Das Rätselraten um Timo Scheiders Motorsport-Zukunft ist vorbei: Nachdem der zweimalige DTM-Champion am letzten Rennwochenende der Saison 2016 in Hockenheim die Trennung von seinem langjährigen Arbeitgeber Audi bekanntgegeben hatte, war lange Zeit unklar, wie es mit dem deutschen Tourenwagen-Urgestein weitergehen würde. In der WRX, in der Scheider vergangenes Jahr schon gegen seinen DTM-Kollegen und WRX-Champion Mattias Ekström bei drei Gaststarts angetreten war, hat er für die kommende Saison nun sein neues sportliches Zuhause gefunden.

"Ich bin sehr aufgeregt, dass ich von Team Austria ausgewählt wurde die volle 2017 FIA World Rallycross Championship zu fahren", verkündete Scheider die zukünftige Zusammenarbeit mit dem MJP Racing Team Austria auf seiner Facebook-Seite. Das Team setzt dieses Jahr einen Ford Fiesta RXS in der Rallycross-WM ein. Der Vertrag mit dem letztjährigen Fünftplatzierten der WRX-Teamwertung soll sich über eine Laufzeit von mehreren Jahren belaufen.

Nachdem Scheider vergangenes Jahr bereits mehrfach im Cockpit eines Rallyecross-Boliden saß und die DTM für 2017 keine Option mehr war, liefen die Verhandlungen für eine Zukunft in der WRX frühzeitig an. "Wir hatten Gespräche seit letztem Jahr aber nun fanden wir einen guten Weg für die ideale Partnerschaft", so Scheider.

Die Leidenschaft ist zurück

Dass die WRX für Scheider alles andere als ein Notnagel ist, verriet er Motorsport-Magazin.com unlängst im Interview. "Das Auto macht nicht nur Spaß, es ist auch extrem schnell und fordernd. Du hast einen Puls von 180, weil du nur am Kurbeln bist - Handbremse, Schalten, einfach Action pur." So kam es auch, dass er an seinen ersten Gaststart beim neunten WM-Lauf in Spanien gleich noch zwei dranhing und sich auch in Lettland und Argentinien die Ehre gab.

Nach 16 Jahren DTM weckte die Rallyecross-Szene im Rennfahrer Scheider wieder das, was in der teilweise sterilen Welt des hochprofessionellen Tourenwagensports verloren gegangen schien: "Du hast Stadionatmosphäre, eng an der Strecke, du hast Krach, du hast Sprünge, du hast Dreck - ich wüsste nicht, was als Zuschauer besser sein könnte, als ein Rallyecross-Rennen anzusehen."

Timo Scheider wird in der WRX erneut auf seinen ehemaligen DTM-Konkurrenten Mattias Ekström treffen, Foto: Audi
Timo Scheider wird in der WRX erneut auf seinen ehemaligen DTM-Konkurrenten Mattias Ekström treffen, Foto: Audi

Angriff mit neuem Auto und österreichischer Lizenz

2017 steht für den 38-Jährigen also das volle Programm der Weltmeisterschaft mit zwölf Stationen von Spanien bis Südafrika an. Nach dem sein neuer Arbeitgeber als Newcomer im vergangenen Jahr noch nicht in Schlagdistanz zur Spitze war, soll sich dies in der kommenden Saison ändern. "Das Niveau der Meisterschaft steigt mit den weiteren Autoherstellern, aber MJP Racing hat für 2017 ein neues Supercar entwickelt welches sich behaupten wird", ist Scheider von der Konkurrenzfähigkeit des Pakets überzeugt.

"Unsere Infrastruktur und Leistungsfähigkeit sind in den letzten 9 Monaten so gewachsen, dass wir unser Ziel einer Neuentwicklung des Chassis und des Fahrwerks für 2017 auch realisieren konnten. Dass wir Timo Scheider gewinnen konnten erfüllt uns mit Freude und Stolz", blickt Teambesitzer Max J. Pucher zuversichtlich in die Zukunft. Eine weitere Neuerung für Scheider wird im Übrigen die Flagge sein, unter der in der WRX antritt - ganz zur Freude seines Teams. "Da Timo in Österreich lebt und mit einer österreichischen Lizenz fährt, haben wir damit unser Ziel, zumindest einen 'Österreicher' im Team zu haben, erfüllt", fügt Pucher an.

Neben Scheider startet der Schwede Kevin Eriksson für MJP. Er blickt auf einen Sieg in der WRX zurück. "Es ist fantastisch, neben Timo Scheider anzutreten", sagte Eriksson. "Ich habe gesehen, was das Team mit dem Ford Fiesta RXs gemacht hat und es wird toll, diese Maschine zu fahren."