Es ist immer etwas Besonderes, wenn die Familie mit beim Rennwochenende dabei ist - so auch in Zandvoort. Bis auf meinen Bruder mit seiner Familie war diesmal wirklich jeder dabei - meinen Sohn Loris eingeschlossen. Meine Verlobte Jasmin ist schon seit Jahren häufig bei den Rennen dabei und kennt sich in diesem Umfeld aus. Für meinen Sohn war diese Atmosphäre hingegen etwas ganz Neues.

Mein schönster Moment an diesem Wochenende war, als ich meinem Junior, der bekanntlich sehr nach Pokalen spechtet, meinen Pokal nach der Siegerehrung in die Hand geben durfte. Der zweite Platz hat mich stolz gemacht, denn mein Junior hatte darauf hingefiebert, seinen Papa auf dem Podium zu sehen. Er findet das alles unheimlich interessant. Wenn ich einmal in der Hospitality bin, flitzt er durch die Gegend und hält die Leute auf Trab. Ihm geht die Energie nicht aus, denn hier gibt es unheimlich viele Einflüsse, die für ihn aufregend sind.

Klare Prioritäten

Wenn es dunkel wird, gehen allerdings auch ihm ganz schnell die Lichter aus. Abends mussten wir somit zeitig zurück ins Hotel, denn mein Sohn braucht trotz Sommerferien natürlich seinen Schlaf. Das Angenehme ist, dass meine Familie genau weiß, worum es hier geht: Ich habe hier meine Arbeit mit aller Konzentration zu erledigen. Ich muss mich nicht rechtfertigen, wenn ich - wie an jedem Tag des Rennwochenendes - viel zu tun habe. Mein Job hat Priorität, aber die wenige Zeit, die ich dann mit meiner Familie verbringen kann, ist umso intensiver. Es ist eine sehr positive Ablenkung.

Eigentlich hatten wir geplant, ein paar Tage früher nach Zandvoort zu kommen und einige schöne Stunden am Strand zu genießen, aber das hätte sich bei diesem schlechten Wetter nicht gelohnt. Zandvoort ist ein Highlight, ähnlich wie Mugello in der Toskana - auch hier bietet sich ein Urlaub an. Dennoch gehören für mich Urlaub und Rennstrecke nicht wirklich zusammen. Wenn ich mich in der Vor- oder Nachbereitung eines Rennens befinde, möchte ich mich auf das eigentlich Wichtige fokussieren können. Somit bekommt man hauptsächlich im Rahmen von PR-Events etwas von der Gegend mit.

Vor einem Jahr begann in Zandvoort Timo Scheiders Aufwärtstrend, Foto: Sutton
Vor einem Jahr begann in Zandvoort Timo Scheiders Aufwärtstrend, Foto: Sutton

Wirklich abschalten kann ich ohnehin nicht, solange die Rennen im Zwei-Wochen-Rhythmus stattfinden. Natürlich entspanne ich gerne, aber ein Tag, an dem ich mich nicht im weitesten Sinne auf meine Arbeit konzentriere, ist für mich abseits der längeren Rennpausen undenkbar. Am Montag standen in Köln für n-tv Dreharbeiten an, danach veranstalte ich mit den Sportlern vom Deutschen Ski-Verband einen Promi-Biathlon. Am Wochenende werde ich zu Hause ein wenig trainieren - und dann geht es auch fast schon wieder zum Nürburgring.

Ein Jahr im Aufwärtstrend

Vor rund einem Jahr habe ich in Zandvoort den Grundstein des heutigen Erfolgs gelegt. Ab der zweiten Saisonhälfte 2007 lief es schlagartig deutlich besser für mich - auch wenn dies nicht sofort mit Podestplätzen belohnt wurde. Es ist schön zu sehen, was sich in den letzten zwölf Monaten alles zum Positiven gewandelt hat: Endlich habe ich auch in der DTM konstant zeigen können, was ich kann; endlich habe ich auch im Fahrerlager das Standing, das ich mir schon lange gewünscht habe. Die Anerkennung von den Fans, Freunden, aber auch der Konkurrenten ist anders als 2007. Ich kann, auch wenn die Erwartungen von außen mit dem Erfolg gestiegen sind, mental viel anders an ein Rennwochenende herangehen als damals.

In den letzten sieben Rennen stand ich sechs Mal auf dem Podium, und das ist eine ordentliche Bilanz. Wenn ich es bis Ende der Saison schaffe, weiterhin in diesen Regionen zu fahren, sieht es nicht nur mit Blick auf die Meisterschaft sehr gut aus. Auch im Winter wird es sich künftig wohl leichter leben. Aus jetziger Sicht kann ich sehr entspannt und positiv in die Zukunft schauen, nachdem die Wintermonate auch für mich oft die härtesten waren.

Wenn man nicht gerade einen langjährigen Vertrag hat, muss man während der Saison schon perfekte Ergebnisse gebracht haben, um nicht einen unruhigen Winter zu erleben - und am Ende vielleicht ohne Vertrag dazustehen. Welcher Sponsor möchte mit wem, mit wem will der Hersteller, war der Erfolg wirklich gut genug? Nach der letzten Saison gab es durchaus einige Kritiker an der Person Timo Scheider. Umso mehr freue ich mich, dass ich die erneute Verpflichtung durch Audi rechtfertigen und die Kritik verstummen lassen konnte. Ich habe nicht nur einige wenige Highlights gesetzt, sondern habe mich konstant an der Spitze gehalten.