Dale Earnhardt jr. ist zurück in der Victory Lane. In einem dramatischen Finale gewann er beim Spritpoker auf dem Michigan International Speedway. Dabei musste Earnhardt nach einer Caution kurz vor Rennende noch einmal richtig zittern.

Durch die Startaufstellung nach dem Meisterschaftsstand wollte niemand so recht eine Prognose für das Rennen abgeben. Erst nach etwa 50 Rennrunden kristallisierten sich die Favoriten heraus. Nachdem zunächst Jimmie Johnson nach dem Start die Führung übernahm, war es vor allem Brian Vickers aus dem Red Bull-Team, der wieder einmal beeindruckte. Bereits vor einer Woche in Pocono konnte er mit seinem zweiten Platz überraschen. Auf dem Michigan International Speedway fuhr er innerhalb von 34 Runden von Platz 18 auf eins vor. Kurze Zeit später folgten dann bereits die ersten Boxenstopps unter Grün.

In der Anfangsphase sorgte ein Dreher von Dave Blaney für eine kurze Unterbrechung, danach folgten zwei bis in Runde 93 andauernde Stints unter Grün. Nach den ersten Stopps unter Gelb führte Carl Edwards das Feld zum Neustart. Wenig später musste er jedoch seine Führung an Teamkollege Matt Kenseth abgeben, der sich wieder mal langsam und unauffällig nach vorne arbeitete.

Earnhardt zu Beginn unauffällig

Von Dale Earnhardt jr. war bis zu diesem Zeitpunkt noch wenig zu sehen. Er fuhr zwar ständig in den Top 10, konnte aber nie aus eigener Kraft in Führung gelangen. Lediglich durch die Stopps unter Grün gelang es ihm, einige Führungsrunden einzuheimsen. Bereits dort war aber auffällig, das Earnhardt immer ein bis zwei Runden länger draußen bleiben konnte, als die Führungsriege.

Die entscheidende Rennsituation dann etwa 50 Runden vor Schluss. Kurz vor einer Gelbphase, ausgelöst durch Bobby Labonte, fuhren erneut alle Führenden in Runde 138-144 in die Box. Bei der darauffolgenden Gelbphase blieben Jimmie Johnson und Sam Hornish jr. draußen, ganz im Gegensatz zu Kyle Busch, Carl Edwards und eben auch Dale Earnhardt jr. Die wechselten neben den meisten anderen Fahrern erneut die Reifen und tankten auf.

Als in Runde 152 das fünfte Mal Gelb gewunken wurde, nutzten dies Kasey Kahne und Jeff Gordon, um ihre Fahrzeuge noch einmal zu betanken und so für einen langen Stint unter Grün gewappnet zu sein. Genau dies schien auch die richtige Strategie zu sein, denn bis in Runde 198 gab es keine Gelbphase mehr. Der Großteil des Feldes musste zwanzig bis zehn Runden vor Schluss noch einmal in die Box, um zu tanken. Dale Earnhardt jr. verlangsamte zu diesem Zeitpunkt bereits das Tempo, um Sprit zu sparen und durchzufahren. David Ragan, der zehn Runden vor Schluss vorne lag, verfolgte dieselbe Strategie, kam aber in Runde 194 doch in die Box. Nun lieferten sich Jamie McMurray und Dale Earnhardt ein kurioses Duell. Um die Führung kämpfend versuchten beide Sprit zu sparen und durchzukommen. Die Führung wechselte mehrfach hin und her, bis Earnhardt über Funk erfuhr, dass McMurray sein Gegner ist. Erst kurz zuvor sagte ihm sein Team noch, Kasey Kahne wäre der Verfolger Nummer eins. Daraufhin versuchte Earnhardt etwas Boden gutzumachen, wurde dann aber durch die Gelbphase eingebremst.

Spritsparen an der Spitze

In Runde 198, zwei Runden vor Schluss, drehte sich Sam Hornish jr., Ausgangs Kurve 4 ins Gras. Nun begann das große Zittern bei Hendrick Motorsports. Da in der NASCAR mindestens ein Versuch unternommen wird, das Rennen unter Grün zu beenden, ging es in die Verlängerung. Earnhardt war nun gezwungen, den Motor immer wieder abzustellen und ganz unten auf der Strecke entlangzurollen. Erst kurz vor dem Neustart in Runde 201 zog er wieder nach oben und stieg aufs Gas. Hinter ihm musste Mark Martin kurz nach dem Neustart aufgeben, da sein Tank komplett leer war. Doch Earnhardt konnte seine Führung behaupten. In der letzten Runde sorgte ein Unfall von Patrick Carpentier dann für die Entscheidung. Das Safety-Car musste erneut auf die Strecke und Earnhardt gewann das Rennen hauchdünn unter Gelb. Zweiter wurde Kasey Kahne, vor Matt Kenseth, Brian Vickers und Tony Stewart.

In der Meisterschaft kommt Dale Earnhardt durch den Sieg deutlich näher an Kyle Busch heran. Lediglich 84 Punkte trennen den Drittplatzierten von Busch. Im Kampf um die Plätze im Chase wird es ebenfalls sehr eng. Clint Bowyer fällt durch seinen 26. Platz auf Rang zwölf zurück und liegt nur zehn Punkte vor David Ragan. Knapp dahinter folgt bereits Matt Kenseth mit 14 Zählern Rückstand.

Am kommenden Wochenende erwartet die Fahrer mit dem Rennen auf dem Infineon Raceway das erste Straßenkursrennen der Saison. Vor allem Juan Pablo Montoya wird sich auf dieses Rennen freuen. Letztes Jahr konnte er dort seinen ersten Sprint Cup Series-Sieg feiern. Nach der völlig verkorksten Vorstellung seines Teams in Michigan (kein Fahrer in den Top 30), eine willkommene Abwechslung.