Liebe Motorsport-Magazin.com-Leser,

ich hoffe, dass ihr alle gut ins Neue Jahr gestartet seid. Bei uns Rennfahrern ist es in der Winterpause meist etwas ruhiger, aber so ganz ohne Motorsport geht es dann doch nicht. Ich hatte kürzlich die tolle Gelegenheit, einmal etwas komplett Anderes auszuprobieren: Racing on ice! Die Rahmenbedingungen: ein zugefrorener See in Lappland, der Nürburgring im Eis-Format, ein Porsche GT3 mit Spike-Reifen und der vierfache Tourenwagen-Weltmeister Yvan Muller. Klingt zunächst ein wenig verwirrend, oder?

Also, eins nach dem anderen: Im schwedischen Lappland gibt es einen ziemlich bekannten zugefrorenen See namens Uddjaur. Auf dieser riesigen Fläche testen viele Hersteller ihre neuen Autos, und dazu gibt es noch einen besonderen Clou: In den Schnee auf diesem See wurden drei Rennstrecken im Original-Layout reingefräst! Das muss man sich einmal vorstellen: Mitten in Schweden gibt es den Nürburgring, Silverstone und Paul Ricard im originalgetreuen Maßstab. Lediglich das Gefälle der einzelnen Strecken konnten die Erbauer nicht nachempfinden, der Rest kommt dem Original aus Asphalt schon sehr nahe.

Foto: Jens Werner
Foto: Jens Werner

Auf dem Nürburgring-Layout kam es dann zum Eis-Duell mit Yvan, der mich zu diesem Event eingeladen hatte. Der Hintergrund dieser Geschichte: Im vergangenen Jahr habe ich am Rennwochenende des ATS Formel 3 Cup am Nürburgring im ersten Rennen den Streckenrekord gebrochen und in den beiden folgenden Rennen meine eigene Rundenzeit noch zweimal verbessert. Yvan hatte das mitbekommen und wollte wissen, wie sich ein junger Nachwuchsfahrer auf Eis schlagen würde. Yvan gehört zu den erfahrensten Eis-Racern und konnte schon zehnmal die berühmte Trophée Andros gewinnen.

Bei unserem Rennen ging es allerdings nicht darum, den anderen zu schlagen - der Spaß sollte im Vordergrund stehen, und ich kann euch sagen: Es hat einen Riesenspaß gemacht! Der Porsche GT3 hatte richtig Dampf unter der schneeweißen Haube es gibt kaum etwas Schöneres, als einen Sportwagen mal anständig quer durch die Kurven zu treiben. Yvan sagte zu mir: "Wir fahren das ganze Jahr über auf Rundenzeiten, hier wollen wir einfach mal ein bisschen Fun und Abwechslung haben." Ganz ohne Wettkampfgedanken ging es aber doch nicht, schließlich sind wir ja Rennfahrer...

Foto: Jens Werner
Foto: Jens Werner

Also fuhren wir einige Runden und stoppten die Zeiten. Ich hatte erwartet, dass Yvan mit all seiner Erfahrung etwas schneller sein würde als ich Eis-Rookie, doch am Ende kam es anders. Auf meiner besten Runde war ich mehr als eine Sekunde schneller als Yvan! Damit hätte ich niemals gerechnet, aber irgendwo muss ich ihm Zeit abgeknöpft haben. Yvan nahm es sportlich und wir unterhielten uns anschließend noch eine Weile.

Ich bin immer froh, wenn mir erfahrene Profis ein paar Tipps mit auf den Weg geben. Yvan sagte, dass man als Rennfahrer immer realistisch bleiben sollte und sein Team respektieren muss. Es gibt nichts Wichtigeres als eine gute Harmonie innerhalb der Mannschaft, sagte er, ansonsten verliert man schnell den Spaß und damit an Speed. Das war eine schöne Bestätigung, denn ich sehe das genauso.

Foto: Jens Werner
Foto: Jens Werner

Vielleicht habt ihr es sogar im Fernsehen gesehen: In Lappland begleitete uns ein Kamera-Team vom MDR und berichtete über das Eis-Rennen mit Yvan. Da konnte ich es mir natürlich nicht nehmen lassen, für die Kamera noch ein paar Donuts in den Schnee zu brennen. Alles in allem ein tolles Erlebnis, vielen Dank nochmals an Yvan für die Gelegenheit. Jetzt geht es mit Vollgas weiter in Richtung kommender Saison. Die Chancen, dass ich dieses Jahr in der GP3 starte, stehen ziemlich gut. Wir befinden uns derzeit in der Entscheidungsphase und in den kommenden Wochen sollte alles geklärt sein. Dann werde ich hier bei Motorsport-Magazin.com wieder berichten.

Drückt mir bitte weiter die Daumen und bis bald