Mit gedämpfter Euphorie hatte man gestern bei den Ingolstädtern die Regenschauer während des ersten Tests ebenso wie die Wetterprognosen für den Samstag zur Kenntnis genommen. Letztere sagten eine Niederschlagswahrscheinlichkeit von 80 Prozent voraus - woraus wiederum, hätte es während des Qualifyings ebenso stark geregnet wie am gestrigen Morgen - eine ähnliche Wahrscheinlichkeit einer Niederlage gegen Mercedes resultiert hätte...

Zwar hatte Audi bereits im Freien Training eine Steigerung der Regenperformance des A4 DTM an den Tag gelegt - dass die Strecke jedoch auch zu Beginn des Qualifyings noch feucht war, bewertete man am Audi-Kommandostand mit Skepsis. Und tatsächlich verbuchte während der ersten Session - wenn auch nur knapp - HWA-Regenmeister Bernd Schneider die Bestzeit für sich. Was in Form einer sichtlich abtrocknenden Strecke folgte, war Audi-Wetter, hatten die Ingolstädter doch bereits zuletzt beim Nürburgring-Rennen auf abtrocknendem Asphalt eine furiose Aufholjagd zu Stande gebracht.

Nachdem sich alle vier Abt-Piloten souverän in die letzte Session gerettet hatten, während von der HWA-Konkurrenz lediglich Bernd Schneider und Mika Häkkinen verblieben waren, schloss sich ein Audi-interner Kampf um die Pole an: Zwar blieb Mattias Ekström, der es schließlich nur auf Rang sechs schaffte dabei außen vor; auch der am Ende drittplatzierte Tom Kristensen setzte sich nur mit Mühe gegen Titelrivalen Bernd Schneider durch - Martin Tomczyk und Heinz-Harald Frentzen, der zuvor die zweite Session dominiert hatte, schienen jedoch in einer eigenen Audi-Liga zu fahren. Am Ende setzte sich der seit der zweiten Saisonhälfte stark im Aufwind befindliche Tomczyk gegen Frentzen durch und fuhr seine erste Pole des Jahres ein.

Frank Stippler sorgte für das beste Jahreswagenergebnis, Foto: Audi
Frank Stippler sorgte für das beste Jahreswagenergebnis, Foto: Audi

Zu den guten rennstrategischen Möglichkeiten, wie sie das Ergebnis der Neuwagen offerieren, gesellen sich auch von Seiten der Jahreswagen erfreuliche Resultate: Frank Stippler, bisheriger Pechvogel der Saison, überzeugte auf Rang sieben als bester Jahreswagenpilot; Timo Scheider scheiterte mit Position nur knapp am Einzug in die dritte Session. Nicht nur bei Rosberg, auch im Hause Futurecom TME gab es Grund zum Jubel: Schon der 15. Startplatz Nicolas Kiesas hätte das beste Saisonergebnis bedeutet - doch ausgerechnet Vanina Ickx wusste dies noch zu übertreffen: Mit einer tadellosen Leistung qualifizierte sich die Belgierin in ihrem 2004er-Audi erstmals für die zweite Qualifying-Session und landete schließlich auf Platz 14.

"Wir haben hier insgesamt einen sehr starken Audi A4, denn auch die Vorjahresautos funktionieren sehr gut", zeigt sich Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich von seinen Rennboliden überzeugt, mahnt jedoch zur Vorsicht: "Sicherlich haben wir eine gute Basis für morgen, aber es ist nur der erste Schritt. Bernd Schneider und Mika Häkkinen sind knapp dran." Derweil fürchtet Pole-Setter Martin Tomczyk nach den Erfolgen auf abtrocknender Strecke auch die vollkommene Trockenheit nicht: "Dass wir auch im Trockenen schnell sind, haben wir gestern gezeigt."

Meisterschaftsaspirant Tom Kristensen lässt sich nicht nur auf Grund der bereits von Martin Tomczyk in Aussicht gestellten Hilfe vom neben ihm auf Platz vier stehenden Bernd Schneider nicht aus der Ruhe bringen, mit dem er sich nach Blockadevorwürfen des Saarländers zunächst ein Wortgefecht geliefert hatte: "Man muss einmal die Wettervorhersage anschauen, aber für das Rennen ist das eine sehr gute Ausgangsposition - besser als in Zandvoort..."