Porsche-Werksfahrer Richard Lietz (Österreich) qualifizierte den Porsche 911 GT3 RSR, den er sich wie schon 2009 mit Marc Lieb (Ludwigsburg) teilt, für den zweiten Startplatz der GT2-Kategorie. Das Meister-Duo startet erneut für das deutsche Team Felbermayr-Proton. "Mit dem zweiten Platz sind wir nicht unzufrieden, obwohl uns natürlich ein bisschen fuchst, dass wir den einen Punkt für die Pole-Position knapp verpasst haben", sagte Lietz. "Unsere Chance sehen wir vor allem über die Distanz, wo es darauf ankommen wird, konstant und fehlerfrei zu fahren."

Die anderen drei Elfer gehen von den Startplätzen acht, zehn und zwölf in das Rennen auf dem 5,791 Kilometer langen Circuit Paul Ricard in Südfrankreich. Das Auftaktrennen wird um 11.00 Uhr gestartet und dauert acht Stunden.

Marc Lieb, mit drei Fahrertiteln der erfolgreichste GT2-Pilot der Le Mans Series, ist zuversichtlich: "Es war vor allem in den extrem langgezogenen Kurven sehr schwierig, eine gute Balance zu finden. Aber wir haben es geschafft, der GT3 RSR lässt sich sowohl auf frischen als auch auf gebrauchten Reifen gut fahren. Paul Ricard ist ein technischer Kurs, bei dem man sehr sauber und rund fahren muss – auch weil die Reifen in den langgezogenen Kurven stark beansprucht werden."

Lietz sieht Vorteil

Teamkollege Lietz ergänzt: "Zum Glück für uns ist die Strecke lang und breit und bietet viele Überholmöglichkeiten, sodass die schnellen Prototypen problemloser an uns vorbeikommen sollten als das auf den winkligen Kursen der Fall ist. Die Gegner in unserer Klasse sind zahlreich und stark – aber wir geben unser Bestes. Ich habe mit Marc den besten Teamkollegen, den man sich vorstellen kann; von daher habe ich schon mal einen Vorteil auf die Konkurrenz!"

Der französische Werksfahrer Patrick Pilet, der zusammen mit Teameigner Raymond Narac für das Team IMSA Performance Matmut (Frankreich) startet, analysierte seinen achten Startplatz beim Heimrennen selbstkritisch: "Wir haben zwischen freiem Training und Qualifying eine Abstimmungsänderung vorgenommen, aber das war ein Fehler, denn dadurch war die Balance nicht mehr perfekt. Das Auto hat übersteuert, außerdem hatte ich auf meiner schnellen Runde viel Verkehr."

"Aber was soll´s! Unsere Strategie ist dieselbe wie 2009: Wir konzentrieren uns nicht auf den Startplatz, sondern auf die Rennabstimmung. Dafür brauchen wir ein Auto, das sich leicht und gut kontrollieren lässt – und das kriegen wir für morgen wieder hin." Raymond Narac fügte hinzu: "Wir werden fürs Rennen den Abtrieb etwas erhöhen, das hilft mir, mich mit dem Fahrverhalten speziell in den schnellen Kurven auf die Distanz wohler zu fühlen. Dafür nehmen wir in Kauf, auf der Geraden etwas Höchstgeschwindigkeit einzubüßen, hoffen aber, die Reifen in den Kurven weniger zu strapazieren."

Der ehemalige Porsche-Junior Martin Ragginger (Österreich) durfte als Neuzugang im zweiten Elfer des Felbermayr-Teams das Qualifying bestreiten, da er bereits über Rennerfahrung in Le Castellet verfügt. Ragginger teilt sich das Cockpit mit dem amerikanischen Porsche-Werksfahrer Patrick Long und Teameigner Christian Ried (Schönebürg). "Startplatz zehn ist für mich etwas enttäuschend", sagte Ragginger. "Wir sind während der freien Trainingssitzungen mit der Abstimmung in die falsche Richtung marschiert. Insofern liegt noch Arbeit vor uns, um mit einem optimal sortierten Elfer ins Rennen zu starten. Aber das Team ist super. Ich bin so froh, dass ich die Möglichkeit habe, für die Felbermayr-Truppe zu fahren und freue mich auf eine spannende Saison."

Patrick Long strahlte

Teamkollege Patrick Long strahlte: "Ich habe allerbeste Erinnerungen an Paul Ricard, denn genau hier ist bei einem Test Porsche auf mich aufmerksam geworden!" Der LMS-Auftakt ist allerdings das erste Rennen für den Amerikaner auf dem Provence-Kurs. "Ich glaube, es wird auf das klassische Duell zwischen Porsche und Ferrari hinauslaufen – und das ist doch super", freut er sich.

Für das Team Prospeed Competition ist das Acht-Stunden-Rennen ein Test unter Rennbedingungen. Die belgische Equipe gewann 2009 mit Richard Westbrook (Großbritannien) den Fahrertitel der FIA GT-Meisterschaft und wechselte nach dem Aus dieses Championats in die Le Mans Series. Westbrook fährt die Saison gemeinsam mit Porsche-Junior Marco Holzer. Die beiden bestritten zusammen bereits das Finale der FIA GT. Der Sieg dort sicherte Westbrook den Titel. "Wir sind neu hier und müssen noch ganz viel lernen", sagte der Brite. "Bisher sind wir Zwei-Stunden-Sprintrennen gefahren. Ein Sechs- oder Acht-Stunden-Rennen erfordert ganz andere Strategien. Am schwierigsten ist für mich persönlich die Umstellung auf komplett andere Reifen."

Ärgerlicher Fehler

Der zweimalige Gesamtgewinner des Porsche-Mobil1-Supercups ärgerte sich über einen Fehler im Qualifying: "Ich bin am Ende leicht von der Strecke gerutscht; das hat mir die schnelle Runde kaputt gemacht." Der 21-jährige Holzer meinte abgeklärt: "Wir wollen uns aus allen Zweikämpfen aus der Strecke raushalten und ins Ziel kommen, denn für uns zählt jeder Rennkilometer Erfahrung. Es wird für mich eine riesige Herausforderung, als GT2-Fahrer nicht nur gegen zwölf starke Klassengegner zu kämpfen, sondern gleichzeitig pausenlos auf die schnelleren Prototypen zu achten, damit man bei deren Überholmanöver nicht schuldlos in einen Unfall verwickelt wird."