Im Land der Superlative sorgte die Moto3 beim Rennen in Indianapolis für ein episches Spektakel. Regen kurz vor dem Start der Aufwärmrunde brachte große Hektik ins Feld, als die meisten Piloten umgehend auf Regen-Pneus wechselten. Sieger Livio Loi auf Startplatz 26 ließ sich von der allgemeinen Aufregung allerdings nicht anstecken, blieb auf den Slicks und ging somit volles Risiko.

Wie sich bereits auf der Warm-Up-Lap herausstellte, die richtige Entscheidung. Auch John McPhee und Philipp Öttl setzten ob der schlechten Startpositionen 18 und 34 alles auf eine Karte. Während Öttl vor dem Start die Box ansteuerte, hatte McPhee ganz auf die Einführungsrunde verzichtet, um in der Zwischenzeit die Pneus zu wechseln. Nach dem Wechsel auf Slicks mussten beide zwar aus der Boxengasse starten, hatten von nun an gegenüber dem Großteil des Feldes auf Regenreifen bereits "gewonnen".

Podiums-Premiere für Zocker-Trio

Nach einem fehlerfreien Rennen aller drei Podest-Piloten fuhren diese mit jeweils großem Abstand zu Vorder- und Hintermann souverän über die Renndistanz ins Ziel. Loi sicherte sich den ersten Karriere-Sieg und Podest-Platz in der Moto3-WM, McPhee und Öttl sicherten sich ebenfalls ihre ersten Podien.

Öttl konnte sein Glück nach zwei Horror-Sessions zuvor kaum glauben. Nach einem frühen Sturz im Qualifying hatte er lediglich den 34. und letzten Startplatz belegt, im Warm-Up am Sonntagmorgen bekam der Bayer als 32. kein Bein auf den Boden: "Ich kann das alles gar nicht fassen. Das Wochenende war nach gutem Start der reinste Horror, und nun hole ich das erste Podium meiner Karriere. Es ist unfassbar und ich bin überglücklich."

Öttl fährt auf Regenreifen los

Sein Rennen fasste Öttl wie folgt zusammen: "Wir sind auf Regenreifen in die Aufwärmrunde gefahren, haben aber sofort gemerkt, dass das die falsche Entscheidung war. Ich bin also noch vor dem Start an die Box zum Reifenwechsel, denn ich hatte als 34. ohnehin nichts zu verlieren. Wir haben so schnell wie möglich gewechselt und ich habe dann von der ersten bis zur letzten Sekunde gepusht. Plötzlich war ich Dritter. Als am Ende noch einmal Regentropfen fielen, habe ich nur gebetet, dass es nicht mehr werden."

Livio Loi feierte den ersten WM-Sieg seiner Karriere, Foto: RW Racing
Livio Loi feierte den ersten WM-Sieg seiner Karriere, Foto: RW Racing

Loi, der vor genau einem Jahr vom Marc VDS-Rennteam freigestellt wurde und das Rennen in Indianapolis vor dem TV verfolgen musste, war nach seinem unfassbaren Coup verständlicherweise außer sich. "Es ist so unglaublich, dass ich es gar nicht fassen kann. Es ist alles so surreal. Wir haben noch im Grid gegambled und sind auf Trocken-Reifen geblieben. Der Schauer war nur kurz und auf dem heißen Asphalt ist das Wasser sofort verdampft, was unser Glück war."

Schnell schob sich Loi dann an die Spitze des Rennens, als nach und nach alle Piloten zum verspäteten und höchst kostspieligen Reifenwechsel in der Box verschwanden. "Ich konnte von Anfang an pushen und plötztlich hatte ich nach ein paar Runden einen Vorsprung von über 20 Sekunden auf den Zweiten. Von da an bin ich kein Risiko gegangen und habe mich auch komplett von einer überrundeten Gruppe überholen lassen. Ein perfekter Tag, den ich niemals vergessen werde."

Auch John McPhee war nach seiner Podest-Premiere sprachlos: "Wir haben als Team entschieden, den Wechsel zu vollziehen, denn wir hatten eh nichts zu verlieren. Ich habe die Startaufstellung verlassen und auf die Aufwärmrunde verzichtet, um noch die Reifen wechseln zu können. Was passiert ist, hätten wir natürlich niemals vorhersagen können, aber das Risiko hat sich unglaublicher Weise ausgezahlt. Einfach ein unglaubliches Ergebnis."