Die Jahre in den Nachwuchsklassen des Formelsports gestalteten sich für Alexandros Margaritis - anders als bei so manchem heutigen Konkurrenten - nicht zum leichtfüßigen Durchmarsch. Mühsam stellte sich für ihn der Aufstieg bis in die DTM dar, oftmals hatte er mit dem Vorwurf des nur durchschnittlich talentierten Sohns eines wohlhabenden Vaters zu kämpfenden. Nach den ersten drei Rennen der DTM-Saison 2006 scheinen jene Äußerungen fast vergessen...

Alexandros Margaritis sprach mit uns über seinen unerwarteten Aufstieg in dieser Saison sowie eine gesunde Balance aus Ruhm und Privatleben.

Vom Sorgenkind zum Shootingstar

Trotz zweier Jahre in der Formel 3 Euroseries, die eher von Stagnation geprägt waren, gelang Alexandros Margaritis im vergangenen Jahr schließlich dennoch der Sprung in die DTM. Das Mercedes-Jahreswagencockpit stellte angesichts mittelmäßiger Ergebnisse in der F3 keine Selbstverständlichkeit dar, die der damals 20-Jährige nicht zu schätzen gewusst hätte - die Probleme, die Margaritis jedoch bereits in den Nachwuchsklassen als hinderlich empfunden hatte, setzten sich so jedoch fort:

So konnte auch das Team Mücke, das selbst erst 2005 in die DTM eingestiegen war, dem Bonner angesichts der Unerfahrenheit der Ingenieursmannschaft keine große Hilfe bei der Eingewöhnung bieten. Während Debütant Bruno Spengler in der Vorjahres-C-Klasse des Persson-Teams wieder und wieder in die Regionen der Super Pole vordrang und Teamkollege Stefan Mücke bereits aus einem in drei Jahren DTM erworbenen Erfahrungsschatz schöpfen konnte, geriet Margaritis' C-Klasse in der auffallenden orangefarbenen Lackierung für die Zuschauer beinahe schon zum Symbol für hintere Startplätze.

Erst zum Saisonende hin stellte sich auch bei Margaritis eine Steigerung ein - zu spät, um die Leere auf dem Punktekonto noch zu ändern. Neben Margaritis ging nur Joest-Audi-Pilot auf Punktejagd vollkommen leer aus, das DTM-Abenteuer des Italieners wurde für beendet erklärt. Umso mehr überraschte es da so manchen Beobachter, dass Margaritis für 2006 im durchaus renommierten Team Persson erneut einen Mercedes-Jahreswagen steuern durfte. Margaritis hielt dem enormen Druck, der aus jenem Vertrauensvorschuss resultierte, stand:

"Innerlich bin ich mit dieser Zielsetzung in die Saison gegangen, ganz ehrlich", bekennt der 21-Jährige mit Blick auf seine neue Position des überzeugendsten und erfolgreichsten Jahreswagenpiloten, "ich habe den Winter über hart gearbeitet, um mich fitnessmäßig und mental auf die Saison vorzubereiten, die Tests sind super gelaufen und das Team steht so hinter mir, dass sie mir das Gefühl geben, dass ich das auch schaffen kann."

Überraschte Margaritis bereits in Hockenheim mit einem souveränen fünften Platz vor Teamkollege Jean Alesi, so bewies er, dass das Glanzstück im Badischen keine Eintagsfliege darstelle: Mit Platz sechs drang Margaritis bis auf Platz vier der Meisterschaftstabelle - nachdem er Ex-Formel-1-Pilot und DTM-Rennsieger Alesi erneut in Schach gehalten hatte. Dass der Sohn einer deutschen Mutter und eines griechischen Vaters in Oschersleben nur durch technische Probleme an einem sensationellen vierten Platz und einem nicht minder bemerkenswerten dritten Meisterschaftsrang gehindert wurde, stellt so nur einen Schönheitsfehler dar: Am Talent Margaritis' zweifelt mittlerweile kaum noch jemand.

Im Team Persson hat Margaritis eine neue motorsportliche Heimat gefunden, mit der er sich allem Anschein nach besser zu arrangieren vermag als mit dem Team Mücke. "Ich habe mich von Anfang hier sehr wohl gefühlt", bilanziert Ex-Fußballspieler Margaritis, "es ist eine sehr familiäre Atmosphäre, man kann zu jedem kommen, wenn man ein Problem hat, alle stehen hinter dem Fahrer. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, ich fühle mich hier wirklich sehr wohl."

Freude am Rampenlicht

Dass er seine neue Popularität genießt, gesteht Alexandros Margaritis offen ein - wer könnte es ihm nach den harten und teilweise frustrierenden Vorjahren verübeln? "Ja, ich hätte nicht gedacht, dass das so stark wird", zeigt sich der Mercedes-Pilot vom Maß des Medienrummels erstaunt, "aber ich glaube, dass das normal ist, wenn man vorher nicht so gefragt war und jetzt auf einmal vorne dabei ist und zeigt, dass man es auch kann, wenn alles passt. Das ist auch gut für mich."

Insbesondere die gesunde Balance zwischen Anerkennung an der Rennstrecke und einem ruhigen Privatleben stellt für Margaritis einen Genuss dar. "Jetzt an der Rennstrecke finde ich es gut, stärkeren Kontakt mit den Fans zu haben", bilanziert Margaritis und stellt erleichtert fest: "Und wenn ich abends weggehe, dann ist es bei mir noch nicht der Fall, dass man mich erkennt und sagt 'Hey, der fährt ja DTM'. Ich wurde vielleicht ein- oder zweimal darauf angesprochen, und ich finde es auch gut, dass es noch in Maßen ist."

Mit wachsenden Erfolgen in der DTM könnte sich dies ändern - umso mehr versucht Margaritis, bodenständig zu bleiben. "Beim Freundeskreis soll alles beim Alten bleiben. Man muss auch einen gewissen Abstand haben neben dem Rennenfahren, denn wenn ich jetzt vier Tage hier gefahren bin, ist man so gestresst, dass man irgendwann auch mal mit Freunden rausgehen und andere Themen haben will", verdeutlicht Margaritis, "der Ausgleich muss sein, sonst wird man wohl verrückt..."