Davide Valsecchi gelang am Sonntag ausgerechnet vor heimischem Publikum ein großer Schritt in Richtung GP2-Championat 2012 - sein Sieg im Monza-Sprint dürfte die Vorentscheidung im Titelduell mit Luiz Razia gewesen sein. Während der Brasilianer nach seinem Ausfall am Samstag für den Sprint auch noch eine Strafe auf Grund seiner Kollision mit Fabio Leimer aufgebrummt bekam und so ein punkteloses Wochenende verbuchte, konnte Valsecchi, der mit P6 am Samstag bereits die Gesamtführung übernommen hatte, durch seinen Triumph am Sonntag seinen Vorsprung auf satte 25 Punkte ausbauen - da mit dem Singapur-Gastspiel der Serie nur noch zwei Rennen ausstehen, sollte dem Italiener der Titel in zwei Wochen kaum noch zu nehmen sein. Bereits am Start setzte sich der DAMS-Pilot, der den Sprint von P3 aus aufgenommen hatte, an die Spitze. Diese Position gab er bis ins Ziel nicht mehr ab, wo er schlussendlich 0,4 Sekunden vor Leimer gewann.

Komplettiert wurde das Podium durch Jolyon Palmer, der sich zuvor lange Zeit gegen Teamkollege Marcus Ericsson wehren musste. Bei einem intensiven Duell der beiden Stallgefährten in der ersten Schikane, dürfte iSport-Teamchef Paul Jackson das Herz in die Hose gerutscht sein. Für Action sorgte danach auch Stefano Coletti. Nachdem der Italiener sich Ericsson geschnappt hatte, konntere dieser in der Variante Ascari - doch Coletti gab nicht auf und hielt dagegen, sodass die beiden Kontrahenten unter dem Jubel der Zuschauer Seite an Seite durch die enge Schikane rasten. Den besseren Ausgang erwischte dann der Lokalmatador, der sich somit Rang vier sicherte. Im Fahrwasser des harten Duells schlossen auch noch Johnny Cecotto und Max Chilton auf die beiden Streithähne auf, wodurch beide auf den letzten Metern noch an Ericsson vorbeigelangten, der sich schließlich mit Platz sieben zufrieden geben musste.

Erster Sieg seit Bahrain

Davide Valsecchi: Sein wichtigster Sieg auf dem Weg zum Titel war der daheim, Foto: Sutton
Davide Valsecchi: Sein wichtigster Sieg auf dem Weg zum Titel war der daheim, Foto: Sutton

Dahinter wurde Julian Leal Achter, noch vor Trident-Teamkollege Stephane Richelmi. Die Top-10 rundete schließlich Giedo van der Garde ab, der am Samstag noch so viel Pech gehabt hatte. Im Sprint schob er sich mit einem sehenswerten Manöver vor Kurve eins spät noch an Sergio Canamasas vorbei - zuvor war er ausgangs der Parabolica mit allen vier Rädern im Gras gewesen, blieb dabei jedoch trotzdem voll am Gas, was den Überholvorgang erst ermöglichte. Vortagssieger Luca Filippi, der den Zuschauern bereits am Samstag einen Heimsieg beschert hatte, fiel nach einer Kollision mit Esteban Gutierrez weit zurück - am Ende drehte er zwar noch die schnellste Rennrunde, da er zuvor jedoch zum Reifenwechsel an der Box war, zählte diese nicht. Schlecht lief es derweil auch für das Lotus-Team. Während James Calado nur 14. wurde und sich von seinen letzten Titelhoffnungen verabschieden musste, schied Gutierrez nach seinem Zusammenstoß mit Filippi und einem weiteren mit Cecotto schon nach drei Runden in der Parabolica aus.

Der überschwänglichen Freude Valsecchis tat das alles selbstredend keinen Abbruch. "Heute war alles fantastisch!", jubelte der Heim-Triumphator nach dem Rennen gegenüber Motorsport-Magazin.com. Noch vor dem Gang aufs Podium holte Valsecchi sich bei den umherstehenden Grid-Girls Küsschen ab, anschließend genehmigte er sich schon vor Beginn der Hymne breit grinsend einen großen Schluck aus der Champagnerflasche. "Mein Team hat wirklich gut gearbeitet, das Auto war sehr konkurrenzfähig und meine Pace hervorragend, gerade auch im Vergleich zu gestern", so der DAMS-Pilot, der bereits 2008 sein Heimmrennen gewinnen konnte.

"Ich bin wirklich sehr glücklich." Der Schlüssel zum Erfolg sei sein perfekter Start gewesen. "Gestern lief es noch nicht ideal, aber heute konnten wir danach wirklich kontrollieren." Sein Sieg sei sehr wichtig und ein großer Schritt in Richtung Titelgewinn gewesen. "Jetzt habe ich die besten Chancen. Die Gegner in der GP2 sind sehr, sehr stark und ihre Teams gut. Jetzt werden wir unser Bestes geben, um unsere Position da vorne und die Führung zu behalten. Im Moment verdienen wir es, ganz vorne zu stehen - hoffen wir, dass das in Singapur auch noch so ist", strahlte der Italiener, der nach seinem ersten Sieg seit dem Bahrain-Wochenende nun bei 229 Gesamtpunkten hält, während Razia nur auf 204 Zähler kommt.