Nürburgring, 15 Uhr. Platzregen. Typisches Eifelwetter. Zum Start des 24 Stunden Rennens 2007 lässt der Wettergott eine wahre Sintflut über dem Nürburgring einbrechen. Doch das war von seiner Seite aus nur der erste Streich, nachts sollte noch die Zugabe folgen.

Die Fans der Marathon-Veranstaltungen am Ring, sei es Rock am Ring oder eben eines der Rennen (24-Stunden oder 1.000 km) kennen die Widrigkeiten der Eifel bestens und sind so leicht durch nichts aus der Ruhe zu bringen. Zwei Stunden Dauerregen in Monsunstärke? Na und, dann wird eben so lange nicht gegrillt...

Im vergangenen Jahr wurden aber selbst die Härtesten auf die Probe gestellt: Es kam dermaßen viel Wasser von oben, dass sich ein Sturzbach den Weg quer über die Strecke bahnte. Hier sammelte sich auch ein kleiner Stausee hinter den Leitplanken.

Geschafft: nach 24 Stunden im Ziel., Foto: Sutton
Geschafft: nach 24 Stunden im Ziel., Foto: Sutton

Die Rennfahrzeuge standen zum Zeitpunkt des Unwetters schon in der Startaufstellung, auf der Start-/Zielgeraden stand aber so viel Wasser, dass man bei den (zum Teil auf Slicks stehenden) Autos Angst hatte, sie würden gleich wegschwimmen. In der Hoffnung auf eine nur kurze Startverzögerung blieben viele Piloten im Auto sitzen und warteten so fast zwei Stunden. Erst um 16:51 Uhr wurde der Start für die 24 Stunden freigegeben.

Gleich am Start zeigte Renn-Senior Klaus Ludwig im Aston Martin, dass er noch immer mitspielen kann und übernahm die Führung, während Duncan Huisman die Zakspeed Viper gleich in der ersten Kurve ins Kiesbett beförderte und so nach der ersten Runde auf Platz acht gewertet wurde. Am Anfang des Rennens war das Pokern der Teams um die richtigen Reifen ein entscheidender Punkt, so konnte sich Uwe Alzen mit einem frühen Umbau auf Slicks nach gut einer Stunde die Führung ergattern. Hinter ihm waren die altbekannten Teams Land und Manthey gelistet, die im weiteren Rennverlauf immer in der vorderen Gruppe erhalten bleiben sollten.

Pierre Kaffer wagte einen Doppelstart., Foto: Sutton
Pierre Kaffer wagte einen Doppelstart., Foto: Sutton

Denn schon um 20:00 Uhr führte der spätere Sieger das Feld an: Der Manthey-Porsche mit Timo Bernhard, Marc Lieb, Romain Dumas und Marcel Tiemann liegt "zur besten Sendezeit" 1:41 Minuten vor der Zakspeed Viper. Die "Kampfgruppe" um den Gesamtsieg umfasst fünf Fahrzeuge (Manthey-Porsche, Zakspeed-Viper, Land-Porsche, Phönix Aston Martin und der Alzen-Porsche). Auf dem sechsten Platz liegt zu diesem Zeitpunkt das Z4M Coupé von Schubert Motors mit Claudia Hürtgen, der Familie Stuck und Richard Göransson. Der schnelle Lamborghini Gallardo mit Dirk Adorf am Steuer wurde im Abschnitt Wehrseifen in einen Unfall verwickelt, bei dem er sich den Ölkühler zerstörte. Das hatte einen längeren Boxenaufenthalt zur Folge, der alle Chancen auf den Gesamtsieg zunichte machte.

Bis in die Nacht lag der Manthey-Porsche in Führung und baute diese stetig aus. Ab ungefähr 3:00 Uhr wurden die Nebelschwaden dichter, die über die Strecke zogen. Hier war definitiv kein fleißiger Grillmeister verantwortlich, es waren tief fliegende Wolken, die den Ring einpackten. Immer mehr Teamverantwortliche intervenierten bei der Rennleitung, auch Rennleiter Hans Schnock beobachtete die Situation mit Sorgenfalten auf der Stirn. Schließlich wurde um 3:54 Uhr mit der roten Flagge das Rennen abgebrochen und die Fahrzeuge auf der Start-Zielgeraden gesammelt. Für Stunden legte sich gespenstische Stille über den Nürburgring.

Pünktlich zum Frühstück der vielen Fans rund um die Nordschleife ging es um 9:31 Uhr nach einer Einführungsrunde wieder los. Damit startet der zweite Teil der 24 Stunden. Wie in der Nacht lag auch jetzt wieder der Porsche des Manthey-Teams in Führung und diktierte den Verfolgern die Pace. Land war bis vor dem Abbruch das einzige Team, das noch in der gleichen Runde mit den Manthey-Recken lag.

Einmal rund um die Uhr am Nürburgring., Foto: Sutton
Einmal rund um die Uhr am Nürburgring., Foto: Sutton

Nach dem Restart kam es noch einmal zu einem kollektiven Luftanhalten: Die beiden Porsche GT3 RSR von Manthey und Land kollidieren, Manthey beschädigte sich den vorne liegenden Kühler und musste an die Box. Das Team fiel auf Platz vier zurück. Kurz darauf fiel der Aston Martin mit Klaus Ludwig aus, er musste sein Auto im Bereich der Grand Prix Strecke mit Motorschaden abstellen. Fünf Stunden vor der Zielflagge lag also das Team von Land Motorsport vor der Zakspeed Viper und dem BMW Z4 M Coupé von Schubert Motors.

Gegen halb eins am Sonntag meldeten die Streckenposten und Fahrer fast einstimmig "Regen". Der Zeitpunkt des Reifenwechsels wurde zum Glückspiel. Einige Autos endeten in der Leitplanke oder lieferten Dreher ab. Manthey ging wieder in Führung, die Verfolgung übernahm weiterhin die Viper - im direkten Fight mit dem Porsche des Land-Teams, was die Fans natürlich besonders freute.

Der BMW Z4 wurde zu diesem Zeitpunkt von Legende Striezel Stuck pilotiert, er musste nach einem Dreher und anschließender Reparaturpause fünf Runden verloren geben und konnte nicht mehr in das Rennen um den Gesamtsieg eingreifen.

Am Ende siegte nach einem der spektakulärsten 24 Stunden Rennen des Nürburgrings Manthey vor der Viper des Zakspeed Teams und dem Auto von Land Motorsport. Der Sieger hatte 112 Runden zurückgelegt. Den vierten Platz sicherte sich das Team um Uwe Alzen mit einem Porsche Cayman, dem viele nicht zugetraut hätten, die Distanz zu schaffen. Auf Rang fünf kam der BMW Z4M vom Team Schubert mit Claudia Hürtgen, Johannes und Hans-Joachim Stuck und Richard Göransson ins Ziel.