Für die DTM-Rückkehr nach 26 Jahren auf den legendären Hungaroring vor den Toren Budapests hat sich der BMW-Tross viel vorgenommen. Nach dem Auftaktsieg in Hockenheim durch Marco Wittmann folgte beim Regenchaos in Oschersleben jedoch ein erster kleiner Rückschlag. Lediglich Augusto Farfus als Fünfter sowie Martin Tomczyk als Neunter landeten in den Punkten. Zwar entpuppte sich das Rennen in der Magdeburger Börde als wenig aussagekräftig, jedoch wies BMW bereits bei den Vor-Saison-Tests Anfang April auf dem Hungaroring einen Rückstand auf die Konkurrenz von Audi und punktuell auch auf Mercedes auf.

Geht es nach Farfus, dürfen die Ergebnisse von vor knapp zwei Monaten allerdings nicht zu hoch gehängt werden. "Wir haben hier zwar einen eher mäßigen Test absolviert, allerdings hat sich seitdem eine Menge verändert. Wir kennen die Autos nun noch besser, und auch die Temperaturen werden andere sein als noch im April. Das macht das Rennen in Budapest zu einer völlig neuen Erfahrung für alle. Ich mag den Kurs und hoffe, dass wir auch dort konkurrenzfähig sein werden." Um den Abstand auf Audi in der Herstellerwertung nicht zu früh zu groß werden zu lassen, braucht BMW bei 29 Punkten Rückstand gute Ergebnisse auf dem Hungaroring.

Wittmann, der BMW neben seinem Auftaktsieg in Hockenheim auch die erste Pole-Position der Saison in Oschersleben sicherte, gibt sich trotz scheinbarer Audi-Vorteile zuversichtlich und angriffslustig: "Die ersten beiden Rennen haben gezeigt, dass unsere Pace stimmt. Deshalb ist es mein Ziel, auch im dritten Qualifying des Jahres wieder vorn mit dabei zu sein, um im Rennen angreifen zu können. Der Hungaroring ist sehr kurvenreich und ähnelt Oschersleben ein bisschen. Auch auf dieser Strecke ist wieder Abtrieb gefragt. Im Vergleich zu Oschersleben habe ich fünf Kilogramm weniger im Auto. Ich bin gespannt, inwieweit ich daraus Kapital schlagen kann."

Marco Wittmann ist bislang der stärkste BMW-Pilot 2014, Foto: BMW AG
Marco Wittmann ist bislang der stärkste BMW-Pilot 2014, Foto: BMW AG

Qualifying und Zusatzgewichte entscheidend?

Das durchwachsene Abschneiden für BMW in Oschersleben könnte den Piloten in Ungarn allerdings doch etwas entgegenkommen. Denn aufgrund der neuen Regularien dürfen nicht nur zwei der Piloten Zusatzgewichte ausladen - die Hälfte der BMW-Piloten bleibt zudem auf demselben Gewichtsniveau, während die Konkurrenz von Audi und Mercedes draufpacken muss. Auf dem überhol-unfreundlichen Hungaroring mit relativ kurzer Start-und Zielgerade dürfte das Qualifying zudem wohl einen überdurchschnittlich hohen Anteil an der Vorentscheidung des Rennens haben, was den Gewichtsvorteil noch vergrößern könnte.

Nach den neuen Regeln des Jahres 2014 dürfen die beiden DTM-Rookies Felix Antonio da Costa und Maxime Martin aufgrund ihrer Platzierungen außerhalb der Top-10 in Oschersleben jeweils 2,5 Kilogramm ausladen. Wittmann, Bruno Spengler, Timo Glock und Joey Hand bleiben vom Gewicht her unverändert, während Farfus und Tomczyk 2,5 Kilos an Zusatzgewichten mitführen müssen. "Das Qualifying wird hier sehr wichtig sein, denn ich glaube, dass der Hungaroring trotz DRS nur wenig Überholmöglichkeiten bietet", verrät Spengler.

Glock mit großen Sympathien in Ungarn

Noch unmittelbar vor dem Saisonauftakt in Hockenheim absolvierte Timo Glock einen Showrun in der Stadtmitte Budapests - vor nicht weniger als 450.000 begeisterten Zuschauern. "Budapest ist für mich ein absolutes Highlight, vor allem nach meinem Showauftritt und der großen Zustimmung in Budapest. Die Fans haben mir einen sensationellen Empfang bereitet und ein fantastisches Motorsport-Festival gefeiert. Jetzt bin ich gespannt, wie wir uns auf dem Hungaroring präsentieren werden. Dort zu testen, ist eine Sache. Aber ein DTM-Rennen ist noch einmal eine ganz andere Angelegenheit."

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: BMW geht davon aus, die Probleme der Testfahrten in Budapest mittlerweile besser im Griff zu haben und wähnt sich als schlagkräftig genug, im Kampf mit Audi an der Spitze zurückzuschlagen. Ich blicke dem Vorhaben jedoch etwas skeptisch entgegen. Trotz der marginalen Vorteile hinsichtlich des Performance-Gewichts ist auch Audi mit Sicherheit deutlich über dem Niveau von vor zwei Monaten. Schwer vorzustellen bleibt zudem, dass das deutlich wärmere Wetter die Karten gänzlich neu mischen soll. Ein Kräfteverhältnis Audi-BMW-Mercedes scheint mir daher am Wahrscheinlichsten (Samy Abdel Aal).