Das Wochenende in Zandvoort brachte für mich zwei Rennen, die unterschiedlicher nicht hätten laufen können. Doch nicht nur deswegen waren die drei Tage an der holländischen Nordseeküste ein einziges Auf und Ab - passend zur Dünenlandschaft dort. Im Freien Training lief es noch ganz gut, wir waren vorne mit dabei und fühlten uns gut gerüstet für das Zeittraining. Dort bekam ich auf einmal Probleme mit der Balance des Autos, das beim Anbremsen stark übersteuerte. So wurde es schwer, die richtige Linie zu treffen. Die Folge: Nur Startplatz fünf und sechs - das war sicher nicht die Ausgangsposition, die ich mir erhofft hatte.

Im ersten Rennen hatte Marco Wittmann mit Problemen zu kämpfen., Foto: BMW
Im ersten Rennen hatte Marco Wittmann mit Problemen zu kämpfen., Foto: BMW

Noch schlechter als das Zeittraining verlief für mich das erste Rennen. Direkt am Start verlor ich zwei Positionen. Bis zur Safety-Car-Phase konnte ich zwar einen Platz wieder gut machen, doch beim Restart Ausgang der Schikane habe ich zu spät beschleunigt und so den Kontakt zu den Vordermännern verloren. Stattdessen wurde ich in ein Duell mit Niall Quinn verwickelt. Als er mich dann auf der Innenbahn überholte, musste ich auf den Dreck ausweichen.

Danach waren für zwei drei Kurven meine Reifen so schmutzig, dass mich gleich noch zwei Fahrer überholen konnten. Auf einmal war ich nur noch Neunter. Ich konnte zwar noch auf Platz acht vorfahren, trotzdem gibt es nichts zu beschönigen: Das war mein schlechtestes Rennen bisher in diesem Jahr.

Insbesondere der schlechte Start hat uns etwas Kopfzerbrechen bereitet. Denn nachdem wir in der Lausitz und auf dem Norisring ganz gute Starts hingebracht haben, haben wir eigentlich gedacht, dass wir dieses Problem ausgemerzt hätten und deshalb die etwas schwächeren Starts in der Folge gar nicht richtig analysiert. So haben wir uns nach dem ersten Rennen zusammengesetzt und genau analysiert, was los war.

Dabei hat sich herausgestellt, dass ich am Start zu wenig Gas gegeben habe. Dadurch war die Drehzahl des Motors zu niedrig und die anderen konnten davonziehen. Daran müssen wir jetzt kontinuierlich arbeiten und dürfen das nicht vernachlässigen, auch wenn mein Start schon beim zweiten Rennen wieder sehr gut geklappt hat.

Da konnte ich nämlich von meinem sechsten Startplatz direkt auf P3 vorfahren. Doch auch sonst verlief das Regenrennen am Sonntag nahezu perfekt für mich - dachte ich zumindest bis zur Entscheidung der Rennleitung einige Stunden nach der Zieldurchfahrt... Aber dazu später. Ich habe fast das gesamte Rennen Druck auf Philipp Eng auf Platz ausgeübt.

Schwierig war dabei, dass ich durch Philipps Gischt fast nichts gesehen habe und dadurch meinen Bremspunkt einen Tick vorverlegt hab. Zudem hatte ich Ausgang der Kurven ein bisschen Untersteuern und verlor Zeit beim Herausbeschleunigen. Zwar war ich in den schnellen Kurven immer wieder dran, aber zum Überholen hat es nicht gereicht.

Die Freude über das Podium wehrte bei Marco nicht lange..., Foto: BMW
Die Freude über das Podium wehrte bei Marco nicht lange..., Foto: BMW

Das zweite Rennen war mein Auf - das Ab kam dann einige Stunden später, als ich genau wie Philipp Eng und elf weitere Fahrer wegen Fahrens bei gelber Flagge zurückversetzt wurde. So wurde aus meinem Podiumsplatz nachträglich Platz fünf. Dabei haben zumindest Philipp und ich in dem Teil, wo die gelben Flaggen waren, ganz klar und deutlich abgebremst. Wir waren in diesem Sektor auch über eine Sekunde langsamer, wir hatten nur das Pech, dass die Gesamtzeit der Runde trotzdem schneller war als die Runde zuvor.

So war die Strafe gegen Philipp und mich ein bisschen ungerecht, wenn man bedenkt, dass Kevin Mirocha hinter uns in dieser Runde eine Sekunde auf uns gut gemacht hat. Da müsste sich die Rennleitung mal zusammensetzen und das Reglement überdenken.

Schade, dass es nach unserer kleinen Durststrecke am Ende - zumindest offiziell - wieder nicht fürs Podium gereicht hat. Trotzdem überwiegt nicht der Frust über die Entscheidung der Rennleitung sondern die Freude über den Verlauf des zweiten Rennens. Denn ich bin gut gefahren und hatte einen super Start. Außerdem war unser Auto im Regen schnell und wir konnten mit der Spitze mithalten.

Das stimmt mich auch zuversichtlich für die zweite Saisonhälfte. Momentan bin ich Dritter in der Meisterschaft und dadurch, dass Jens Klingmann ausgefallen ist, konnte ich den Rückstand auf die Führenden etwas verkleinern, ebenso wie Philipp Eng, der mir als Vierter im Nacken sitzt. Ich denke, dass wir beide im Kampf um die Meisterschaft noch ein Wörtchen mitreden können.

Es ist zwar noch ein großer Rückstand auf Platz eins, aber man hat am Anfang der Saison ja gesehen, wie schnell Jens wegziehen konnte. Das ist natürlich auch in die andere Richtung möglich. In der Meisterschaft ist es wichtig, konstant in die Punkte zu kommen, anstatt immer alles zu riskieren.

Aber statt Spannung ist für mich jetzt erst einmal Entspannung angesagt. Denn genau wie die Formel 1 macht auch die Formel BMW Sommerpause. So fahre ich zusammen mit meiner Familie für zwei Wochen nach Italien zum Ausspannen, bevor es dann wieder in Oschersleben zur Sache geht. Dort hatte ich im Mai mein Debüt in der Formel BMW und feierte gleichzeitig mein bestes Saisonergebnis. Wären meine Starts besser gewesen, hätte ich dort wahrscheinlich sogar gewonnen. Das will ich dieses Mal nachholen.