Toni, wie geht es dir? In letzter Zeit war dein Name mehr in wirtschaftlichen Zusammenhängen in den Schlagzeilen...
Toni Finsterbusch: Die letzten Wochen waren eher schwierig, das kann ich nicht leugnen. Wenn mitten in der Saison solche Probleme auftreten, ist es natürlich nicht leicht, die Konzentration zu bewahren. Es gab in letzter Zeit viele Gespräche und Verhandlungen, vor allem zwischen den Meetings in Brünn und Misano. Inzwischen sind jedoch alle Eckpunkte für den Rest der Saison geklärt, so dass ich beim Racing Team Germany die Saison beenden kann.

Dieser reibungslose Fortgang lag aber nicht allein in deiner Hand...
Toni Finsterbusch: Wenn man den weiteren Verlauf seiner Karriere nicht mehr in den eigenen Händen hat, ist das kein angenehmes Gefühl. Nach Misano gab es Gerüchte, Martin Wimmer möchte trotz aller Probleme mit mir weitermachen. Außerdem mussten verschiedene Gremien dem Transfer zum Racing Team Germany zustimmen. Die IRTA hatte mir aber sehr schnell signalisiert, dass man mich in der Weltmeisterschaft halten möchte. Nach diesem positiven Signal kann man sich als Fahrer nur auf seine Leistungen auf der Strecke konzentrieren und das Beste aus der Situation machen. Nun steht fest, dass ich die Saison im Team von Dirk Heidolf beenden werde und ich kann mich wieder auf die wesentlichen Dinge konzentrieren.

Hat sich dieses Szenario schon vorher abgezeichnet? Spielte an der letztendlichen Zahlungsunfähigkeit das fehlende Geld von Alexander Lundh eine Rolle?
Toni Finsterbusch: Details habe ich nicht mitbekommen und ehrlich gesagt auch nicht verfolgt. Meine Familie und ich wussten über die Schwierigkeiten von MZ stets Bescheid und wurden über alle Vorgänge von Martin Wimmer immer korrekt informiert. Alle anderen Gerüchte im Fahrerlager und in den Medien waren in dieser Zeit für mich nicht relevant, da sehr oft viele Unwahrheiten verbreitet werden. In welchem Umfang es unbezahlte Rechnung gab und gibt, kann ich nicht beurteilen, aber ich denke, die zusätzlichen Sponsorengelder von Alex Lundh hätten an der Gesamtsituation nichts geändert.

MZ war vor der Saison die einzige Chance auf die WM-Teilnahme, Foto: MZ Racing
MZ war vor der Saison die einzige Chance auf die WM-Teilnahme, Foto: MZ Racing

Die Situation vor der Saison war ja auch von großen Unsicherheiten geprägt...
Toni Finsterbusch: MZ war zum damaligen Zeitpunkt meine einzige Chance, in die Weltmeisterschaft zu kommen. Die einzige sinnvolle Alternative war damals die IDM. Eine weitere Möglichkeit wäre die spanische Meisterschaft gewesen, aber die dort geforderten Beträge haben sich nicht im größeren Maße von denen der WM unterschieden. So habe ich meine Chance ergriffen und den Vertrag für 2012 schnell unterschrieben. Alles Nachfolgende war mehr oder weniger auch eine Verkettung unglücklicher Umstände. MZ hatte damals nur einen Startplatz für die Moto3 und beim Racing Team Germany blieb ein Platz unbesetzt. So kam Martin auf mich zu und fragte, ob ich ein Problem damit hätte, bei Dirk Heidolf zu fahren. Für mich war das damals kein Problem, aber im Nachhinein hat sich die Situation ja noch einmal komplett geändert.

Wenn man gewisse Beträge mitbringt, wünscht man sich sicher einen reibungsloseren Ablauf?
Toni Finsterbusch: Als Fahrer selbst Geld mitzubringen, ist in der heutigen Zeit kein ungewöhnlicher Eckpunkt. Über welche Beträge in den meisten Medien spekuliert wurde, kann ich an dieser Stelle nicht ganz genau sagen, aber meine Mitgift war bei weitem nicht so hoch wie in den meisten Fällen üblich. Dass eine solche Situation nach außen immer etwas unglücklich wirken kann, ist nachzuvollziehen, aber durch die eher kleine und familiäre Atmosphäre im MZ-Team konnte ich viel lernen. Gerade im technischen Bereich habe ich mich stark verbessern können und meine Menschenkenntnis konnte auch profitieren. Ich denke, es war der richtige Weg, wenn auch kein einfacher. Martin war immer ehrlich zu mir und hat stets alle Abmachungen eingehalten.

War der Auftritt in Brünn mit dem Truck eines Käsehändlers der Tiefpunkt?
Toni Finsterbusch: Das Wort Tiefpunkt ist im Zusammenhang der geschehenen Dinge sicher eine nicht berechtige Wortwahl. Wie die Geschichte mit dem Truck zustande kam, kann ich nicht genau sagen, aber das Ganze wurde von einigen deutschen Journalisten etwas zu sehr aufgeblasen. Im Fahrerlager wurde dem Geschehen eigentlich wenig Beachtung geschenkt. Das Team von Laglisse hat zum Beispiel auch einen großen Tigerkopf von ihrem Sponsor Tigretón auf ihren Aufliegern. Wir hatten an diesem Wochenende eben eine Maus auf unserem Transporter. Ein italienischer oder spanischer Medienvertreter und ein Mechaniker aus Frankreich wussten dieses Bild also gar nicht einzuordnen.

Kannst du dein neues Team schon mit dem Alten vergleichen?
Toni Finsterbusch: Für einen Vergleich ist es etwas zu früh. In Anbetracht des Budgets und der zur Verfügung gestandenen Mittel hat das Team von MZ immer das Beste daraus gemacht. Soweit ich jetzt einen Einblick habe, kann ich sagen, dass es beim Racing Team Germany sehr ruhig zugeht. Die Infrastruktur ist besser, sodass sich alle Abläufe besser aneinander reihen. Das macht meine Arbeit natürlich entspannter, da ich mich nun ausschließlich auf das Fahren konzentrieren kann. Da ich nur einen Mechaniker von MZ mitgebracht habe und mit Toni Kruschka ein neuer Chefmechaniker an meiner Seite ist, bedarf es natürlich noch ein wenig an Abstimmungsarbeit. Ein weiterer wichtiger Baustein ist natürlich die Anwesenheit eines Teamkollegen in derselben Klasse. Ich habe nun Einblick in die Daten von Louis Rossi und kann diese für alle Einstellungsarbeiten an meinem Bike nutzen.

Kannst du schon Näheres zur Saison 2013 sagen?
Toni Finsterbusch: Grundsätzlich ist ein Verbleib in der Weltmeisterschaft das große Ziel. Allerdings kann ich zur nächsten Saison nichts Genaues sagen, alles andere wäre zu spekulativ. Aufgrund meiner Körpergröße wäre ein Wechsel in die Moto2 natürlich das Beste, aber so etwas sollte auch auf gesunden Beinen stehen. Wichtig ist ein vernünftiges Saisonende 2012 und alles andere werden wir in der Winterpause prüfen.