An diesem Wochenende geht nicht nur der Formel-1-GP in Monaco über die Bühne, sondern auch das 500-Meilen-Rennen von Indianapolis. Das berühmt-berüchtigte Indy 500, gemessen an der Zuschauerzahl vor Ort das größte Motorsport-Event der Welt, steht aber in diesem Jahr unter keinem guten Stern. Neben einer Serie von Unfällen wurde die Woche vor dem Rennen von einem ausgewachsenen Technik-Skandal dominiert, der weit über die diesjährige Ausgabe hinausgeht.

Im Zentrum des Skandals steht Team Penske. Die US-Mannschaft ist das legendärste und mit Abstand erfolgreichste Team der Serie und ihrer Vorläufer-Meisterschaften. Sie ist nicht nur in der Indycar, sondern auch weit darüber hinaus erfolgreich – unter anderem mit Porsche in der WEC. Zwei Penske-Fahrzeuge fielen am vergangenen Indycar-Wochenende in Indianapolis während dem Qualifying durch eine technische Untersuchung.

Zwei Autos illegal: Betrugsvorwürfe gegen Team Penske

Konkret war ein Spalt an einem Dämpfungselement am Heck des Fahrzeugs geglättet worden, das damit illegal verändert worden war. In der Indycar-Serie kommt ein Einheits-Chassis von Dallara zum Einsatz, Modifikationen sind beinahe vollkommen verboten. Bei ersten Untersuchungen vor dem Qualifying, das sich über das gesamte letzte Wochenende zog, war die illegale Modifikation nicht aufgefallen, erst vor dem Fast 12 (im weitesten Sinne vergleichbar mit der Q2-Session in der Formel 1) wurden die Regelhüter auf den Verstoß aufmerksam, angeblich nach einen Hinweis eines Konkurrenz-Teams.

Schließlich wurden die beiden Penske-Autos von Josef Newgarden und Will Power, an denen der Verstoß festgestellt worden war, ans Ende des Feldes versetzt. Außerdem wurden die Rennstrategen suspendiert und es wurde eine Strafe von 100.000 US-Dollar erteilt. Allerdings wurden Power und Newgarden nicht rückwirkend vom gesamten Qualifying ausgeschlossen.

Der Unterschied ist deshalb entscheidend, da 34 Fahrer zur Qualifikation in Indianapolis angetreten waren, aber das Feld auf 33 beschränkt ist. Bei einem vollständigen Ausschluss wäre also einer der beiden Penske-Fahrer aus dem Feld geflogen. Am dritte Penske-Boliden von Scott McLaughlin wurde kein Regelverstoß festgestellt.

Josef Newgarden (Team Penske) beim Qualifying zum Indianapolis 500 2025
Josef Newgarden im Penske-Auto, Foto: Imago / Zuma Press Wire

Indycar-Skandal zieht weite Kreise: Auch Sieger-Auto 2024 illegal

Die Veränderung soll laut Aussagen von Indycar-Offiziellen keinen Vorteil gebracht haben. Das soll ein Grund gewesen sein, warum sie zuvor unentdeckt geblieben ist, andererseits ist sie dennoch ohne Zweifel nicht erlaubt. Infolge der Disqualifikation wurde auch das Siegerautos des Vorjahres von Newgarden genauer unter die Lupe genommen, das im Museum am Indianapolis Motor Speedway ausgestellt ist. Damals hatte Newgarden für Penske gewonnen. Und siehe da: Auch dort fand sich die Glättung. Faktisch war also der Vorjahres-Sieger illegal. Eine nachträgliche Änderung des Renn-Ergebnisses ist aber nicht vorgesehen.

Das stachelte die Vorwürfe gegen Team Penske erst recht an. Dessen Gründer Roger Penske ist Besitzer der Indycar-Serie und des Indianapolis Motor Speedways. Gleichzeitig ist es nicht das erste Mal in der jüngeren Vergangenheit, dass Team Penske im Zentrum eines potenziellen Betrugs-Skandals stand. Im Vorjahr wurden zwei der drei Penske-Autos vom Eröffnungsrennen in St. Petersburg disqualifiziert, da sie illegalerweise bei Restarts ihre Überholhilfe (Push-to-Paas) aktiviert hatten. Unter anderem deshalb forderte die Konkurrenz ein scharfes Durchgreifen.

Penske zog aus den anhaltenden Betrugsvorwürfen der vergangenen Woche noch vor dem Rennen die Konsequenzen. Am Mittwoch reagiert Team Penske mit der Entlassung dreier wichtiger Bausteine aus der Führungsriege des Indycar-Teams in Form von Teampräsident Tim Cindric, Managing-Director Ron Ruzewski und Generaldirektor Kyle Moyer. Roger Penske begründete den Schritt folgendermaßen: "Nichts ist wichtiger als die Integrität unseres Sportes und unserer Rennteams. In den letzten beiden Jahren gab es organisatorische Fehler, wir mussten die notwendigen Änderungen vornehmen."

Penske zählt zu den absoluten Topteams der Indycar-Serie. Mit 20 Siegen beim Indy 500 kann keine Mannschaft mehr Erfolge bei dem 500-Meilen-Rennen auf dem legendären 'Brickyard' vorweisen. Nach zwei Siegen in Serien zählt vor allem Newgarden 2025 zu den Topfavoriten. Ein Start aus der letzten Reihe verringert zwar seine Siegchancen etwas, macht einen Sieg bei 200-Runden-Event aber nicht unmöglich.

