siedler feierte auf dem Red Bull Ring nicht nur seinen Heimsieg, sondern gleichzeitig auch den ersten großen Erfolg im schnellsten deutschen Markenpokal überhaupt. Zweiter wurde Nürburgring-Sieger Kévin Estre. Der Carrera-Cup-Rookie übernahm damit auch die Tabellenführung. Als Dritter jubelte in seinem erst sechsten Carrera-Cup-Rennen Porsche-Junior Klaus Bachler auf dem Podium. Der 20-Jährige ist knapp 20 Kilometer vom Rennkurs entfernt in der Steiermark aufgewachsen.

Überraschend war der Ausgang des Rennens deshalb, weil drei der Topfahrer, die auf den Plätzen zwei, vier und fünf über die Ziellinie fuhren, in der Wertung nach hinten gesetzt wurden. Der Grund: Sean Edwards, Jaap van Lagen und Edwards-Teamkollege René Rast und drei weitere Fahrer hatten unter gelber Flagge an einer Gefahrenstelle das Tempo nicht stark genug reduziert und wurden dafür mit einer 30-Sekunden-Zeitstrafe belegt.

Starker Auftritt des Lokalmatadors

Das Rennergebnis wäre für Porsche-Junior Bachler auch ohne Zeitstrafe der drei Routiniers vor ihm ein Grund zum Feiern gewesen. Denn der 20-Jährige lag beim Zieleinlauf nach einem ebenso fehlerfreien wie kämpferischen Rennen über die anspruchsvolle, 4,326 Kilometer lange Berg- und Talbahn auf Platz sechs - mit Sichtkontakt zur Spitze. Bachler hatte sich im Winter in einem zweistufigen Auswahlverfahren gegen Konkurrenten aus aller Welt durchgesetzt und erhielt einen der beiden begehrten "Ausbildungsplätze" als Porsche-Junior im Carrera Cup Deutschland.

Der Österreicher hatte seine Karriere im Alter von neun Jahren klassisch im Kartsport begonnen. 2007 glänzte er in der Formel Lista 2007 mit fünf Siegen und dem Titel in der Juniorwertung, zwei Jahre später sicherte er sich mit zehn Podiumsplätzen und zwei Siegen die Vizemeisterschaft im ADAC Formel Masters. In der vergangenen Saison belegte er im ATS Formel 3 Cup mit zwei Rennsiegen den dritten Gesamtrang.

Ammermüller beweist Konstanz

Als Vierter des sechsten Saisonlaufs wurde nach einem eher unauffälligen Rennen Lausitzring-Sieger Nicki Thiim gewertet. Hinter Thiim zeigte der ehemalige Formel-1-Testfahrer Michael Ammermüller mit einem weiteren fünften Rang Konstanz in seinem Debütjahr im Carrera Cup.

Zufrieden mit Rang sechs war Porsche-Junior Michael Christensen. Er hatte bereits auf dem Lausitzring mit Platz drei im Qualifying und im Rennen für Schlagzeilen gesorgt. Das dänische Fahrtalent von Konrad Motorsport kam in den freien Trainingssitzungen gut mit der Strecke in Spielberg zurecht. Das entscheidende Qualifying verhagelte er jedoch und ging nur als Zwölfter ins Rennen mit dem 450 PS starken 911 GT3 Cup, der auf dem straßenzugelassenen Leichtbau-Sportwagen 911 GT3 RS basiert.

Happy waren die Fahrer auf den Plätzen sieben bis zehn. Für alle ist ihre Platzierung beim sechsten Lauf gleichzeitig auch ihr bestes Saisonresultat: Philipp Frommenwiler wurde Siebter, Felipe Fernandez Laser Achter. Der Österreicher Matthias Gamauf bejubelte Rang neun bei seinem Heimrennen, und Tomas Pivoda holte den letzten Top-Ten-Platz.

Stimmen:

Norbert Siedler (Sieger): "Mein Start war hervorragend, aber Sean ist nach innen gezogen, sonst wäre ich gleich vorbeigekommen. Dann habe ich ein paar Runden lang ein bisschen pushen müssen, um ihn fair zu überholen. In der Schlussphase wurde es dann für mich ein bisschen schwieriger, weil ich Übersteuern bekam. Aber im Endeffekt: 20 Punkte, Sieger, was Besseres gibt´s ja nicht."

Kévin Estre (Zweiter): "Ich bin gut gestartet, habe Philipp Eng überholt und war Dritter. Die Position konnte ich gut halten, obwohl van Lagen von hinten gepusht hat. Die Strecke war in den Kurven vor der Start-Ziel-Geraden unheimlich schmutzig. Ich war oft auf der Wiese – das war wie Rallyefahren. Wegen der Durchfahrtsstrafe für Sean habe ich eine Position gut gemacht und führe nun die Gesamtwertung an. Das ist gigantisch in meinem ersten Carrera-Cup-Jahr. Aber die Saison ist noch lang."

Klaus Bachler (Porsche-Junior, Dritter): "Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll: Es ist ein unglaubliches Gefühl, Dritter zu sein – und das Zuhause und nach meinem schwierigen Saisonstart. Das Rennen war doll. Mein Start war perfekt und die ersten zwei Runden super. Ich war gleich auf Platz sechs. Es gab viele gute Zweikämpfe, vor allem gegen Clemens Schmid musste ich mich wehren, habe mich aber durchgesetzt. Zum Schluss habe ich dann noch profitiert, weil drei meiner Kollegen zurückversetzt wurden."

Michael Christensen (Porsche-Junior, Sechster): "Das Rennen war ganz gut, nachdem sich nach ein paar Runden alles ein wenig beruhigt hatte. Dann bin ich mit ein bisschen Glück wegen der Fehler der anderen nach vorne gespült worden. Ich bin zufrieden."