Die Geschichte der Grand-Turismo-Rennserien wurde besonders wegen der letzten Jahre oft genug erzählt, über die Zukunft herrschte bislang hauptsächlich Rätselraten. Nach dem Tod der legendären GT1 zum Ende der Saison 2009 blieben nur die ehemaligen GT2 als GTE und die GT3 auf den Rennstrecken präsent. Obwohl die GT3 auf Cup-Autos basiert waren, entdeckten die Hersteller das Potenzial der Klasse und der Serien und jährliche Updates brachten eine Kostenspirale ins Drehen. Die letzte Saison der GT1-Weltmeisterschaft wurde im vergangenen Jahr sogar mit GT3s ausgetragen. Im selben Zeitraum wurde erstmals bekannt, dass den immer schneller werdenden GT3-Boliden und den teuren GTE-Rennern Einhalt geboten werden soll.

Obwohl der GT-Zampano Stéphane Ratel erst gegen die Pläne des ACO war, eine einzige Klasse zu schaffen, scheint eine Einigung bis 2015 oder 2016 laut Speed durchaus möglich. Nach mehreren Sitzungen kristallisierte sich eine gemeinsame technische Grundlage heraus, auf der Profi- und Privatteams unterschiedlich stark weiterentwickeln können. Intern wird der Konzept GT und GT+ tituliert. Bei Porsche ist man mit der Herangehensweise einverstanden, wie Jens Walther, der Präsident von Porsche Motorsport in den USA versichert. "Als Hersteller müssen wir unsere technische Kompetenz zeigen können. Auf der anderen Seite hat Porsche eine lange Geschichte mit Kundensportprogrammen. Seit wir die ersten 911 gebaut haben, unterstützen wir Kunden, die Rennen fahren."

Von Audi und Ferrari gibt es Versionen für die Grand-Am, Foto: Audi AG
Von Audi und Ferrari gibt es Versionen für die Grand-Am, Foto: Audi AG

Romolo Liebchen, Audis Verantwortlicher für den Kundensport mit dem R8 LMS stimmt Walther nicht komplett zu, er hat Angst vor den steigenden Kosten. "Manche Parteien fokussieren sich zu sehr auf die Technik, dann werden aber die Kosten steigen. Weil in der GT-Szene die Konzepte zu unterschiedlich sind, wird ein striktes technisches Reglement schwierig." Liebchen glaubt, dass sich zwei Klassen etablieren werden und will die Kunden zufriedenstellen. "Für die Werksteams werden wir prüfen was wir tun können und wie, das Hauptziel muss ein Auto sein, aus dem man mehrere Variationen entwickeln kann."

Lösung für den ALMS-Nachfolger möglich

Audi hat wie Ferrari und Aston Martin die Grand-Am mit ihrer eigenen GT-Klasse als Betätigungsfeld für sich entdeckt und unlängst die Klasse bei den 24 Stunden von Daytona gewonnen. Eine neue, weltweit gültige Formel für Gran Turismos käme nach zwei Jahren vereinigter Serie aus ALMS und Grand-Am gerade rechtzeitig, sind die aktuellen Modelle dann schon einige Zeit auf dem Markt und die Nachfolger in der Pipeline.

BMW hat für die letzte ALMS-Saison den Z4 GTE auf Basis der GT3-Version als Nachfolger des M3 präsentiert. Wie schon bei den Erlkönigen des Porsche 991 RSR fallen extreme Verbreiterungen auf, die an die Zeit der Gruppe 5 erinnern. Der Motorsportdirektor der Münchner gibt zu, dass die GTE und GT3 mit der Zeit zu weit auseinandergerückt sind und eine gemeinsame Plattform günstig wäre. "Von einem GT3 zu einem GTE zu entwickeln ist wahrscheinlich schwieriger als umgekehrt", so Jens Marquardt. "Erst die Technik der GT3 loszuwerden, dann die GTE-Regularien realisieren und das Auto wieder auf ein vergleichbares Leistungsniveau zu bringen erfordert einen geraumen Aufwand. Für uns ist der GT-Sport eine wirklich starke Säule unserer Kundensportabteilung, dass impliziert aber auch, dass es erschwinglich sein sollte."

Für den 5. März wurde das nächste Meeting der GT-Kommission anberaumt, dann sollen Motor- und Aerodynamikfragen behandelt werden und geklärt werden, welche Komponenten von der GT in die GT+ übernommen werden kann. Die wichtigste Frage wird aber sein, ob man wie bei den GTE ein striktes technisches Reglement beibehält oder die Autos wie in der GT3 per Balance of Performance angleicht.