Silverstone. Hier hat also alles angefangen. Ich hatte vor dem Rennwochenende nur zwei Rennen auf der Insel in Donington bestritten, aber meine Jungs freuten sich darauf in ihrer Heimat ihr so genanntes "Essen" genießen zu dürfen. Zur Vorbereitung war ich hier 40 oder 50 Runden in einem Caterham gefahren, aber das gab mir nur eine ungefähre Vorstellung davon, wo sich die Kurven befinden und ob es rechts oder links lang geht. In einem GP2-Auto sieht das jedoch ganz anders aus. Dennoch wurde ich von Runde zu Runde schneller - der Kurs ist schnell, schön zu fahren und macht sehr viel Spaß.

Erstaunlicherweise konnte ich meinen Regenmantel und die warme Jacke im Koffer lassen - Silverstone präsentierte sich in ganz und gar untypisch britischem Sonnenschein. Aber auch die Strecke war gänzlich anders, als der Kurs von Monaco: Statt engen Straßen erwarteten uns schnelle Kurven. Deshalb hoffte ich, dass ich diesmal vom Verkehr verschont bleiben würde. Leider ging dieser Schuss nach hinten los - es hat mich wieder erwischt!

Dieser verflixte Verkehr

Wenn man meine besten Sektorzeiten addiert, hätte ich mindestens in der dritten Reihe stehen können - eine 1:29.3 wäre drin gewesen. Aber ich blieb wieder im Verkehr stecken und wurde von gelben Flaggen eingebremst. Obwohl ich keinen Einfluss auf solches Pech habe, ist das natürlich schon etwas nervig.

Dennoch hatte ich mir für das Rennen einiges vorgenommen. Leider konnte ich diese Zielsetzung nicht in die Tat umsetzen. Nach sieben Runden war bereits Schluss. Ich hatte schon nach dem Start gemerkt, dass ich ein Kühlungsproblem hatte. Anscheinend ist ein Stein in die Kühlung geflogen und hat ein Loch hineingeschlagen - und ohne Wasser hat man schlechte Karten...

Das war extrem schade, denn das Auto war sehr gut und ich hätte locker in die Punkte fahren können. Ein 5. Platz wäre mindestens drin gewesen. Damit hätte ich eine gute Ausgangslage für das 2. Rennen gehabt. Stattdessen musste ich von ganz hinten in den Sprint starten.

Harte Bandagen

Diese Regel ist wirklich hart: Wer im Samstagsrennen ein Problem hat, wird am Sonntag noch einmal dafür bestraft. So hat man auch im 2. Rennen kaum noch eine Chance auf ein gutes Ergebnis.

Deshalb war es letztlich auch nicht ganz so schlimm, dass ich am Sonntag mit meinem Ersatz-Teamkollegen Neel Jani aneinander geraten bin. Es hat vielleicht ein halber Meter gefehlt - dann wäre es gut gegangen. Ich wollte Perera überholen. Er war innen, aber er wollte gleichzeitig Neel überholen, der knapp vor uns lag. Ich war schon fast vorbei, als mir die Strecke ausging und ich Neel berührte. Wir drehten uns beide und das war's.

Er nahm den Unfall nicht so ernst, da er weiß, dass so etwas im Rennen passieren kann. Außerdem hätten wir ohnehin beide keine Chance auf Punkte gehabt. Da spielte es keine so große Rolle. Es war natürlich nicht gerade eines meiner besseren Wochenenden, aber daran war vor allem das Kühlungsproblem am Samstag schuld. Hoffentlich habe ich damit mein ganzes Pech für die Saison gleich an einem Rennwochenende abgearbeitet.

Immerhin konnte man sehen, dass unser Speed relativ gut war; auch wenn wir uns im Qualifying noch etwas verbessern müssen. Das gelingt uns hoffentlich in dieser Woche bei den Tests in Le Castellet.

Langsam auf den Geraden

Vor dem Test standen noch zwei weitere Events auf dem Programm: Zunächst die Teilnahme am Freien Training der Formel Renault 2.0 Serie in Istanbul. Ich kannte die Strecke noch nicht und wollte unbedingt vor dem Rennen einige Runden dort fahren.

Dabei hatte ich Glück: Ich konnte in den 50 Trainingsminuten ganze 30 Runden drehen. Allerdings erschien es mir der Formel Renault nach einem halben Jahr mit einem GP2-Auto etwas langsam. Das war besonders auf den langen Geraden zu spüren.

Die Strecke ist aber fantastisch. Sie hat topmoderne Anlagen und der Test hat mir einiges an Erfahrung gebracht. Denn das Verhalten eines GP2-Autos ist relativ ähnlich. So bekam ich eine gute Vorstellung von der Ideallinie, den Bremspunkten und der Streckenoberfläche.

Immer geradeaus

Nach einem gemütlichen Wochenende in der Heimat ging es zurück nach Silverstone. Dort stand der erste von mehreren Straight Line-Tests für das Red Bull Racing Team an. Das war eine fantastische Chance für mich. Weil David, Christian und Robert in Übersee waren, durfte ich die Straight Line Tests in Europa fahren. Auf einer 500 Meter langen Strecke sauste ich rund 40 Mal hin und her. Der Zweck: Getriebe-, Aerodynamik- und Software-Tests.

Dadurch konnte ich viel Erfahrung sammeln. Es ist ziemlich knifflig ein F1-Auto unter Rennbedingungen zu starten. Es war sogar etwas schwieriger als ich es erwartet hatte. Jeder glaubt, dass man einfach nur Gas gibt und die Traktionskontrolle den Rest übernimmt. Tatsächlich benötigt man aber viel Übung, um mit dem Gaspedal und den beiden Kupplungen am Lenkrad richtig umzugehen.

Ich fühlte mich aber sofort wie zuhause. Es haben rund 20 Leute an meinem Auto gearbeitet. Alle schienen zu jeder Zeit genau zu wissen was zu tun war - das war schon beeindruckend! Jetzt muss Bernie nur noch mehr Überseerennen in den Kalender aufnehmen, damit ich schon bald wieder testen darf...