Entspannt genießt Andreas Zuber seinen Capuccino im Cafe Tomaselli in Salzburg. Der 23-jährige Österreicher hat am vergangenen Wochenende den heiß begehrten Vertrag mit dem britischen GP2-Team iSport unterzeichnet. Damit wird er höchstwahrscheinlich der neue Teamkollege des Deutschen Timo Glock, der in der abgelaufenen Saison vier Siege für diesen Rennstall einfuhr. Im Interview mit motorsport-magazin.com erläuterte Zuber, warum das heurige Jahr von vielen Tiefs geprägt war und welche Ziele er für 2007 hat.

Zuber konnte sich schon bei einem Test bei iSport einleben., Foto: GP2
Zuber konnte sich schon bei einem Test bei iSport einleben., Foto: GP2

Andreas, bevor wir uns der Zukunft widmen, ein Blick zurück: Du hast in Istanbul dein erstes GP2-Rennen gewonnen, wie lautet das Fazit für die abgelaufene Saison?
Andreas Zuber: Mein Ziel für das erste Jahr in der GP2-Serie war ein Platz unter den ersten Sechs in der Gesamtwertung, doch dies war aufgrund zahlreicher technischer Defekte nicht möglich. Mein Team Trident hatte die gesamte Saison über mit technischen als auch elektronischen Problemen zu kämpfen. In Silverstone ging in aussichtsreicher Position der Feuerlöscher los, in Monza versagte bereits beim Start die Kupplung, ich war das ganze Jahr vom Pech verfolgt - mit Ausnahme Istanbul, dort lief alles perfekt. Dennoch war meine erste Saison sehr lehrreich, vor allem von meinem Teamkollegen Gianmaria Bruni, der bereits Formel 1 Erfahrung besitzt, habe ich viel gelernt.

Welche Ziele hast du dir mit dem neuen Team gesteckt?
Andreas Zuber: iSport hat letzte Saison mit sieben Siegen bewiesen, dass sie ein absolutes Top-Team sind. Ich kann sehr gut mit Engländern zusammenarbeiten, daher ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen, für dieses Team fahren zu dürfen. Ich musste mich an zwei Testtagen gegen 15 weitere Anwärter, die alle heiß auf dieses Cockpit waren, durchsetzen - unter anderem gegen Bruno Senna. Die Ziele für 2007 sind klar definiert, ich will um die Meisterschaft mitkämpfen, und dabei natürlich meinen Teamkollegen Timo Glock schlagen.

Gibt es bereits Kontakte zu Formel 1-Teams?
Andreas Zuber: Ich durfte vor kurzem das Williams Team für einen Tag besuchen. Der Sohn von Frank Williams, Jonathan, ist Teileigentümer von iSport und hat zusammen mit meinem Physiotherapeuten Erwin Göllner diesen Kontakt hergestellt. Ich habe mich ausgiebig mit Frank Williams und Patrick Head unterhalten, sie schienen sehr interessiert an mir zu sein, und bei guten Ergebnissen in der GP2 sind Testfahrten für dieses Traditionsteam durchaus im Bereich des Möglichen.

Die Formel 1 ist natürlich das primäre Ziel. Sind auch andere Rennserien ein Thema für dich, sollte es mit dem Einstieg in die Königsklasse nicht klappen?
Andreas Zuber: Das einzige, das mich neben der Formel 1 reizen würde, wäre die amerikanische ChampCar-Serie. Diese finde ich sehr interessant, da dort das fahrerische Können im Vordergrund steht. Die Indy Racing League kommt nicht in Frage, das ständige Fahren in den Ovalen ist mir einfach zu gefährlich. Und für NASCAR bin ich noch zu jung [lacht], außerdem braucht man sehr gute Kontakte, um dort ein Cockpit zu ergattern.

Hamilton ist weg, jetzt will Zuber weitere Pokale., Foto: Sutton
Hamilton ist weg, jetzt will Zuber weitere Pokale., Foto: Sutton

Welche Chancen räumst du Alexander Wurz bei seinem Comeback für Williams ein, und war es der richtige Schritt von Christian Klien, bei Honda anzuheuern?
Andreas Zuber: Alex muss sich gegen seinen Teamkollegen Nico Rosberg behaupten, das wird auf jeden Fall sehr schwer, da sich dieser vom Speed steigern wird. Trotz der Toyota-Motoren gehe ich davon aus, dass Williams auch nächste Saison noch nicht um Spitzenplätze mitfahren wird, da die Leistungen heuer einfach zu schwach waren. Sie brauchen eine gewisse Aufbauzeit, um wieder den Anschluss an die Spitzen-Teams zu finden. Zu Klien: Als dritter Fahrer bei Honda zu fahren, ist das Beste, was ihm passieren konnte. Spyker ist ehrlich gesagt keine Alternative, bei den Japanern kann er beweisen, dass er zu Unrecht seinen Platz bei Red Bull verloren hat. Wobei ich sagen muss, dass ich an seiner Stelle das Angebot für das ChampCar-Team wahrscheinlich angenommen hätte.

Du bist in den Jahren 2003 und 2004 mit dem bereits erwähnten Nico Rosberg im selben Team in der Formel 3 Euroserie gefahren. Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Andreas Zuber: Nico ist ein unheimlich zielorientierter Sportler und war in unserer gemeinsamen Zeit ein ungemein harter Gegner. Im Team war er ein Konkurrent wie jeder andere, der nur auf sich selbst schaute. Doch abseits der Strecke hatten wir viele gemeinsame Interessen und wurden schnell gute Freunde.

Hast du ein Vorbild, dem du nacheiferst?
Andreas Zuber: Ayrton Senna war ein großes Idol von mir. Nach dessen Tod gab es immer wieder Fahrer, die ich ob ihrer Leistungen bewundert habe. Zu diesen zählt natürlich Michael Schumacher, aber auch der Speed von Kimi Räikkönen beeindruckt mich immer wieder aufs Neue.

Was macht Andreas Zuber in seiner Freizeit?
Andreas Zuber: Ich laufe sehr viel und mache auch gerne Fahrrad-Touren und wenn ich in meinem neuen Hauptwohnsitz in Dubai bin, düse ich mit dem Jetski auf den Wellen herum. Hier in Österreich verbringe ich viel Zeit mit meiner Freundin Evelyn, die in Salzburg wohnt und mir den nötigen Rückhalt gibt.

Ein Ausblick in die Zukunft: Andreas Zuber fährt 2010...
Andreas Zuber: Bei einem Spitzenteam in der Formel 1. [lächelt]