Wenn man davon ausgeht, dass Audi in der vergangenen Saison insgesamt einen ganz kleinen Rückstand hatte: Ist das Einfrieren des Reglements für Audi somit eher ein Hindernis?

Dr. Wolfgang Ullrich: Das trifft natürlich hauptsächlich die 2005er-Fahrzeuge, bei denen über den Winter keine technischen Änderungen vorgenommen werden konnten. Bei den 2006er-Autos gab es ja reglementseitig kleine Freiheiten, die die Hersteller umsetzen konnten. Ich denke, jeder hat somit versucht, seinen Weg zu gehen. Wir werden im Laufe der Saison sehen, welcher der Wege zielführender war.

Haben Sie möglicherweise auf Rennstrecken und in Bereichen, in denen Sie früher einen Tick besser waren, bei der Entwicklung wieder ein wenig verloren, nachdem Sie sich auf das Ausmerzen der Schwächen des vergangenen Jahres konzentriert haben?

Dr. Wolfgang Ullrich: Wenn man versucht, sich bei gewissen Rennstrecken zu verbessern, muss man sich bei anderen Rennstrecken automatisch verschlechtern, weil man dort ein bisschen anders herangehen muss. Das haben wir gemacht mit dem Versuch, über die Saison einen guten Mittelwert zu finden. Die Zeiten und Resultate werden zeigen, wo wir gut getroffen haben.

In den letzten Jahren lag der Fokus meistens auf Mattias Ekström - hat sich dies nun verändert?

Dr. Wolfgang Ullrich: Das sieht man natürlich von außen so stark, weil Mattias in den letzten Jahren immer fix unter den zwei, drei besten Audi-Fahrern war. Das ist heute nicht mehr so der Fall - in den ersten beiden Fällen sicherlich nicht aus seinem Verschulden, hier [in Oschersleben] war es sicherlich so, dass er es nicht geschafft hat, mit seinem Team, mit seinen Ingenieuren das Auto so hinzustellen, dass er so schnell fahren konnte, wie er es gern getan hätte. Wenn Sie zurückschauen: Diese Rennstrecke war im Prinzip von all den Rennstrecken der DTM die, auf der Mattias im Schnitt die schlechtesten Ergebnisse gehabt hat. Es war nie die Rennstrecke, die ihm am besten in der Saison gelegen hat.

Dr. Wolfgang Ullrich sieht für einen Ekström-Titel keine Chancen mehr, Foto: DTM
Dr. Wolfgang Ullrich sieht für einen Ekström-Titel keine Chancen mehr, Foto: DTM

Wie beurteilen Sie Ihren Neuzugang Heinz-Harald Frentzen?

Dr. Wolfgang Ullrich: Heinz-Harald hat einen guten Job gemacht, denn er ist spät zu uns gekommen. Er hat ganz wenige Möglichkeiten gehabt, sich mit dem Auto und mit dem Team einzuarbeiten - und dafür war insbesondere das Ergebnis in Hockenheim sehr gut. Was in der Lausitz schief gelaufen ist, wissen wir auch nicht, dass kann man ihm letztlich auch nicht vorwerfen, obwohl natürlich immer alle gemeinsam bewertet werden.

Rechnen Sie mit ihm noch als Meisterschaftskandidaten?

Dr. Wolfgang Ullrich: Ich rechne damit, dass er jemand ist, der aktuell um Siege fahren kann. Mit Blick auf den Titel kann man es derzeit wirklich nicht sagen.

Hat Mattias noch Titelchancen?

Dr. Wolfgang Ullrich: Da müsste es jetzt für andere unheimlich schlecht laufen, was niemand sich wünscht. Aber ansonsten ist es ganz einfach so, dass ein jeder schauen muss, dass er in der Position ist, Rennen gewinnen zu können. Und derjenige, der Rennen gewinnen kann und der wieder und wieder in dieser Position ist, bringt sich automatisch in die beste Position.

Wie sehen Sie die Entwicklung und die Aussichten Martin Tomczyks?

Dr. Wolfgang Ullrich: Martin hat 2004 ein ganz tolles Jahr gehabt. 2005 lief es sicherlich nicht ganz so gut für ihn, und ich glaube, wir haben in Hockenheim gesehen, dass er sehr wohl wieder da ist. Ich bin überzeugt, dass er sich in der Saison stabilisiert und damit zeigen wird, dass man einen Fehler gemacht hat, wenn man auf ihn nicht gesetzt hat.

Funktioniert die Zusammenarbeit mit den neuen Teams Phoenix und Rosberg?

Dr. Wolfgang Ullrich: Wir haben uns für die beiden Teams Rosberg und Phoenix deswegen entschieden, weil wir der Meinung sind, dass beide starke Teams mit entsprechender Erfahrung in der DTM sind. Wir haben auf Grund unserer diesmal relativ späten Entscheidungen bei Audi auch diesen Teams relativ spät das Material und die Unterlagen zur Verfügung stellen können. Ich denke, dass es ein gutes Zeichen ist, wenn es im dritten Rennen zumindest mit einem Auto geschafft wurde, in die Top 8 des Qualifyings zu gelangen. Ich bin davon überzeugt, dass sie in der nun kommenden, sechs Wochen dauernden Pause mit ihren Autos so eng verschmelzen werden, dass sie die Erwartungen noch besser erfüllen können als bisher.