Auf dem Norisring hatte er 2005 einen letzten Anlauf auf das Podest nehmen wollen. Hinter Mattias Ekström auf Platz vier liegend ging Manuel Reuter in seinem Opel Vectra GTS aufs Ganze - und versuchte in der letzten Runde, sich in der Grundig-Kehre an dem Audi-Piloten vorbeizuquetschen. Ekström und Reuter kollidierten, der Schwede schleppte sich in seinem lädierten Dienstwagen auf Rang drei. Der Mainzer hingegen wurde von der Rennleitung auf Platz neun zwangsversetzt...

Das letzte Aufbäumen gegen den jahrelangen Misserfolg war gescheitert: "Die letzten drei, vier Jahre waren sehr unangenehm. Es gab kaum Aussicht auf Erfolg, und es wurde von Jahr zu Jahr schlimmer", blickt Reuter gegenüber motorsport aktuell auf die letzten Jahre seiner DTM-Karriere zurück, die mit dem Opel-Ausstieg wenige Monate nach dem Norisring-Fauxpas endete. Seit 2001 wartete Reuter in den oft wenig konkurrenzfähigen Opel-Boliden vergeblich auf einen Sieg, die Rolle der Opel-Speerspitze nahmen seit 2003 andere ein: "Irgendwann war das Ganze nur noch mit Negativem behaftet." Vom Rüsselsheimer Aufwärtstrend 2005 wusste Reuter nicht mehr zu profitieren: Mit Endrang 17 fuhr der damals älteste Pilot im DTM-Feld seinen Negativrekord ein.

Vizetitel im Astra Coupé - die neue DTM begann für Reuter zunächst viel versprechend..., Foto: Sutton
Vizetitel im Astra Coupé - die neue DTM begann für Reuter zunächst viel versprechend..., Foto: Sutton

"Es gab Angebote, über die ich kurz nachgedacht habe", berichtet Reuter von den Verlockungen neuer Herausforderungen ohne seinen langjährigen Arbeitgeber - doch zu sehr war nach gemeinsamen Erfolgen wie dem ITC-Titel 1996, der DTM-Vizemeisterschaft 2000 und dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring 2003 die Verbundenheit zu Opel gewachsen: "Als ich zu Opel kam, tat ich das mit dem Ziel, etwas mit aufbauen zu können und irgendwann zu wissen: Man hat seinen Anteil daran gehabt." Neben positiven Erinnerungen aus vergangenen Tagen blieb am Ende die Ernüchterung: "Letztlich ist keine Struktur, kein Gebilde entstanden, auf das man mit Stolz blicken könnte."

Auf der Rennstrecke wurde Manuel Reuter fortan nur noch im Straßenfahrzeug gesichtet: Der heute 45-Jährige widmet sich der Entwicklungs- und Testarbeit beim werkseigenen Opel-Veredler OPC, leitet Fahrertrainings - und verfolgt die DTM aus der Distanz. Mit nur zwei Herstellern hält der Hesse die DTM weiterhin für attraktiv, beteiligt sich jedoch auch an der Herstellerfrage: "Die Eckpfeiler stimmen - Motoren- und Getriebereglement, Testlimit, die elektronischen Restriktionen. Man kann sich sicher darüber unterhalten, ob man nicht die Aerodynamik beschneiden sollte", regt Reuter an und bringt eine Debatte ins Spiel, mit der auch seine potenten OPC-Serienboliden zu kämpfen haben: "Oder ob man vor dem Hintergrund der CO2-Diskussion eine Vorreiterrolle spielen sollte."