Florian, wie wirst du die Saison 2012 in Erinnerung behalten?
Florian Alt: Ich würde das Jahr 2012 zum heutigen Zeitpunkt als anstrengend, außergewöhnlich, aber auch erfolgreich und lehrreich bezeichnen. Vor der Saison war mein Fokus ganz klar auf den Red Bull Rookies Cup gerichtet, da diese Serie die besten Möglichkeiten bietet, sich für einen Platz in einem WM-Team zu empfehlen. Etwas später bekam ich noch die Möglichkeit, die IDM auf einer KTM für das Team Freudenberg zu bestreiten. Da man ein solches Angebot nicht ausschlagen kann, haben meine Eltern und ich beschlossen, soweit es möglich ist, beide Serien parallel zu bestreiten. Ich hatte mir zum damaligen Zeitpunkt als Ziel jeweils einen Platz unter den ersten Fünf ausgerechnet, da sich vor der Saison schwer einschätzen ließ, wie sich die Doppelbelastung und die Terminkollisionen auswirken würden. Außerdem habe ich nach meinem Realschulabschluss beschlossen, meine schulische Ausbildung in Form des Abiturs fortzuführen.

Zwei Terminkollisionen bist du ja auf außergewöhnliche Art und Weise umgangen...
Florian Alt: Das war mit ein wenig Glück verbunden, da in Assen der Renntag bereits am Samstag stattfindet. So konnte ich in der Nacht zum Sonntag mit meinen engen Vertrauten Elke und Frank Müller in einem zum Wohnmobil umgebauten Ducato die Reise an den Salzburgring antreten. Das selbe Glück hatte ich mit Misano. Normalerweise ist der zweite Lauf ja immer am Sonntagnachmittag nach dem Rennen der Moto GP. Da die italienischen Fans aber nach der Königsklasse die Strecke stürmen, um der Siegerehrung beizuwohnen, ist es nicht möglich, nachfolgend noch weitere Rennen zu starten. Dadurch konnte ich zum Saisonfinale am Hockenheimring beide Läufe fahren. Allerdings musste ich jeweils vom letzten Platz starten.

Wie schafft man es, solche Fahrten zur Erholung zu nutzen?
Florian Alt: Na ja, Erholung ist das natürlich nicht. Man versucht, noch diverse Szenarien durchzuspielen. Was könnte passieren? Klappt alles wie geplant? Aber ehrlich gesagt, ich bin ein Teenager und unsere Altersklasse besitzt die Fähigkeit, immer und überall schlafen zu können. So habe ich meistens nach einer halben Stunde meinen Schlaf gefunden und konnte dann am Sonntagmorgen konzentriert in das Warm-Up gehen.

Wie geht man solche Vorhaben für eine komplette Saison im Allgemeinen an?
Florian Alt: Ich habe den letzten Winter viel Sport getrieben, unter anderem auch ein Trainingslager mit dem Freudenberg-Team absolviert. Als der Fahrplan für die Saison feststand, habe ich versucht, Stress und Verletzungen jeglicher Art zu vermeiden. Ich habe zum Beispiel dieses Jahr in Schleiz auf das traditionelle Fußballturnier mit der Freudenbergmannschaft verzichtet. Wir haben uns auch sehr auf den mentalen Bereich konzentriert, sich zum Beispiel auch mal etwas zu gönnen. Im Nachhinein hat sich auch die Zusammenarbeit mit einem guten Physiotherapeut ausgezahlt. Im Verlauf der Saison muss man sich dann auf die Situationen einstellen und das Training je nach Anforderung regulieren.

Florian Alt fuhr in zwei Meisterschaften sehr erfolgreich mit, Foto: Buenos Dias
Florian Alt fuhr in zwei Meisterschaften sehr erfolgreich mit, Foto: Buenos Dias

Hat dir das jemand vor der Saison zugetraut?
Florian Alt: Das kann ich natürlich nicht beurteilen. Ehrlich gesagt habe ich es mir selbst gar nicht zugetraut. Der Sport ist mittlerweile mit einem sehr hohen Aufwand verbunden. Insofern sind da Zielstellungen vor der Saison schwer möglich. Wie gesagt, geträumt habe ich von Platzierungen unter den ersten Fünf, vielleicht auch von Top-3-Ergebnissen. Aber im Endeffekt hat ja alles funktioniert.

