Kurz nach der Siegerehrung und meiner ersten Siegerpressekonferenz als Gewinner eines F3 Euro Series Rennens, fragte mich ITR-Pressechef Kay-Oliver Langendorff scherzhaft beim Verfassen des Pressetextes nach meiner Lieblingsschlagzeile. So wurde Hand in Hand mit den motorsport-magazin.com-Redakteuren die Headline "Sieg nach Abi-Stress" geboren.

Am meisten hat mich die Vorbereitung auf meine Abi-Prüfungen bei meinem Fitnesstraining behindert: Statt zu laufen oder auf dem Fahrrad zu sitzen, saß ich zuhause und lernte für meine Prüfungen. Die Arbeit mit dem Team lief hingegen problemlos: Ich konnte die Testergebnisse parallel zu meiner Lernerei mit meinem Ingenieur analysieren.

Bei diesem Test hatte ich das Glück, dass er aufgrund der schlechten Wetterbedingungen nur sehr wenige aussagekräftige Ergebnisse hervorgebracht hat. Dadurch fiel mein Fehlen an einem halben Testtag nicht allzu sehr ins Gewicht. Zumal ich am Donnerstag-Nachmittag, nach meiner letzten schriftlichen Prüfung, schon wieder fahren konnte.

Der Weg zum 1. Sieg

Das Rennwochenende in Hockenheim begann nicht gerade optimal: Im Training waren wir zunächst relativ langsam, aber mit neuen Reifen konnte ich am Ende Rang 5 belegen. Der Abstand zu den Manor-Leuten war nicht besonders groß, weshalb die Stimmung vor der Qualifikation recht gut war. Umso enttäuschender war dann das Qualifying.

Mein erster Reifensatz war noch recht gut und ich konnte mit ihm meine schnellste Zeit fahren. Allerdings wollten wir noch einige Dinge am Auto korrigieren. Da wir Funkprobleme hatten, kam es zu einem Missverständnis mit meinem Ingenieur und so schraubten wir genau in die falsche Richtung. Dadurch wurde das Problem sogar noch schlimmer!

Auf diese Weise war natürlich keine Zeitverbesserung mehr möglich und am Ende sprang nur der siebte Platz heraus. Obwohl das nicht das angestrebte Ziel war, mussten wir damit leben. Im 1. Rennen konnten wir das auch ganz gut: Ich lag zeitweise auf Platz 4, hatte aber für drei bis fünf Runden eine Phase, in der ich hart zu kämpfen hatte. Zu diesem Zeitpunkt schloss Moreau auf mich auf und ich musste ihn vorbei lassen, wobei ich ihn natürlich nicht vorbei gewunken habe, sondern einfach seinen Speed nicht mitgehen konnte. Das änderte sich zwar ein, zwei Runden später wieder, aber da waren die Positionen bereits bezogen.

Und dann kam der Sonntag: Ich hatte nicht unbedingt einen Raketenstart, konnte aber dennoch auf Platz 2 vorschießen und wenig später in Führung gehen. Danach war es meine Taktik einen kleinen Vorsprung herauszufahren. Doch das klappte nur bedingt: Ich verbremste mich in der Spitzkehre ziemlich stark und verlor meine Führung an Paul di Resta, der sich allerdings kurz darauf mit einem Dreher verabschiedete.

Danach begann das Katz- und Mausspielchen mit den Verfolgern von neuem: Ich konnte einen Vorsprung von rund einer Sekunde herausfahren, hatte dann aber wieder irgendwo eine Ecke drin, die mich meinen Vorteil gekostet hat. Meistens war ich in der Spitzkehre etwas zu spät auf der Bremse und hinter mir profitierte ein Vierer- oder Fünferzug wie beim Fahrradfahren voneinander.

Da ich in den meisten Runden sehr früh auf der Bremse war, um so weitere Verbremser zu vermeiden, kamen sie immer wieder an mich heran. Sobald ich versuchte etwas später zu bremsen, ging es meistens in die Hose. Deshalb konzentrierte ich mich voll darauf so viel Speed wie möglich auf die Gerade mitzunehmen und das hat glücklicherweise bis zur Ziellinie gerade so gereicht.

Ein harter Kampf

Das zeigt auch: In diesem Jahr gibt es keinen, der den Ausreißer geben kann. Alle liegen eng beieinander. Und selbst wenn ein Fahrer einmal einen überlegenen Speed haben sollte: Nach dem Rennen am Samstag wird die Startaufstellung an der Spitze umgedreht und somit die Gefahr für eine Dominanz eines Fahrers enorm eingebremst.

Aufgrund dieser neuen Regelung wird es noch wichtiger bei jedem Rennen so viele Punkte wie möglich mitzunehmen. Nur dann kann man am Ende des Jahres auch ganz oben stehen.

Meinen ersten Sieg haben wir ganz in Ruhe gefeiert: Wir haben zusammen angestoßen, aber abends lag ich brav in meinem Bett und habe nicht bis tief in die Nacht meinen 1. Sieg in der F3 Euro Series gefeiert. Sollte ich am Ende der Saison an dieser Stelle in meiner motorsport-magazin.com-Kolumne über den Meistertitel berichten können, könnte das vielleicht ein klein bisschen anders aussehen...