Wer Laurens Vanthoor nicht kennt, interessiert sich nicht für die GT-Szene. Der 24-jährige Belgier hastet seit 2012 zusammen mit Audi von Titel zu Titel. 2015 hat er sein erstes Heimspiel in Zolder im Rahmen der Blancpain-Sprint-Serie (BSS) bereits dominiert und nun steht mit den die 24 Stunden von Spa-Francorchamps das zweite auf dem Kalender. Da Vanthoor zusammen mit René Rast und Markus Winkelhock einen Audi R8 LMS der nächsten Generation fährt, der dazu auch noch vom Top-Team WRT eingesetzt wird, ist eine weitere Galafahrt gar nicht so unwahrscheinlich. Am Nürburgring war die Kombination Vanthoor, WRT und neuer Audi in diesem Jahr bereits siegreich.

Lief die Saison 2015 bislang zufriedenstellend?
Im Allgemeinen: ja. Natürlich ärgert dich ein Wochenende wie das in Nogaro, bei dem du ohne Punkte nach Hause fährst, aber Robin [Frijns] und ich führen in der BSS und liegen in der Blancpain-Endurance-Serie (BES) auf dem dritten Rang. Damit führen wir auch in der kombinierten Wertung beider Serien. Dazu kommt dann noch der Sieg beim 24-Stunden-Rennen am Nürburgring. Damit kann ich ganz zufrieden sein und darf nicht daran denken, mich zu beschweren [lacht]. Gerade läuft es nach Plan, aber die Saison ist ja noch lang.

Das letzte Jahr war extrem erfolgreich: Ist das eine Bürde oder Motivation zur weiteren Verbesserung?
Ich habe 2013 schon gedacht, dass das kaum zu überbieten ist. Dann kamen 2014 der Sieg bei den 24 Stunden von Spa und die Blancpain-GT-Meisterschaft dazu. Der Anfang von diesem Jahr war viel besser als der des letzten Jahres und ich bin natürlich motiviert weiterhin gute Ergebnisse zu erzielen und mich zu steigern. Allerdings muss man auch einsehen, dass es Grenzen gibt.

Was passiert eigentlich mit den ganzen Pokalen?
Es ist nicht arrogant gemeint… aber ich weiß wirklich langsam nicht mehr, wo ich die Pokale hinstellen soll [lacht]. Es stehen welche im Keller, manche im Wohnzimmer und andere im Büro. Natürlich ist das ein Luxusproblem und es sieht so aus als wollte ich angeben, aber ich habe einfach keinen Platz mehr. Ich beschwere mich aber auch nicht, falls noch weitere dazukommen.

Vanthoor (Erster von links) war in diesem Jahr bereits am Nürburgring mit WRT erfolgreich, Foto: Audi
Vanthoor (Erster von links) war in diesem Jahr bereits am Nürburgring mit WRT erfolgreich, Foto: Audi

Wären die beiden Stadtkurse, die ursprünglich im BSS-Kalender waren, eine Bereicherung gewesen?
Ich mag Strecken wie Brands Hatch oder Baku, die dich als Fahrer fordern und nicht solche Kurse wie etwa Paul Ricard. Bei Stadtkursen wird jeder Fehler bestraft und der aktuelle Audi R8 LMS lief auf Stadtkursen bislang auch immer gut. Moskau ist eine Stadt mit einer ganz eigenen Atmosphäre, daher wäre es toll gewesen auch dort im Zentrum zu fahren.

In diesem Jahr standen auch die 12 Stunden von Bathurst und ein Rennen bei den brasilianischen Stock Cars auf dem Programm. Ist das ein neuer Karrierezweig?
Ich habe mit WRT ein Team, bei dem ich mich wirklich wohl fühle und ich hoffe, dass diese Zusammenarbeit noch lange so weitergeht. Mein Fernziel ist es, irgendwann einmal mit einem LMP1-Audi in Le Mans zu fahren. Daneben gibt´s die Stock Cars in Brasilien und die V8 in Australien, die auch reizvoll sind. Ich liebe es einfach, Rennen zu fahren und wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt nutze ich sie. Es gibt so viele verschiedene Arten von Motorsport, von denen viele einzigartige Erfahrungen bieten – wie zum Beispiel der Gastauftritt beim Rennen in Goiânia, Brasilien. Valdeno Brito vom Team Brasil, gegen den ich in der BSS gefahren bin, hat mich gefragt und ich hatte Zeit.

Wäre es eine Enttäuschung als Favorit, nicht in Spa zu gewinnen?
Ich glaube nicht, dass alles andere als ein Sieg eine Enttäuschung wäre. Ich bin froh mit der Form, die wir aktuell haben. Manchmal gibt es Probleme oder du hast einfach kein Glück. Wir wollen ein gutes Rennen fahren und wenn es dann ein Podium wird, bin ich zufrieden. Zum Sieg würde ich aber trotzdem nicht Nein sagen [lacht].

Was ist der größte Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Audi R8 LMS?
Es sind zwei grundverschieden Autos: Zwischen den zwei Modellen liegen fast sieben Jahre, in denen die Teams und die Fahrer viel Erfahrung gesammelt und Dinge zum Verbessern gefunden haben. Der Motor ist fast gleich, aber die Elektronik und die Aerodynamik sind ein Unterschied wie Tag und Nacht. Mit dem alten Auto hatten wir zwar Downforce, aber wir waren nicht gut auf den Geraden. Der neue R8 LMS ist sehr effizient und auch auf den Geraden schnell. ABS und Schaltung sind auch viel besser zu bedienen.