Der Jubel in der Box des Teams Cytosport kannte keine Grenzen. Der Klassensieg, den Klaus Graf, Sascha Maassen und Greg Pickett (USA) mit dem RS Spyder beim prestigeträchtigsten Rennen des Jahres holten, war der erste für ein Kundenteam mit dem Sportprototyp aus Weissach in der American Le Mans Series. Entsprechend groß war die Freude. "Ein toller Erfolg. Das war ein völlig problemloses Rennen für uns. Das Auto lief zwölf Stunden so zuverlässig wie ein Uhrwerk", sagte Sascha Maassen. Der RS Spyder knüpfte damit an die Zeit seiner größten Erfolge an. "Ich freue mich schon auf mein nächstes Rennen mit diesem fantastischen Auto in Laguna Seca.“

Die 58. Auflage des ältesten Sportwagenrennens der USA auf dem Sebring International Raceway begann auch in der Klasse GT2 gut für Porsche. Mit dem 911 GT3 RSR seines neuen Teams Falken Tire setzte sich Porsche-Werksfahrer Wolf Henzler vom Start weg an die Spitze der stark besetzten Sportwagenklasse, bevor sein Werksfahrerkollege Jörg Bergmeister im 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports die Führung übernahm. "Unser Auto ist gut", sagte der Titelverteidiger nach dem ersten Fahrerwechsel. "Vor allem am Ende des Stints konnte ich noch richtig schnelle Rundenzeiten fahren."

Doch als sein 911 GT3 RSR mit der Startnummer 45 nach sieben Stunden von einem über die Piste rollenden Rad getroffen wurde, das der Porsche von Wolf Henzler verloren hatte, war der Traum vom Klassensieg zu Ende. "Ich musste an die Box, die dann aber wegen der Safety-Car-Phase geschlossen wurde", schilderte Jörg Bergmeister die Situation. "Ich stand zwar bei meinem Team, aber das Reglement verbietet in diesem Fall die Reparatur des Autos. Unsere Mechaniker waren zur Untätigkeit verdammt." Erst als es dem Safety Car nach vier Runden gelungen war, den Spitzenreiter einzufangen, durfte die Boxencrew von Flying Lizard mit der Arbeit beginnen. Seine Teamkollegen Patrick Long (USA) und Marc Lieb machten auf ihrer Aufholjagd zwar noch Boden gut, trotzdem reichte es nicht für einen Platz auf dem Podium.

Da war die Welt noch in Ordnung für Flying Lizard Motorsports., Foto: Porsche
Da war die Welt noch in Ordnung für Flying Lizard Motorsports., Foto: Porsche

"Vielleicht ist das sogar ein gutes Omen", sagte Patrick Long. "Letztes Jahr sind wir auch mit einem vierten Platz in Sebring gestartet, danach haben wir die nächsten fünf Rennen und schließlich auch die Meisterschaft gewonnen." Diese Aussicht half auch Jörg Bergmeister über die erste Enttäuschung hinweg: "Ich hätte heute Lotto spielen sollen. Die Wahrscheinlichkeit, von einem Rad getroffen zu werden und sechs Richtige zu haben, dürfte in etwa gleich groß sein." Wolf Henzler, der zusammen mit seinem Werksfahrerkollegen Patrick Pilet (Frankreich) und Bryan Sellers unterwegs war, sah die positive Seite des unglücklichen Saisonstarts, als er sagte: "Unser junges Team hat bei diesem Rennen sehr viel gelernt. Wir wissen jetzt, wo unsere Schwachstellen liegen und werden versuchen, diese schon beim nächsten Rennen abzustellen."

Der zweite 911 GT3 RSR von Flying Lizard Motorsports mit der Startnummer 44 kam auf dem fünften Platz ins Ziel. In der Saison 2009 war dieses Auto Gesamtsieger der Michelin Green X Challenge und gewann die Umweltwertung jetzt auch in Sebring vor der Startnummer 45. Porsche-Werksfahrer Richard Lietz (Österreich), der sich das Cockpit mit Darren Law (USA) und Seth Neiman (USA) teilte: "Der 911 GT3 RSR hat damit wieder mal bewiesen, dass er der effizienteste GT-Rennwagen ist."

Vor dem Start des Rennens weckte Porsche bei den Fans am Sebring International Raceway Erinnerungen an alte Zeiten. 50 Jahre nach dem ersten von 18. Gesamtsiegen für Porsche bei dem Langstreckenklassiker drehte Hans Herrmann mit dem damals erfolgreichen Porsche RS 60 Spyder einige Demonstrationsrunden auf dem Flugplatzkurs in Florida. Der heute 82-jährige Schwabe hat das Rennen am 26. März 1960 zusammen mit dem Belgier Olivier Gendebien gewonnen.