Fast doppel so viele PS wie in der Rallye-WM, prominente Namen und leicht verdauliche Renn-Action für Otto Normalmotorsportfan. Die WRX startet am ersten April-Wochenende in Barcelona in die neue Saison. "Das Potenzial wäre da, zu Formel 1 oder MotoGP aufzuschließen. Die Sportart hätte die Möglichkeit dazu", lobt Alexander Wurz im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com die actionreiche Rennserie. Der Österreicher hat eine langjährige Verbindung mit dem Sport, war sein Vater doch in den Siebziger- und Achtzigerjahren dreimal Europameister.

In den vergangenen Jahren legte der Rallycross-Sport einen ordentlichen Aufstieg hin. Erst vor drei Jahren von der FIA mit offiziellem WM-Prädikat versehen, erhöhen die Hersteller nun die Einsätze und immer prominentere Fahrer denken über ein Vollengagement oder zumindest Gaststarts nach. Audi und Volkswagen geben ihren Aushängeschildern Mattias Ekström bzw. Petter Solberg 2017 zum ersten Mal volle Werksunterstützung.

Starke Autos, volle Kalender

Peugeot hat mit Sebastien Loeb sein Zugpferd längst gefunden und auch Renault bastelt gerade mit Feuereifer und dem ehemaligen Marathon-Rallye-Weltmeister Guerlain Chicherit einem neuen Megane für den Einsatz in der WRX. Namen wie Ken Block oder in heimischen Gefilden auch Timo Scheider tragen ebenfalls zur wachsenden Popularität von Rallycross bei.

"Rallycross ist in vielen Belangen richtig geil", schwärmt auch Wurz. "Enger Raum, die Autos berühren sich, Massenstart, kurze Renndauer - all das ist einfach zu verstehen und leicht zu vermarkten. Auch Strecken zu finden bereitet keine Probleme." Zunehmend setzt die WRX nicht mehr nur auf klassische Rallycross-Strecken wie das schwedische Höljes oder das britische Lydden Hill, sondern vermehrt auf bekannte Kurse aus Formel 1 oder MotoGP.

So funktioniert die WRX (00:26 Min.)

Mit dem Circuit de Catalunya und dem Hockenheimring stehen bereits zwei Klassiker im aktuellen Rennkalender, Silverstone wird in der kommenden Saison hinzustoßen. Die WRX nutzt dabei stets nur kleine Abschnitte der jeweiligen Rennstrecke und baut zusätzliche Offroad-Passagen im Infield oder in Auslaufzonen ein.

WRX als Arena der Antriebskonzepte?

Begeisternd sind aber vor allem die Autos: mit 600 PS schießen die minimal 1.300 Kilo (inklusive Fahrer) schweren Allradgeschosse in 1,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Hersteller wie Audi und Peugeot spielen zurecht im Rallycross-Umfeld immer wieder mit Andeutungen an die legendäre Gruppe-B-Ära. Immerhin konnte Audi im Vorjahr durch Ekström und seinen S1 quattro auch den ersten offiziellen WM-Titel in einer FIA-Meisterschaft holen seit Stig Blomqvists WRC-Triumph im Jahr 1984 im Gruppe-B-Quattro.

Für Wurz hat die WRX noch deutlich mehr Potenzial: "WRX wäre die perfekte Basis um Verbrennungsmotoren gegen Elektroantriebe oder wasserstoffbetriebene Boliden antreten zu lassen. Man müsste dafür nicht einmal das Rennformat ändern, denn die paar Minuten im Rennen hält etwa die Batterie eines Elektroautos voll durch. Man könnte die verschiedenen Antriebe hier leicht in Konkurrenz treten lassen."

Manfred Stohl, ehemaliger PWRC-Weltmeister, präsentierte vor wenigen Monaten ein rein elektrisch betriebenes Rallyeauto mit Allrad und rund 544 PS auf einer Veranstaltung in Österreich. 2017 ist Stohl mit einem eigenen Team in der WRX am Start - allerdings noch mit einem herkömmlichen Ford Fiesta.

Für die WRC hatte sich FIA Rallye-Direktor Jarmo Mahonen gegen die Einführung von Elektroautos innerhalb der kommenden fünf Jahre ausgesprochen. Die WRX könnte hier künftig zum Vorreiter werden.