Schon im Qualifying hatte ich ein wenig Pech mit dem Zeitpunkt der roten Flagge. Der erste Reifensatz im Qualifying ist wegen dem 'Formel-1-Grip' ein bisschen schneller. Der Gummi von den Formel-1-Boliden ist noch auf der Strecke und weil die so extrem viel Gummi legen, merkt man, dass man ein bisschen schneller ist. Wenn dann alle Piloten in der GP2 mit ihrem ersten Reifensatz den GP2-Gummi drüberlegen, ist es bei manchen Strecken so, dass sie langsamer werden. Speziell in Monza - wo sich über das Wochenende kein Grip mehr aufbaut, hat man auf dem zweiten Satz eher einen Nachteil.

Unser Plan war es, zwei Runden am Stück zu pushen, weil wir zuvor gesehen hatten, dass die zweite Runde die schnellste ist. Das ging sich leider nicht aus, weil ich auf der zweiten Runde Verkehr hatte und sie abbrechen musste. Als ich es dann noch einmal probieren wollte, kam die rote Flagge. Das hat mich geärgert, weil ich mir mehr erhofft hatte. Ich war zwar im Freien Training auch nicht so weit vorne, aber der Abstand zu meinem Teamkollegen war nicht groß und wir hatten viele Dinge, von denen wir dachten, dass wir sie noch verbessern können.

Es war dann natürlich wichtig, einen guten Start zu erwischen. Das hat ganz gut geklappt. Am Anfang hatte ich oftmals Probleme mit den Starts, sie waren nicht immer so gut. Aber ich habe mir dann eine neue Methode angeeignet, die ich mir von meinem Teamkollegen abgeschaut habe. Das funktionierte in den letzten Rennen ziemlich gut. Wir haben zwar wie in der Formel 1 zwei Kupplungsschalter am Lenkrad, benutzen aber im Gegensatz zur Königsklasse nur eines. Und so müssen wir es mit dem Gas hinbekommen, nicht zu viel Wheelspin zu generieren.

Durch die erste Kurve bin ich auch ganz gut durchgekommen und war dann schon 14. nach der ersten Runde. Anschließend sind sich noch zwei Fahrer in die Quere gekommen und ich lag auf Rang zwölf. Aber dann hatte ich Johnny Cecotto hinter mir, der seinem Ruf wieder einmal alle Ehre gemacht hat. In der zweiten Schikane in Runde vier hat er viel zu spät gebremst. Ich sah ihn zwar noch heranfliegen und habe aufgemacht, aber er hat mich trotzdem mit seinem Frontflügel an meinem Vorderrad berührt und mir dabei den Reifen aufgeschlitzt. Weil das Boxenstoppfenster noch nicht offen war, musste ich zwei Boxenstopps machen und das Rennen war zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen.

Vor dem zweiten Rennen lief es dann noch unglücklicher. Das Team hat in der Startaufstellung die beiden Vorderreifen verwechselt. Der linke Reifen war auf der rechten Seite und umgekehrt. Als wir das Versehen bemerkt hatten, hat der Mechaniker den Reifen abgenommen. Genau in diesem Moment kam das Drei-Minuten-Signal, das bedeutet, es darf nicht mehr am Auto gearbeitet werden. Er hat dann den Reifen wieder zurückgesteckt, hat die Reifen also nicht mehr getauscht. Aber es war zu spät, weshalb ich eine Zehn-Sekunden-Pit-Stop-Penalty erhielt.

Hinzu kam noch, dass ich das gesamte Rennen über mit den falschen Reifen fahren musste. Das hilft natürlich auch nicht, weil man verschiedene Luftdrücke in den Reifen fährt, um die Streckencharakteristik auszugleichen. Speziell in Monza, wo die Strecke hauptsächlich Rechtskurven hat, macht das schon einen Unterschied. Deshalb war das zweite Rennen ebenfalls früh erledigt.

Nicht sportlich, aber verständlich

Auch wenn es für mich in Monza in diesem Jahr nicht so toll lief wie in der vergangenen Saison in der GP3, so ist es doch immer wieder einzigartig, hierher zu kommen. Speziell die Fans, die so sehr hinter Ferrari stehen, sind sehr besonders. Das hat man auch bei der Siegerehrung gesehen, als Sebastian Vettel ausgebuht wurde. Sportlich war das nicht, aber die Leute sind so sehr auf Ferrari gepolt. Wenn dann derjenige gewinnt, der ihnen schon seit drei oder vier Jahren die Show stiehlt, dann ist das verständlich - das gehört dazu.

Damit ist die Europa-Saison auch schon zu Ende. Für mich war es eine schwierige Zeit, vielleicht würde ich im Nachhinein das ein oder andere Rennen gerne wiederholen. Jetzt stehen mit Singapur und Abu Dhabi zwei Strecken bevor, die ich noch nicht kenne, das macht es nicht einfacher, aber ich freue mich dennoch darauf. Im Simulator kann man die Strecken gut kennenlernen. Man wird zwar durch die Simulatoren kein besserer Rennfahrer, aber wenn man auf eine neue Strecke kommt, kennt man zumindest schon den Streckenverlauf und die Ideallinie sehr gut. Das bringt enorm viel.

In Singapur habe ich auf der Rennstrecke noch keine Erfahrung sammeln können, aber ich kann mich noch daran erinnern, wie ich geschwitzt habe, als ich bei der Formel 1 einmal zugesehen habe. Das wird sicherlich eines der anstrengendsten Rennen. Wir müssen aufpassen, dass wir dort das Setup richtig hinbekommen. Wenn ich daran denke, dass Monaco eines unserer schwierigsten Rennen war, wird mir vor Singapur etwas bange. Das wird schwer, aber ich hoffe, dass ich noch ein paar Punkte sammeln kann.

In der Meisterschaft erwartet uns noch ein heißer Kampf. Ich glaube allerdings, dass Sam Bird und Fabio Leimer, die auch schon in Monza den Ton angegeben haben, das unter sich ausmachen. Ich tippe eher auf Bird, weil sein Auto für mich am stärksten aussieht, sie haben auf vielen Strecken bewiesen, dass es funktioniert und zudem hat er mittlerweile genügend Erfahrung. Aber es wird sehr eng und es wird das wichtigste sein, keine Fehler zu machen. Die anderen, allen voran Stefano Coletti, scheinen derzeit etwas zu schwächeln und ich glaube nicht, dass sie sich noch einmischen können.