Obgleich bereits das Qualifying-Ergebnis allen Grund zum Jubel bot, hatte man sich wohl auch bei Mercedes nicht in den kühnsten Träumen das heutige Ergebnis ausgemalt: Ein Vierfach-Sieg von Gary Paffett, Mika Häkkinen, Bernd Schneider sowie Jamie Green, insgesamt sechs Fahrzeuge in den Punkten, 32 Punkte für die Markenwertung, deren Führung man wider Erwarten von Audi übernehmen konnte. Der vorzeitige Gewinn der Teamwertung krönt einen in diesem Maße ungeahnten Triumph.

Dabei hatte das Rennen unter vergleichsweise schlechten Vorzeichen begonnen: Die nasse Fahrbahn stellte auch für Mercedes trotz der hervorragenden Ausgangsposition einen erheblichen Unsicherheitsfaktor dar, war man doch auch auf dem Nürburgring, dem bis dato einzigen Regenrennen der Saison, hinter den Möglichkeiten zurückgeblieben. Auch der Start verlief nicht ganz nach den Vorstellungen der Mercedes-Akteure: Nicht zum ersten Mal verloren die dritt- und viertplatzierten Persson-Piloten Bruno Spengler und Jamie Green am Start Plätze - diesmal ausgerechnet an einen bemerkenswert gestarteten Mattias Ekström.

Doch während sich Gary Paffett unbeeindruckt bereits in der ersten Runde einen leichten Vorsprung erarbeiten konnte und auch der zweitplatzierte Bernd Schneider keine schwedischen Angriffe zu fürchten hatte, sorgte der dicht hinter Ekström lauernde Jamie Green für den grünen Farbtupfer im Rennen, ohne dessen Einwirkung zwar ebenso wenig eine Gefahr von Seiten Ekströms bestanden hätte, die jedoch durchaus zur Vorentscheidung in der Fahrerwertung beitrug: Nach einem leichten Anklopfen bei Ekström im zweiten Sektor, das noch nicht der Rede wert schien, drängte sich Green in der letzten Kurve unter Verwendung der Brechstange am Titelverteidiger vorbei - der infolgedessen zwei weitere Plätze verlor an Mika Häkkinen und Jean Alesi verlor. Eine Aktion, die in Audi-Reihen verständlicherweise Unmut hervorrief, jedoch nicht nur in den Augen der Rennleitung nicht unbedingt einer Durchfahrtsstrafe bedurfte.

Da Ekström im Folgenden in den Zeitenlisten immer weiter zurückfiel, galt es für das Mercedes-Quintett an der Spitze, den nahezu sicheren Triumph fehlerfrei nach Hause zu fahren. Ein Vorhaben, das jedoch nicht zu gemäßigten Tempo anregte: Bis zum späten ersten Boxenstopp in Runde 17 bzw. 18 bauten Paffett, Schneider, Häkkinen und Green ihren Vorsprung kontinuierlich aus; lediglich Jean Alesi konnte nicht ganz mithalten. Auch die Boxenstopps verliefen perfekt - mit einer Ausnahme: So steuerte Jean Alesi offenbar eine Runde zu früh die Boxen an, konnte somit nicht betankt werden und war schließlich zu einem dritten Stopp gezwungen, der ihn schließlich auf Platz sieben zurückwarf.

Nachdem Häkkinen infolge der ersten Stopps an Schneider vorbeigezogen war, brachten die zweiten Boxenbesuche keine Bewegung mehr ins Führungstrio: Mit einwandfreien fahrerischen Leistungen belegten Gary Paffett, der zuletzt immer wieder meist unverschuldet in Crashs verwickelte Mika Häkkinen sowie der in letzter Zeit nicht minder vom Pech verfolgte Bernd Schneider das Podest. Jamie Green wurde Vierter - das umstrittene Überholmanöver gegen Mattias Ekström hatte sich zumindest für ihn nicht als sonderlich effektiv erwiesen. Bruno Spengler, der bereits in den ersten Runden von Startplatz drei aus zurückgefallen war, eroberte im Vorjahres-Mercedes dank einer kampfstarken Leistung in der Schlussphase des Rennens noch Platz acht.

Und so war es die Gesamtleistung aller Beteiligten, die der der Ingolstädter Konkurrenz in allen Bereichen vorauszusein schien: Während Mattias Ekström sich dank eher blasser Leistungen der Markenkollegen als Einzelkämpfer zu betätigen hatte, trumpfte Mercedes mit der Mannschaftsleistung der Sternpiloten auf. Auch hinter den Kulissen leistete man tadellose Arbeit: Die dem Audi A4 längst nicht mehr überall überlegene Mercedes C-Klasse wurde von den Ingenieuren perfekt auf den neuen Kurs am Bosporus abgestimmt, die taktische Leistung vermochte - abgesehen vom Missverständnis mit Jean Alesi - erneut zu überzeugen. So hätte es des grünen Farbkleckses gar nicht bedurft, um einen deutlichen Triumph einzufahren und mit hervorragenden Meisterschaftschancen nach Hockenheim zu reisen...