Selbst wenn sie es gewollt hätte, Natacha Gachnang konnte dem Virus nicht entrinnen. Jeder Rettungsversuch war zum Scheitern verurteilt. Die Familie der jungen Schweizerin besitzt mehrere Autowerkstätten und ein Autohaus. Opa Georges nahm an Langstreckenrennen teil, Vater Olivier war begeisterter Kartsportler, Cousin Sébastien Buemi ist erfolgreich im Motorsport aktiv. "Rennen fahren und Autos sind die große Leidenschaft meiner Familie", schlussfolgert die Schweizerin. "Man könnte sagen, ich habe Benzin im Blut."

Mit fünf Jahren saß sie erstmals in einem Gokart. "Ich erinnere mich nicht, dass ich meinen Vater darum bat", sagt sie. "Es war eigentlich seine Idee. Aber als ich damit angefangen hatte, war es um mich geschehen." Die ersten Erfolge stellten sich in der Schweizer Kartmeisterschaft ein. Nach dem Gewinn des Schweizer Karttitels ging es über europäische Kartwettkämpfe in die Formel BMW Deutschland.

Natacha vertritt ihre Landesfarben in der A1GP., Foto: A1GP
Natacha vertritt ihre Landesfarben in der A1GP., Foto: A1GP

Dort war der Wirbel um die erste weibliche Teilnehmerin groß. "Das ist sehr interessant, aber wir müssen versuchen auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben", sagte sie damals im Gespräch mit der adrivo Sportpresse. "Wir dürfen nicht in überschwängliche Freude verfallen, sondern müssen natürlich bleiben." Drei Jahre lang versuchte sie sich in der Formel BMW, so hält sie mit 59 Rennteilnahmen auch einen Rekord für die Ewigkeit; denn die deutsche Serie steigt 2008 zusammen mit der britischen Serie zur Formel BMW Europa auf.

Ihr bestes Ergebnis erzielte sie 2005 mit drei Podestplätzen und dem sechsten Gesamtrang. "Natacha war oftmals vorn, stand unter anderem im Rahmen des Formel-1-Grand Prix auf der Pole Position und hätte sicher auch Rennen gewinnen können", sagt ihr damaliger Teamchef Josef Kaufmann. "Bei den Tests vor der Saison fuhr sie regelmäßig die schnellsten Zeiten."

So verfolgt sie ihren Motorsport-Traum weiter, "mein Leben zu leben, lange dabei zu sein und gute Arbeit abzuliefern". Aus der Formel BMW ging es in die Formel 3, zunächst in den F3 Cup, dann in die F3 EuroSerie. Der nächste Sprung führte sie in die A1GP Serie, wo sie für das Team Schweiz an den Rookie-Sessions am Freitag Abstimmungsarbeit leistet und Erfahrung sammelt. Am Ende könnte ein Cockpit in der DTM winken, den ersten Test hat sie für Audi bereits absolviert. So leicht lässt sich der hartnäckige Rennsportvirus eben nicht kurieren.