Ein geiles Auto. Ich bin wirklich Feuer und Flamme. Der erste Kontakt mit meinem neuen Ferrari F430 GT in Fiorano war ein ganz anderes Gefühl. Wenn man in der Ferrari-Heimat ankommt, darf niemand so einfach mit dem Auto reinfahren, jeder muss zu Fuß reingehen - und drinnen herrscht eine ganz besondere Atmosphäre. Rechts liegt das Ferrari-Werk, direkt daneben die Rennstrecke und mittendrin steht das alte Haus von Enzo Ferrari.

Die Boxengasse ist eine überdachte Garage, bei der man vorne und hinten das Rolltor herunterlassen kann. Das ist der Hammer, einfach geil. Kein Vergleich zu den hypermodernen Rennstrecken rund um die Welt. Die sind auch toll, aber in Fiorano lebt der Mythos Ferrari. Das ist einfach stark.

Die Heimat des roten Mythos., Foto: Sutton
Die Heimat des roten Mythos., Foto: Sutton

Ich bin froh, dass ich in diesem Jahr in der LMS wieder im Langstreckensport antreten kann. Mein großes Ziel ist es, irgendwann wieder in der LMP1 oder LMP2 zu fahren, aber jetzt möchte ich zusammen mit meinem Team Farnbacher Racing und meinen Teamkollegen Pierre Ehret und Anthony Beltoise eine gute Saison in der GT2-Klasse hinlegen. Es wäre toll, wenn wir schon beim zweiten Rennen in Monza aufs Podium fahren könnten, um dann in der zweiten Meisterschaftshälfte anzugreifen und Rennen zu gewinnen - allem voran bei meinem Heimrennen am Nürburgring. Generell will ich natürlich bei jedem Rennen siegen, aber noch haben wir einen kleinen Rückstand, den wir aufholen müssen.

Das Roll-Out in Fiorano fand eine Woche vor dem ersten Rennen in Barcelona statt. Entsprechend hatten wir noch wenig Erfahrung mit dem Auto, als wir das erste Rennwochenende bestritten haben. Hinzukam, dass einige Teammitglieder parallel beim ALMS-Rennen in St. Petersburg weilten. Dennoch: Ich bin mit dem ersten Wochenende sehr zufrieden. Wir haben das Auto in der Kürze der Zeit so hinbekommen, dass wir vorne mitfahren konnten. Das ist sehr gut. Der Virgo Ferrari war in Barcelona noch besser, das müssen wir anerkennen. Seine Dunlop-Reifen passen besser zum Ferrari als unsere Michelin-Reifen, die eher zum Porsche passen, für uns aber eine Idee zu hart sind. Daran werden wir arbeiten.

Pierre freut sich über seine Rückkehr auf die Langstrecke., Foto: Pierre Kaffer
Pierre freut sich über seine Rückkehr auf die Langstrecke., Foto: Pierre Kaffer

Ich bin gleich zu Beginn einen Doppelstint gefahren und war im zweiten Stint hinter dem Virgo Ferrari der schnellste Mann im GT2-Feld. Persönlich bin ich mit meiner Leistung zufrieden, aber Langstreckenrennen sind ein Teamsport und ich möchte das Team nach vorne bringen - das schaffen wir nur gemeinsam. Wir haben einiges über das Auto gelernt, um es bis zum nächsten Rennen weiterzuentwickeln. Das braucht Zeit, denn es geht nichts über Fahrpraxis und Erfahrungen im Auto - wenn sich drei Fahrer ein Auto am Wochenende teilen, macht das die Setuparbeit schwieriger.

Aber wir haben Punkte mit nach Hause genommen, was besonders wichtig ist, da die LMS nur aus 5 Läufen besteht - es sind also schon 20% der Meisterschaft vorbei. Mir macht es riesig Spaß, wieder Langstreckenrennen zu fahren. Das ist genau mein Ding. Zudem ist die LMS eine äußerst attraktive Meisterschaft. Tolle Autos, tolle Rennstrecken - nach Barcelona geht es nach Monza, Spa-Francorchamps, zum Nürburgring und nach Silverstone; alles fantastische Rennstrecken mit viel Tradition. Auch die Zuschauer wissen das zu schätzen: in Barcelona war die Haupttribüne fast komplett gefüllt. Das ist kein Vergleich zu meiner letzten LMS-Saison 2004. Respekt!

Vor dem Rennen in Monza versuchen wir einen Test einzuschieben, damit wir dort wesentlich besser aufgestellt sind. Leider wird mein Teamkollege Anthony Beltoise nicht dabei sein können, weswegen wir das Rennen voraussichtlich zu zweit bestreiten werden. Für die Weiterentwicklung des Autos ist mehr Fahrzeit für mich sicher von Vorteil. Denn der Ferrari ist nicht so einfach zu fahren, vor allen Dingen die eingeschränkte Sicht ist sehr gewöhnungsbedürftig.

Die eingeschränkte Sicht nach hinten ist noch ungewohnt., Foto: Pierre Kaffer
Die eingeschränkte Sicht nach hinten ist noch ungewohnt., Foto: Pierre Kaffer

Die Außenspiegel sind unheimlich klein und der tote Winkel ist wahnsinnig groß. Innenspiegel gibt es gleich gar keinen. Wenn mich ein Prototyp überholt hat, wusste ich oft gar nicht: ist er jetzt rechts von mir, ist er links von mir oder wo ist er überhaupt? Es ist eine ganz andere Herausforderung als in einem Prototyp. Da konzentrierst du dich nur nach vorne. Hier musst du deine Augen überall haben. Wir haben zwar eine Rückfahrkamera im Auto, aber die ging in Barcelona leider kaputt.

Die Kamera hilft enorm, allerdings kannst du das nachfolgende Auto nur sehen, nicht genau einschätzen, wie weit es weg ist. Wenn du glaubst, dass es auf der Kamera noch weit weg ist, hängt es dir schon hinten an der Stoßstange. Das Fahren verlangt eine komplette Umstellung. Bei der Sicht haben die Porsche-Fahrer einen Riesenvorteil. Sie haben einen guten Überblick nach hinten und können die Abstände besser abschätzen. Diese Übersicht fehlt uns im Ferrari leider. Dafür ist der Ferrari ein Mythos und hat ein springendes Pferd auf der Motorhaube. Ein geiles Auto.