"Gentlemen, start your engines!" So abgedroschen wie der Spruch mittlerweile auch ist, so steht er immer noch als Synonym für eines der Highlights im Motorsportjahr, denn die Indy 500 sind nicht nur Tradition, sie sind mittlerweile auch Kult und haben einen weltweiten Bekanntheitsgrad erreicht, der wohl nahe am Formel 1-Rennen von Monaco ist - zufällig finden die beiden Rennen am gleichen Wochenende statt. Nur eines stimmt nicht mehr; der Spruch mit den Gentlemen.

Danica Patrick hat Chancen auf den Sieg, Foto: Sutton
Danica Patrick hat Chancen auf den Sieg, Foto: Sutton

Denn in diesem Jahr werden auch drei Frauen am Rennen in der Heimat des amerikanischen Motorsports teilnehmen, eine davon auch mit Aussichten auf den Sieg. Denn Danica Patrick ist Mitglied von Andretti Green Racing und das Team mit dem über die Grenzen der USA gut bekannten Namen zu Beginn wird sich wohl mit den Fahrern der Rennställe Penske und Ganassi um den Sieg streiten.

Als größter Favroit gilt im Moment wohl Dan Wheldon, der für Ganassi an den Start geht. Der Sieger von 2005 - damals knapp vor Patrick - hat in diesem Jahr bei den Ovalrennen eine besonders gute Figur gemacht und dort die meisten Führungsrunden aller Fahrer angesammelt. Auch bei den Trainings waren Wheldon und sein Teamkollege Scott Dixon am schnellsten unterwegs. Im Qualifying reichte es dann zwar nur für Reihe zwei, aber in der IRL wird noch überholt. Zudem bietet das Oval von Indianapolis so viel Platz, dass man auch von jenseits der Top Ten noch nach vorne fahren kann.

Dan Wheldon konnte auf Ovalkursen in diesem Jahr die meisten Führungsrunden sammeln, Foto: Sutton
Dan Wheldon konnte auf Ovalkursen in diesem Jahr die meisten Führungsrunden sammeln, Foto: Sutton

Dennoch darf man die Schnellsten aus dem Qualifying nicht außer Acht lassen, schließlich haben sie über vier Runden den schnellsten Stundenschnitt gefahren, um ganz vorne zu landen. Auf der Pole Position befindet sich Helio Castroneves, der für Penske unterwegs ist und sein Teamkollege Sam Hornish - Sieger 2006 - steht auf Startplatz fünf, zwischen den beiden Ganassi-Fahrern.

Fehlen noch die Startpositionen der Armada von Andretti Green Racing, die mit insgesamt fünf Autos am Start ist. Denn neben den Stammpiloten ließ es sich auch Teamchef Michael Andretti nicht nehmen, wieder einen Anlauf auf die Krone im prestigeträchtigsten Rennen Nordamerikas zu unternehmen. Die Autos des Teams verteilen sich auf die Plätze zwei, drei, acht neun und elf. Die vordersten beiden Positionen konnten sich Tony Kanaan und Dario Franchitti sichern, Achter und Neunter sind Danica Patrick und Marco Andretti und Michael erreichte den elften Startplatz.

Marco Andretti scheiterte im Vorjahr nur knapp, Tony Kanaan startet in Reihe eins, Foto: Sutton
Marco Andretti scheiterte im Vorjahr nur knapp, Tony Kanaan startet in Reihe eins, Foto: Sutton

Was einem Sieg der Andrettis im Weg steht, ist allerdings der Indy-Fluch, den die Familie nun schon fast 40 Jahre spürt. Denn Mario Andretti konnte 1969 den letzten und auch einzigen Sieg des Clans einfahren und seitdem scheiterten die Andrettis immer mehr oder weniger knapp daran. Im Vorjahr stand Marco - der jüngste - kurz davor, es doch zu schaffen und mit seinem Vater Michael sogar einen Doppelsieg zu feiern, bis Sam Hornish im letzten Moment dann doch noch vorbei schlich. Das Team Andretti-Green hat von dem Fluch übrigens nichts abbekommen, denn 2005 gab es den Sieg.

Noch ein großer Name wird im Feld der 91. Indy 500 mitmischen. Denn Al Unser Jr. wird versuchen, den acht Siegen seiner Familie noch einen hinzuzufügen. Allerdings scheint das unwahrscheinlich, denn vom Material her ist er klar im Nachteil gegenüber den drei Spitzenteams. So wird Unser zwar im Team des legendären vierfachen Indy 500-Siegers AJ Foyt fahren, musste aber bis zum zweiten Qualifying-Wochenende warten, um als 25. ins Feld zu rutschen. Darren Manning, der zweite Fahrer des Teams, erreichte immerhin Platz 15. Auch ein weiterer Foyt mischt im Feld mit. AJ Foyt IV - der Enkel - wird von der 18. Position starten.

Sarah Fischer mischt auch mit, Foto: Sutton
Sarah Fischer mischt auch mit, Foto: Sutton

Aber zurück zu dem, was zu Beginn des Artikels stand - drei Frauen werden teilnehmen, bislang haben wir erst eine kennen gelernt. Neben Danica Patrick werden noch Sarah Fisher und Milka Duno die 500 Meilen in Angriff nehmen. Fisher gehört wie Patrick zu den regulären Teilnehmerinnen der IRL, während sich Duno wie einige andere für einen kurzfristigen Umstieg entschieden haben. So fährt die Venezuelanerin normalerweise Sportwagen in der Grand Am Serie, wird in diesem Jahr aber auch zehn IRL-Rennen bestreiten, die Indy 500 inklusive. Monoposto-Erfahrung hat sie bereits, denn 2001 und 2003 war sie in der World Series by Nissan unterwegs bevor es in die Grand Am Serie ging. Chancen auf den Sieg werden ihr aber ebenso wenig zugetraut wie Fisher. Nur Patrick gilt als Kandidatin für ganz vorne.

Bleibt noch die Frage nach möglichen Überraschungen. Denn was wäre ein echtes Rennen ohne die eine oder andere Spitzenleistung eines Außenseiters. Ryan Briscoe war allerdings der einzige, der sich im Training wirklich als möglicher Störfaktor für die drei Spitzenteams aufdrängte. Im Qualifying konnte er sich dann auch auf den siebten Platz und damit vor drei Fünftel des Andretti-Green-Teams stellen. Namen, die man vielleicht noch auf der Liste haben könnte, sind Tomas Scheckter, der den zehnten Startplatz erreicht hat, Ed Carpenter sein Teamkollege könnte auch für eine Überraschung sorgen und Scott Sharp und Jeff Simmons haben auch eine aussichtsreiche Position auf Startplatz zwölf und 13 direkt vor Simmons. Passieren kann in jedem Fall viel, wenn die Ladies und die Gentlemen ihre Motoren starten.