Mit nur einer vollen Saison auf dem Buckel kann Marcel Tiemann nur auf eine kurze Zeit in der DTM zurückblicken - tut dies aber ausgesprochen gerne. Nach drei Jahren im Sportwagen-Bereich und Rennen auf der ganzen Welt war der Hamburger froh, in der Saison 2000 endlich wieder in Deutschland zu fahren. Gegen die arrivierten Tourenwagen-Piloten wie Bernd Schneider, Manuel Reuther oder Klaus Ludwig machte er dabei gar keine schlechte Figur - punktgleich mit Eric Hélary beendete Tiemann die erste DTM-Saison auf dem zehnten Gesamtrang.

Aber warum ging es nach dem erfolgreichen Einstand nicht in der DTM weiter? Tiemann versuchte 2001 ein Cockpit in der amerikanischen ChampCar-Serie zu finden, obwohl er bereits einen Vertrag für die DTM in der Tasche hatte. "Leider hat sich meine Entscheidung nicht so ausgezahlt wie erhofft", sagt Tiemann heute im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Daraus habe ich sehr viel gelernt und gewisse Fehler werde ich wohl nicht mehr machen. Somit kann man auch wieder etwas Positives sehen und in meiner Persönlichkeit bin ich dadurch gewachsen."

Als DTM-Ersatz musste 2001 die V8 Star, eine längst ausgestorbene Rennserie mit Silhouetten-Fahrzeugen, herhalten, in der Tiemann hinter Johnny Cecotto die Vizemeisterschaft holte. Sein DTM-Heimweh wurde allerdings belohnt: als Bernd Mayländer in Oschersleben über einen Zaun sprang und sich das Fersenbein brach, kehrte Tiemann in das Mercedes-Cockpit zurück - auf dem Norisring gelang ihm mit Platz drei sogar sein bestes Rennergebnis überhaupt, nachdem er in Nürnberg zuvor schon in der ersten Startreihe stand.

Auch heute noch mit Manthey verbündet

"Ich habe durchweg nur positive Erinnerungen an die DTM, besonders mein volles Jahr 2000 war toll", berichtet Tiemann, der 2002 ein weiteres Mal für Bernd Mayländer bei Manthey Racing einsprang. "Es war nicht immer einfach sich in der DTM durchzusetzen, aber am Ende kann ich wohl sagen, dass ich viel gelernt habe und eine tolle Zeit hatte. Ein Teil der 'neuen DTM' gewesen zu sein, ist für mich etwas Besonderes."

Tiemann ließ es für Persson und Manthey krachen, Foto: Sutton
Tiemann ließ es für Persson und Manthey krachen, Foto: Sutton

Seine damalige Kurzzeit-Ehe mit Manthey Racing hat übrigens bis heute Bestand. Nach Starts in der FIA GT-Meisterschaft für das Team aus der Eifel hat sich Tiemann vor allem auf der Nürburgring Nordschleife eingenistet, wo er mit dem gelb-grünen Porsche zu den Seriensiegern der VLN gehört. "2010 sollte für mich ein sehr gutes Jahr werden", hofft der 35-Jährige. "Ich werde wieder mit Manthey Racing die volle Saison VLN fahren und versuchen an meine Erfolge anzuknüpfen." Außerdem will er mit seinen Fahrerkollegen erneut das 24-Stunden-Rennen in der Eifel gewinnen - und den dortigen Sieg zum vierten Mal in Folge zu verteidigen.

Abseits der Nordschleife steckt Tiemann noch mitten in den Planungen. Für ihn besteht derzeit noch die Möglichkeit, ein Renncockpit in einer GT3-Meisterschaft zu erlangen. So schnell wird es den ehemaligen DTM-Piloten jedenfalls nicht von der Strecke vertreiben, auch wenn er auch privat an einigen interessanten Projekten arbeitet.