Unfallserie erschüttert Indianapolis

Der Penske-Skandal war nicht der einzige negative Vorbote vor dem diesjährigen Indy 500. Eine Unfallserie, die selbst für das häufig crashträchtige Qualifikations-Wochenende ungewöhnliche viele Abflüge zu verzeichnen hatte, dämpfte etwas die Stimmung. Mit Kyffin Simpson, Colton Herta und Scott McLauglin verloren am vergangenen Wochenende gleich drei verschiedene Fahrer mit ihren Autos Bodenkontakt und verunfallten dabei schwer. Auch Ex-Formel-2-Fahrer Marcus Armstrong verzeichnete einen harten Einschlag. Verletzt wurde bei den Unfällen glücklicherweise niemand.

Ein konkreter Grund für die Unfallserie lässt sich nur schwer ausmachen. Als ein Erklärungsansatz wird im Indycar-Paddock das ERS-System genannt, das in der zweiten Saisonhälfte 2024 sein Debüt feierte und dieses Jahr erstmals in Indianapolis auch zum Einsatz kommt. Es stattet die traditionell eher übersteuernden Indycars mit 45 Kilogramm Zusatzgewicht aus und könnte es möglicherweise denn Fahrern schwerer machen, diese bei einem Rutscher abzufangen, so die Vermutung.

Indy 500: Ehemaliger Rivale von Mick Schumacher startet von der Pole

Bei diesen Störfeuern gerät die sportliche Ausgangslage beim Indianapolis 500 2025 beinahe in den Hintergrund. Dabei gab es schon vor die Rennen die erste faustdicke Sensation. Rookie Robert Shwartzman sicherte sich mit dem Neueinsteiger-Team von Prema am vergangenen Sonntag die prestigeträchtige Pole Position für das Rennen im US-Bundesstaat Indiana.

Bislang hatte die italienische Mannschaft, die im Nachwuchs-Rennsport zu den erfolgreichsten gehört, einen schweren Stand in den USA, und kam nicht über einen 18. Platz hinaus. Dass man sich im Indy-Qualifying, das eigentlich aufgrund zahlreicher kleiner Kniffe im Setup als eine Angelegenheit für erfahrene Teams gilt, durchsetzen konnte, kam deshalb sehr überraschend.

Robert Shwartzman (Prema) nach der Pole Position beim Indianapolis 500 2025
Robert Shwartzman startet in Indianapolis von der Pole Position, Foto: Imago / Zuma Press Wire

Der ehemalige Formel-1-Junior von Ferrari, Shwarztzman, der sich in der Formel 3 und Formel 2 mit Mick Schumacher gemessen hatte, nimmt das Rennen vor Ex-F1-Pilot Takuma Sato und McLaren-Ersatzfahrer Pato O'Ward in Angriff. Die Top 5 komplettieren Altmeister Scott Dixon und Felix Rosenqvist. Meisterschafts-Dominator Alex Palou, der in der laufenden Saison vier von fünf Rennen gewann und einmal Zweiter wurde, geht von P6 ins Rennen. Untenstehend findet ihr die komplette Startaufstellung für das Indy 500.

Indianapolis 500 2025: Die Startaufstellung / Das Grid

Startposition Fahrer Team Motor
1Robert ShwartzmanPrema RacingChevrolet
2Takuma SatoRahal Letterman Lanigan RacingHonda
3Pato O'WardArrow McLarenChevrolet
4Scott DixonChip Ganassi RacingHonda
5Felix RosenqvistMeyer Shank RacingHonda
6Alex PalouChip Ganassi RacingHonda
7David MalukasA. J. Foyt EnterprisesChevrolet
8Christian LundgaardArrow McLarenChevrolet
9Marcus EricssonAndretti GlobalHonda
10Scott McLaughlinTeam PenskeChevrolet
11Conor DalyJuncos Hollinger RacingChevrolet
12Alexander RossiEd Carpenter RacingChevrolet
13Kyffin SimpsonChip Ganassi RacingHonda
14Ed CarpenterEd Carpenter RacingChevrolet
15Santino FerrucciA. J. Foyt EnterprisesChevrolet
16Devlin DeFrancescoRahal Letterman Lanigan RacingHonda
17Sting Ray RobbJuncos Hollinger RacingChevrolet
18Christian RasmussenEd Carpenter RacingChevrolet
19Kyle LarsonArrow McLaren / Rick HendrickChevrolet
20Louis FosterRahal Letterman Lanigan RacingHonda
21Callum IlottPrema RacingChevrolet
22Helio CastronevesMeyer Shank RacingHonda
23Kyle KirkwoodAndretti GlobalHonda
24Nolan SiegelArrow McLarenChevrolet
25Ryan Hunter-ReayDRR-Cusick MotorsportsChevrolet
26Jack HarveyDRR-Cusick MotorsportsChevrolet
27Colton HertaAndretti GlobalHonda
28Graham RahalRahal Letterman Lanigan RacingHonda
29Marco AndrettiAndretti GlobalHonda
30Marcus ArmstrongMeyer Shank RacingHonda
31Rinus VeeKayDale Coyne RacingHonda
32Josef NewgardenTeam PenskeChevrolet
33Will PowerTeam PenskeChevrolet