Wie haben die Organisatoren des Cups und Michael Freudenberg jeweils auf deine Pläne reagiert?
Florian Alt: Eigentlich haben es alle Beteiligten positiv aufgenommen, es wurde mir nur geraten, mich bei den Rennen zur IDM möglichst nicht zu verletzen. Ich habe den Verantwortlichen vom Rookies Cup allerdings daraufhin zugesichert, dass der Cup für mich Priorität besitzt. Michael Freudenberg hat mich bei der Umsetzung aller Dinge von Anfang bis Ende super unterstützt und mir mit Siegmar Keil seinen besten Mechaniker an die Seite gestellt. Diese weitere Saison in der IDM war rückblickend kein Fehler und ich konnte auch noch einige Dinge mitnehmen, speziell im Umgang mit dem Data Recording konnte ich noch etliches dazulernen.

Wie wird so etwas in den Fahrerlagern wahrgenommen? Hat sich dadurch deine Verhandlungsposition gestärkt?
Florian Alt: Das ist eine schwierige Frage, die ich so direkt nicht beantworten kann. Ich könnte mir schon vorstellen, dass ich da einige Leute auf mich aufmerksam gemacht habe. Aber ehrlich gesagt habe ich das gar nicht so genau verfolgt. Ich bin charakterlich so eingestellt, dass ich auf solche Dinge nicht unbedingt achte. Ich versuche, immer mein Bestes zu geben und am Ende zu sehen, was dabei herauskommt. Im Rennsport zählen im Endeffekt nur Resultate. Wenn die entsprechenden Ergebnisse erreicht werden, kann man danach schauen, wie sich der Erfolg für den nächsten Schritt nutzen lässt.

Der nächste Schritt heißt Kiefer in der WM...
Florian Alt: Ich bin einer der wenigen Fahrer, der schon zu so einem frühen Zeitpunkt für die Saison 2013 planen kann. Ich werde die nächste Saison eine Kalex-KTM neben Toni Finsterbusch pilotieren. Ich bin sehr glücklich, in einem Team mit einer guten Stimmung und einem soliden Fundament gelandet zu sein. Ich bin auf den Neuanfang des Teams nach den Erfolgen der Vergangenheit gespannt und freue mich, ein Teil davon zu sein.

Du wurdest auch mit der Werkstruppe von Aki Ajo in Verbindung gebracht. Wäre der Schritt, zum Beispiel durch die Kommunikation, auch zu groß gewesen?
Florian Alt: Inwieweit die Verhandlungen mit der Truppe von Aki Ajo vorangeschritten waren, kann ich nicht genau sagen, da solche Dinge von meinem Vater Uwe abgehandelt werden. Ich denke, das Werksteam wäre keine größere Herausforderung gewesen, sondern eine andere. Bei Kiefer wird ja deutsch gesprochen. Das begrüße ich natürlich, aber Englisch zu reden, wäre für mich auch kein größeres Problem gewesen. Das Werksbike von KTM ist sehr konkurrenzfähig, aber ich denke, mit einer zielstrebigen und präzisen Arbeitsweise lassen sich auch in einem kleineren Team wie Kiefer mit dem Bike von Kalex gute Resultate erzielen. Deswegen ist es für mich nicht schlimm, nicht bei Aki ins Team gekommen zu sein.

Du musstest trotz des Titels im Rookies Cup Geld mitbringen...
Florian Alt: Ja, das stimmt. Allerdings kann ich auch hier nichts Genaues sagen. Ich denke, es handelt sich um einen mittlerweile branchenüblichen Vorgang.

Dein langjähriger Sponsor Bohle begleitet dich auch in Zukunft weiter...
Florian Alt: Mein langjähriger Hauptsponsor, die Bohle Gruppe, wird mich auch in der Moto3-WM als Hauptsponsor unterstützen. An den Farben meines IDM- Motorrades von diesem Jahr wird sich also nicht viel ändern. Wir haben einen sehr persönlichen Kontakt zueinander und das spielt eine große Rolle für eine gute Zusammenarbeit. Nun muss ich mich lediglich auf meine Aufgabe konzentrieren und möchte mit guten Ergebnissen überzeugen.