Gibbs-Toyota-Pilot Matt Kenseth feierte auf dem Bristol Motor Speedway seinen fünften Saisonsieg. Beim spektakulären Nachtrennen gab es neun verschiedene Leader und die Zuschauer sahen 16 Führungswechsel in den 500 Rennrunden. Durch elf Gelbphasen mit einen "Big One" mussten viele Favoriten vorzeitig die Hoffnungen auf einen Sieg begraben. Kenseth gewann nach einem rundenlangen Duell mit einem minimalen Vorsprung von 0.188 Sekunden vor Kasey Kahne das 24. Rennen der Sprint-Cup-Serie. Nach 2005 und 2006 war es der dritte Bristol-Erfolg für Kenseth und der 29. Cup-Sieg in seinem 496. Rennen.

Polesitter Denny Hamlin eröffnete die Spiele im Kolosseum von Bristol

Racing in Bristol, Foto: NASCAR
Racing in Bristol, Foto: NASCAR

Um 01:52 deutscher Zeit war Showtime im Kolosseum von Bristol. Polesitter Denny Hamlin konnte nach dem Start den ersten Platz vor Kurt Busch behaupten. Nach 23 von 500 Runden unter Flutlichtatmosphäre übernahm der fünffache Bristol-Sieger Kurt Busch das Kommando an der Spitze. Sein jüngerer Bruder Kyle, der vom letzten Platz starten musste, hatte zu diesem Zeitpunkt bereits zehn Kontrahenten überholt.

Nach 41 Runden sorgte Ryan Truex bei seinem Sprint-Cup-Debüt für die erste Gelbphase. Kyle Busch, der wie sein Bruder fünf Mal auf dem Bristol-Short-Track gewinnen konnte, nutzte die Rennunterbrechung zu einem Boxenstopp. In der engen Boxengasse hatte Titelverteidiger Brad Keselowski einen Zusammenstoß mit David Reutimann. Nach dem Restart hatte Kurt Busch mit Carl Edwards, Jeff Gordon und Martin Truex Junior neue Verfolger im Rückspiegel. Gordon hatte seit dem Start 29 Plätze gewinnen können und ist der dritte Fahrer, der bisher fünf Siege auf dem Bristol Motor Speedway feiern konnte.

Doppeltes Pech für Kurt Busch

In Runde 78 gab Kurt Busch die Führung unfreiwillig ab, da er Debris am Kühler kleben hatte und einen Stopp einlegen musste. Bei der Ausfahrt aus der Boxengasse war er außerdem zu schnell und handelte sich eine Durchfahrtsstrafe ein. Mit drei Runden Rückstand war Kurt Busch ziemlich angefressen und schickte in der 90. Runde Josh Wise in die Mauer.

Beim zweiten Restart gab es eine neue Reihenfolge an der Spitze: Dale Earnhardt Junior führte jetzt vor Clint Bowyer und Juan Pablo Montoya. In Runde 106 kamen sich Kyle Busch bei seiner Aufholjagd und Joey Logano in die Quere. Loganos Reifen und die Karosse von Kyle Busch mussten anschließend während der Rennunterbrechung behandelt werden. Den nächsten Führungswechsel gab es in Runde 126, als Bowyer den Publikumsliebling Earnhardt überholen konnte. Sollte dem Tabellenzweiten Bowyer endlich der erste Saisonsieg gelingen? Es sah zumindest gut aus, denn der Waltrip-Pilot konnte sich anschließend deutlich absetzen.

Clint Bowyer verliert die Führung nach Unfall

Clint Bowyer dreht sich, Foto: NASCAR
Clint Bowyer dreht sich, Foto: NASCAR

Nach dem ersten Renndrittel führte weiterhin Bowyer. Neuer Zweiter war jetzt Edwards, der im Roush-Ford nun die schnellsten Zeiten fuhr. Nach 176 Runden verlor Bowyer die Führung, als er im Überrundungsverkehr von Travis Kvapil getroffen wurde. Der viertplatzierte Bobby Labonte konnte anschließend nicht ausweichen und verformte die Karosse vom Bowyer-Toyota deutlich.

Jetzt führte Edwards vor Hamlin und Rookie Ricky Stenhouse Junior. Gordon war in Lauerstellung und Montoya fuhr immer noch in der Top-10, während Tabellenführer Johnson unauffällig im Mittelfeld abwartete. Gelbphase Nummer fünf folgte in Runde 201 durch Tony Raines, als Johnson ihm ins Heck fuhr. Edwards hatte nun mit Kenseth und Hamlin gleich zwei Gibbs-Toyota im Nacken. Gordon war mit einigen anderen Fahrern zum Service abgebogen. In Runde 226 hatte sich Montoya wieder bis auf Rang vier vorgearbeitet.

