Teamchef Danny Pfeil spricht über die Entwicklung des Ferrari auf der Langstrecke, die beeindruckenden Glanzlichter in der Eifel und die nur knapp verlorene Titeljagd in der stark besetzten Blancpain Endurance Series

Danny Pfeil, ihr Team ist in der deutschen Langstreckenszene zum Aushängeschild für erfolgreiche Einsätze des Ferrari 458 Italia geworden. Wie fällt die Bilanz 2014 aus?
Danny Pfeil: Grundsätzlich steht der Name Ferrari für Emotionen, Erfolge und ganz besondere Momente im Motorsport. Wir haben mit unserem Engagement einen gewissen Teil dazu beitragen können. Wenn ich mir die gesamte Story vor Augen halte, dann muss ich sagen: Auch 2014 hat es an nichts gefehlt. Siege, Dramen, tolle Aufholjagden - es war alles dabei. In den zurückliegenden vier Jahren haben wir quasi aus dem Nichts mit Ferrari eine tolle GT-Plattform in Deutschland aufgebaut. Als wir 2011 diesen Weg eingeschlagen haben, da gab es außerhalb der Ferrari Challenge keine nationalen Engagements mit Ferrari. Unser Lehrjahr in der Ferrari Challenge war enorm wichtig. Zusammen mit Martin Kohlhaas haben wir dort den Grundstein für unser Langstreckenprojekt in der VLN gelegt.

War die diesjährige Saison in der VLN der Beleg dafür, dass sie den richtigen Weg eingeschlagen haben?
Danny Pfeil: Absolut, ja. In der Langstreckenmeisterschaft auf dem Nürburgring ist der Ferrari mittlerweile eine feste Größe. Der 458 Endurance ist das derzeit schnellste Nicht-SP9-Fahrzeug im Langstreckenpokal. Es macht uns sehr stolz, dass wir mit unserem Konzept und der konsequenten Weiterentwicklung des Fahrzeuges durch unseren Technischen Leiter Michele Rinaldi dem Ferrari so richtig Beine machen konnten. Rundenzeiten von unterhalb der 8:25-Minuten-Marke sind der Beweis. Das Auto ist nun fertig entwickelt, sehr gut fahrbar und die Podestplätze aller Ferraris in der SP8-Klasse zeigen, dass das Konzept passt.

Was fehlt noch zum ultimativen Durchbruch in der VLN?
Danny Pfeil: Wenn wir die Verantwortlichen bei der VLN von einer Anpassung der Boxenstoppzeiten und einer veränderten Gewichtsmatrix überzeugen könnten, dann sollte regelmäßigen Top-10-Resultaten eigentlich nichts mehr im Wege stehen...

2014 haben sie den Schritt in die Blancpain Endurance Series (BES) gewagt. Hat sich dieser mutige Schritt gelohnt?
Danny Pfeil: Ja, auf jeden Fall. Unser Debüt in der hart umkämpften Blancpain Endurance Series war unsere Reifeprüfung auf europäischer Ebene. Ich weiß noch genau, wie sich Michele und ich vor dieser Entscheidung die Köpfe zerbrochen haben über die Frage, ob wir für diesen Schritt schon bereit sind. Rückblickend können wir nun sagen, dass wir alles richtig gemacht haben. Um ein Haar hätten wir auf Anhieb den Titel in der Gentlemen-Trophy gewonnen. Es fehlte in der Endabrechnung nur ein einziger Zähler auf AF Corse. Diese Bilanz erzeugt bei mir Lächeln und Heulen zugleich.

Setzt sich auf Dauer das Lächeln durch?
Danny Pfeil: Ganz bestimmt. Man muss dieses Ergebnis entsprechend einordnen. Auf der Zielgeraden fehlte uns eben dieser eine Punkt - und das auf eine solch erfahrene Ferrari-Kundenmannschaft wie AF Corse, die mit dem 458 schon unter anderem in Le Mans gewonnen hat. Da haben wir uns als die Neuen in der Szene sehr, sehr gut verkauft, und wir müssen uns für die drei Siege und den zweiten Rang aus fünf Rennen ganz bestimmt nicht schämen. Allerdings muss ich zugeben, dass dieses Gesamtresultat meine Gedanken auch immer mal wieder auf das 24-Stunden-Rennen in Spa lenkt.

Der Klassiker in den Ardennen war ihr Tiefpunkt des Jahres?
Danny Pfeil: Ja, und zwar in vielerlei Hinsicht. Innerhalb von nur drei Wochen haben wir bei den Testfahrten und beim Rennen insgesamt drei Autos verloren. Das Bangen um die Gesundheit der Fahrer, der hohe wirtschaftliche Schaden und die rein sportliche Enttäuschung waren einschneidende Erlebnisse, die Michele Rinaldi und mich tief bewegt haben. Wir waren zwischenzeitlich kurz davor, einfach alles hinzuschmeißen. Aber so sind wir nicht gestrickt. Willenskraft hat bei uns über Frust gesiegt. Wer eine erfolgreiche Saison absolvieren will, der muss sich auch mal durchbeißen. Das alles hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Wir sind stolz auf unsere Ergebnisse und unseren Kampfgeist. Dass es letztlich wegen eines einzigen Punktes nicht zum Titelgewinn gereicht hat, zeigt uns, wie hoch die Messlatte in der BES liegt - so bewerten wir das.

Wie stellt sich GT Corse by Rinaldi für die kommende Saison auf?
Danny Pfeil: Wir haben ein hartes und erfolgreiches Jahr hinter uns, nun arbeiten wir intensiv an den Plänen für 2015. Wir befinden uns mitten in der 'Silly Season' mit unzähligen Gesprächen, ambitionierten Ideen - es wird in dieser Phase herrlich herumgesponnen im Motorsport. Wir hören uns vieles an. Schauen wir mal, was für uns am Ende dabei herauskommt. An dieser Stelle ist mir eines ganz wichtig: Michele und ich sagen Danke an die tollen Fans für den großen Zuspruch und an unsere Crew für die beeindruckende und harte Arbeit. Ohne euch sind wir nichts. Wir freuen uns nun auf 2015 und wünschen allen Racern einen heißen Drift ins neue Jahr!