Drei Jahreswagen auf dem Podium - es hat wohl niemand damit gerechnet, dass dies jemals eintritt. Wir haben ein erfrischendes Ergebnis eines spannenden Rennens gesehen, das wieder die extreme Ausgeglichenheit in der DTM gezeigt hat. Die Podestbesetzung in Oschersleben ist jedoch im Grunde nur die Fortsetzung dessen, was wir schon in Hockenheim gesehen und für die Zukunft gehofft haben. Und auch was den Speed angeht, standen Gary Paffett, Paul Di Resta und Mike Rockenfeller verdient auf dem Podium.

Aufgewertet wurden die Ergebnisse der Top Drei auch dadurch, dass das Rennen nicht durch größere Karambolagen verfälscht wurde, die man vornehmlich in der neuen ersten Kurve vermutet hatte: Nach den vielen Diskussionen hat der Start gut funktioniert. Jeder war sensibilisiert und hat darauf geachtet, hier keine Dummheiten zu machen.

Chance vertan

Zwar gab es in der ersten Kurve sogar das eine oder andere sehenswerte Manöver, dennoch ist die Kurve auch in meinen Augen ungünstig gestaltet. Es wäre klüger gewesen, diese Passage in Kooperation mit dem einen oder anderen Fahrern zu modifizieren: Es gibt von jedem Hersteller einen Fahrer, der Mitglied in der so genannten Sicherheitskommission ist. Schade, dass diese Möglichkeit nicht genutzt wurde.

Die neue erste Kurve wurde an den Fahrern vorbeientwickelt, Foto: Sutton
Die neue erste Kurve wurde an den Fahrern vorbeientwickelt, Foto: Sutton

Als der Start gut überstanden war, war erneut die Strategie der entscheidende Faktor - auf dem Weg zum Sieg bleibt jeder kleine Fehler verhängnisvoll. In dieser Hinsicht hatte das Rennen gerade mit Blick auf die 2007er-Fahrzeuge natürlich seine Eigenheiten. Ein Kupplungsproblem am Start verbaute Bernd Schneider von Beginn an ein gutes Ergebnis, auch viele andere Neuwagenpiloten, die sich berechtigte Hoffnungen auf den Sieg machen durften, plagte das Pech:

Keine gerechte Strafe

Meist zitiertes Beispiel - Mattias Ekström: Die Startphase hat diesmal sehr lange gedauert, erst spät ging die Ampel aus. Dabei kann es leicht passieren, dass die Kupplung so heiß wird, dass sie für den Fahrer unerwartet früh greift - und schon rollt man ein kleines Stück nach vorne. Eine ärgerliche Situation, doch Mattias' Aufholjagd verlief ähnlich eindrucksvoll wie Schneiders: Schon nach der ersten Runde lag Bernd 24 Sekunden zurück, am Ende betrug sein Abstand nur noch 20 Sekunden.

Mattias hätte mit Sicherheit gute Chancen gehabt, das Rennen zu gewinnen - doch man darf auch Jamie Green nicht vergessen: Trotz seiner Durchfahrtsstrafe, die ihn mehr als 30 Sekunden gekostet hat, lag er am Ende nur 28 Sekunden hinter Gary und fuhr die Schnellste Rennrunde. War die Drive-through-Penalty für Bruno Spengler in Hockenheim noch hart, aber fair, so ist die Strafe für Jamie diesmal aus meiner Sicht absolut nicht gerechtfertigt: Jamie blieb auf seiner Linie, Vanina Ickx zog nach rechts zu ihm hinüber. Zunächst nur ganz leicht, dann noch einmal - und schon kreiselte sie von der Strecke. Dagegen konnte Jamie nichts ausrichten.

Dem Fehlerteufel auf der Spur

In der Lausitz könnte die große Stunde der neuen C-Klasse schlagen, Foto: Sutton
In der Lausitz könnte die große Stunde der neuen C-Klasse schlagen, Foto: Sutton

Bruno scheiterte erneut an einem Servolenkungsdefekt - ein Problem, das sich bei Mercedes auch diesmal auffallend häufte. Es sind viele Gründe möglich: Vielleicht ist eine Serie an Servopumpen besonders anfällig, vielleicht gibt es einen Mangel im Kühlsystem. Die genaue Analyse von HWA-Mercedes bleibt abzuwarten, aber ich bin sicher, dass man das Problem nun schnell aussortieren wird.

Tragisch verlief das Rennen für Mika Häkkinen, der sich fahrerisch auch im Rennen keine Blöße gab, am Ende jedoch wieder eine Nullrunde erlebte. Mika wurde von der HWA-Truppe zu früh in die Box geholt, doch auch mit der Balance seines Autos hat er sichtlich gekämpft. Dass er sich im Kampf gegen Mike am Ende noch den Reifen aufschlitzte, war schlichtweg Pech. Mika ist einen zu weiten Radius gefahren, Mike stach in die Lücke. Eine Strafe kam hier nie in Betracht: Dem Rosberg-Piloten ist überhaupt kein Vorwurf zu machen, was Mika schließlich genauso sah.

Nachdem das Kräfteverhältnis zwischen den Neuwagen wie schon in Hockenheim ausgeglichen war, sehe ich beim dritten Saisonlauf kleine Verschiebungen auf uns zukommen: Auf dem EuroSpeedway könnte sich der 28 Kilogramm schwere Gewichtsnachteil, wie er Audi begegnen wird, zu Gunsten der Mercedes-Neuwagen deutlich bemerkbar machen. So hat HWA die große Chance, mit der neuen C-Klasse endlich den ersten Sieg zu feiern. Währenddessen droht den Mercedes-Jahres- und Gebrauchtwagen mit 28 Kilo Nachteil eine noch härtere Konkurrenz durch die Audi-Pendants - auch Adam Carroll sollte man in der Lausitz auf der Rechnung haben...