Halbzeit: Matt Kenseth führt vor Carl Edwards und Juan Pablo Montoya

Dann folgte ein rundenlanger Zweikampf zwischen Edwards und Kenseth um Rang eins. Der Führungswechsel erfolgte in Runde 237 und Kenseth setzte sich anschließend sofort ab. Kurz darauf eroberte Montoya Platz drei. Zur Rennhalbzeit sahen die Zuschauer das gleiche Bild an der Spitze. Kenseth führte vor Edwards und Montoya. Gordon hatte mit frischen Reifen erneut das halbe Feld überholt und tauchte wieder in der Top-10 auf.

Es folgte in Runde 258 die nächste Gelbphase wegen Debris. Kenseth war anschließend zu schnell in der Boxengasse und lag beim Restart nur noch auf Rang 28. Paul Menard war jetzt der neue Leader vor Kyle Busch. Menard konnte sich überraschend lange an der Spitze halten, da Kyle Busch und Edwards hart um Rang zwei kämpften. Childress-Pilot Menard verteidigte 76 Runden die Führung bevor Edwards und Montoya im Duett an ihm vorbeizogen.

Gelbphase Nummer sieben beendete das Duell zwischen Edwards und dem unglaublich starkem Montoya in Runde 335. Nach den Boxenstopps gab es wieder eine neue Reihenfolge hinter dem Pace Car. Plötzlich war Kevin Harvick, der nur zwei neue Reifen mitgenommen hatte, der neue Leader vor Martin Truex Junior. Edwards, Montoya und Gordon folgten auf den nächsten Plätzen.

Jimmie Johnson und Carl Edwards scheiden aus

Es dauerte nicht lange, dann hatte Edwards erneut den ersten Platz übernommen. Reutimann sorgte dann für eine weitere Rennunterbrechung. Spitzenreiter Johnson war erneut involviert und musste die Garage aufsuchen. Nach dem Neustart kämpften Edwards und Kenseth Seite an Seite um Platz eins, als Jeff Burton ausgerechnet in diesem Moment in der Mauer landete. Edwards hatte beim neunten Restart große Probleme und fiel innerhalb von einer Runde von Platz zwei auf Position zehn zurück. Nach 119 Führungsrunden beendete Edwards das Rennen in der Garage.

Ab der 400. Runde gab es ein neues Duell an der Spitze. Kenseth und Gordon hatten sich vom Rest des Feldes etwas abgesetzt. Gordons Teamkollege Kahne, der das letzte Bristol-Rennen im März gewonnen hatte, gehörte auf Rang sieben liegend nun ebenfalls zu den Verfolgern. In Runde 420 hatte Kenseth alle drei verbliebenen Hendrick-Chevrolet im Rückspiegel. Gordon war Zweiter vor Earnhardt und Kahne, der zu diesem Zeitpunkt deutlich das schnellste Fahrzeug hatte.

"Big One" sorgte für weitere prominente Opfer

Big One mit Denny Hamlin, Kevin Harvick und Martin Truex Junior, Foto: NASCAR
Big One mit Denny Hamlin, Kevin Harvick und Martin Truex Junior, Foto: NASCAR

60 Runden vor Rennende gab es die zehnte Rennunterbrechung. Die ersten fünf Fahrer, außer Kahne, blieben auf der Strecke, während der Rest zwei oder vier frische Reifen beim Service mitnahmen. Der Restart endete in einem "Big One" den Brian Vickers auslöste. Es gab eine Kettenreaktion mit den Opfern, Harvick, Truex Junior, Hamlin, Keselowski, Ryan Newman und Ken Schrader. Harvick und Hamlin hatten anschließend eine kleine Diskussion, die allerdings auf einem Missverständnis basierte.

Nach einer längeren Unterbrechung gewann Kenseth erneut den Restart. Gordon verlor fünf Plätze und Montoya war plötzlich Zweiter vor Kahne und Bowyer. In Runde 474 überholte Kahne den Kolumbianer und machte sich auf die Verfolgung von Kenseth, der 1.2 Sekunden Vorsprung hatte. Fünf Runden später hatte Kahne eine ganze Sekunde aufgeholt. Es gab haarige Momente durch den Überrundungsverkehr. Seite an Seite kämpften beide Fahrer um den Sieg. Es passte kein Blatt Papier zwischen den Kontrahenten. Kahne war schneller, kam aber nicht vorbei.

Matt Kenseth siegt hauchdünn vor Kasey Kahne

Matt Kenseth und Kasey Kahne in der vorletzten Runde, Foto: NASCAR
Matt Kenseth und Kasey Kahne in der vorletzten Runde, Foto: NASCAR

Kahne hatte in den Kurven kurz die Nase vorne, aber auf der Zielgeraden konnte Kenseth den ersten Platz behaupten. Kenseth verteidige die knappe Führung und gewann mit 0.188 Sekunden Vorsprung vor Kahne. Dritter wurde Montoya vor Vickers, der einen starken Endspurt hinlegte. Logano schaffte mit Platz fünf das fünfte Top-10-Resultat in Folge. Platz sechs ging an Menard vor Gordon, Marcos Ambrose, Greg Biffle und dem Zehnten Earnhardt.

Jimmie Johnson ist seinen Vorsprung los

Kaum zu glauben: Vor zwei Rennen führte Johnson noch mit einem scheinbar uneinholbarem Vorsprung von 75 Punkten vor Clint Bowyer. Nach zwei Pleiten vom fünffachen Champion Johnson mit Platz 40 in Michigan und Rang 36 in Bristol, konnte Bowyer den Abstand auf 18 Punkte verkürzen. Bowyer und Earnhardt sind die einzigen Piloten in der Top-10 der Gesamtwertung, die noch keinen Sieg in dieser Saison erzielen konnten. Bis Rang sieben änderte sich auf den Positionen nichts, danach purzelten die Platzierungen gewaltig. Kahne und Logano schafften wieder den Sprung in die Top-10 und damit auf einen Chase-Platz. Dafür verloren Titelverteidiger Keselowski und Kurt Busch, die das Rennen auf Platz 30 und 31 beendeten, ihren Chase-Platz. Beide haben außerdem das Problem, ebenfalls noch keinen Sieg auf dem Konto zu besitzen.

Der Chase-Modus mit den Wild Cards sorgt weiter für Hochspannung

Keselowski und Kurt Busch fehlen allerdings nur vier bzw. sechs Punkte auf den Zehnten Logano. Gordon hat als 13. auch nur einen Rückstand von elf Zählern auf Logano. Truex, der als 35. gewertet wurde, sowie Newman sind mit einem Saisonsieg im Besitz der beiden Wild Cards. Beide Fahrer haben allerdings über 20 Punkte Rückstand auf Platz zehn und müssen daher weiter bangen. Jamie McMurray und Paul Menard könnten mit einem Sieg in den verbleibenden zwei Qualifikationsrennen noch auf den Chase-Zug aufspringen. Mit Johnson und Bowyer haben sich erst zwei von zwölf Fahrern nach 24 Saisonrennen für den Chase 2013 qualifiziert. Für Hochspannung ist also weiter gesorgt.

Ergebnis: IRWIN Tools Night Race (Top-10)
Bristol Motor Speedway (500 Runden)

1. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 48/5 Punkte
2. Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 42/0 Punkte
3. Juan Pablo Montoya (Chevrolet) Earnhardt Ganassi Racing, 41/0 Punkte
4. Brian Vickers (Toyota) Michael Waltrip Racing, 0/0 Punkte
5. Joey Logano (Ford) Penske Racing, 39/0 Punkte
6. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 39/1 Punkte
7. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 37/0 Punkte
8. Marcos Ambrose (Ford) Richard Petty Motorsports, 36/0 Punkte
9. Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 35/0 Punkte
10. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 35/1 Punkte

Gesamtstand: Rennen 24/36 (Top-10)

1. (0) Jimmie Johnson, 821 Punkte (4 Siege)
2. (0) Clint Bowyer, -18 Punkte Rückstand
3. (0) Carl Edwards, 53 Punkte (1 Sieg)
4. (0) Kevin Harvick, -61 Punkte (2 Siege)
5. (0) Kyle Busch, -82 Punkte (3 Siege)
6. (0) Matt Kenseth, -85 Punkte (5 Siege)
7. (0) Dale Earnhardt Jr., -107 Punkte
8. (+3) Kasey Kahne, -120 Punkte (2 Siege)
9. (+1) Greg Biffle, -123 Punkte (1 Sieg)
10. (+3) Joey Logano, -136 Punkte (1 Sieg)
2 Wild Cards (Top 20) Chase for the Sprint Cup
14. (-2) Martin Truex Jr., -158 Punkte (1 Sieg)
15. (0) Ryan Newman, -162 Punkte (1 Sieg)