Nach der traditionell langen Winterpause startet die DTM Anfang Mai in Hockenheim in die neue Saison. Die großen Gejagten kommen diesmal aus dem Hause Audi, schließlich gewannen die Ingolstädter in der Vorsaison in Person von Mike Rockenfeller den Fahrertitel und setzten sich mit Phoenix auch in der Teamwertung durch. Einzig in der Herstellerwertung musste man BMW den Vortritt lassen.

Frischer Wind bei den Teams

Weil die vergangene Saison jedoch nicht für alle Fahrer erfolgreich war, kam es im Winter zu einigen Verschiebungen zwischen den Teams. "Es gab einige, die hinter ihren und unseren Erwartungen zurückgeblieben sind. Das haben wir uns angeschaut und analysiert, wie wir es besser machen und auch die Potenziale, die sicherlich vorhanden sind, nutzen können", erklärte Dieter Gass, Audis DTM-Leiter, im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com. "Wir wollten auch den Fahrern die Möglichkeit geben, einmal etwas Neues zu sehen."

Mike Rockenfeller will seinen Titel verteidigen, Foto: Audi
Mike Rockenfeller will seinen Titel verteidigen, Foto: Audi

Während Phoenix die erfolgreichste Mannschaft war, blieben Abt und Rosberg weit hinter den Erwartungen zurück. "Das Schöne ist, dass wir mit drei super motivierten Teams in die Saison gehen", betonte Gass. "Das Team Abt will die Schande sicherlich auch nicht auf sich sitzen lassen und wieder dahin zurück, wo sie vor ein paar Jahren in der DTM gewesen sind. Eine ähnliche Situation haben wir auch beim Team Rosberg, das vor zwei Jahren unser bestes Team war."

Timo Scheider kam im Vorjahr erst bei den letzten Rennen in Schwung. Gass hofft, dass der Routinier sein Potenzial 2014 nach zwei schwachen Saisons endlich wieder dauerhaft abrufen kann. "Aber ich würde bei Timo nicht von der letzten Chance sprechen. Schließlich hat er die DTM bereits zwei Mal gewonnen", wollte er ihm nicht die Rute ins Fenster stellen. Nach sieben Jahren bei Abt wird Scheider künftig an der Seite von Rockenfeller für Phoenix fahren.

Aus Audi-Sicht zählen neben Scheider und Rockenfeller Mattias Ekström und Jamie Green zu den größten Titelhoffnungen. Gass glaubt jedoch auch, dass Edoardo Mortara eine gute Rolle spielen kann. "Er hat 2012 gezeigt, dass er es grundsätzlich kann", hielt er fest. "Und natürlich sind wir auch sehr gespannt, was unser Neuzugang Nico Müller so zeigen wird."

Leise Kritik an Mercedes

Während Audi und BMW je acht Autos ins Rennen schicken, setzt Mercedes einen Wagen weniger ein. Bei der Konkurrenz ist man mit dem Siebener-Aufgebot aus Stuttgart nur bedingt glücklich. "Wir hätten trotzdem gerne acht Autos bei Mercedes gesehen. Sieben Autos an den Start zu bringen, ist ein Kompromiss", merkte Gass kritisch an. "Das möchte ich gar nicht weiter kommentieren. Die müssen selbst sehen, wie sie damit umgehen."

Das DTM-Feld umfasst 23 Autos, Foto: DTM
Das DTM-Feld umfasst 23 Autos, Foto: DTM

2014 finden sich im DTM-Feld einige neue Gesichter wie Paul di Resta oder Vitaly Petrov, die sich bereits in der Formel 1 ihre Sporen verdienten. Nicht zuletzt deshalb vertritt Gass die Meinung, dass das Fahreraufgebot vielleicht sogar noch einen Tick hochwertiger als in der Vorsaison ist. "Daniel Juncadella ist sicherlich ein Fahrer, den man im Auge behalten muss. Mercedes-Neuzugang Vitaly Petrov ist vom Namen und angesichts des Rennens in Moskau sicherlich kein Nachteil für die DTM", erklärte er.

DTM bald mit Hybrid-Technologie?

In der neuen Saison soll die Ausgeglichenheit unter den drei Herstellern noch größer als bisher werden, indem Platzierungsgewichte zum Einsatz kommen. Darüber hinaus ist künftig nur mehr ein Pflichtboxenstopp vorgeschrieben, was die Rennen für die Zuschauer verständlicher machen soll.

"Der Zuschauer soll nachvollziehen können was passiert, und was am Ende voraussichtlich dabei herauskommt", betonte Gass, der optimistisch ist, dass der Plan aufgehen wird. "Wahrscheinlich werden dieses Jahr ab dem letzten Renndrittel, eher früher, alle Fahrzeuge, die nebeneinander auf der Strecke fahren, auch gegeneinander kämpfen."

Die Formel 1 vertraut mittlerweile auf Hybridantrieb und rückgewinnbare Energie - ein Konzept, das derzeit auch in der DTM intensiv diskutiert wird. "Es gibt zwei Wege", erläuterte Gass. "Man könnte ein Einheits-KERS bauen, das relativ kostengünstig wäre. Man muss sich aber anschauen, wie stark und sinnvoll das wäre. Oder man könnte die Entwicklung freigeben, so dass jeder Hersteller sein eigenes KERS entwickelt. Dadurch könnten die Kosten allerdings komplett aus dem Rahmen fallen. So sind wir in der DTM momentan nicht unterwegs."

Ebenfalls heiß diskutiert wird momentan, wie die Fanfreundlichkeit der DTM gesteigert werden kann. "Meine persönliche Auffassung dazu ist, dass man schon deutlich aufpassen muss, durch irgendwelche Aktionen nicht den Wettbewerb zu verzerren. Das wollen wir auf keinen Fall erreichen", warnte Gass jedoch davor, den Bogen nicht zu überspannen. Wichtig sei es, die neuen Medien verstärkt zu nutzen, womit sich die Ingolstädter auch auseinandersetzen würden.

Japan und die USA

Geht es nach Audis-DTM-Leiter, soll die Rennserie in fünf Jahren die Internationalisierung weiter vorangetrieben haben. "Ich wünsche mir, dass wir in einer Position sind, dass wir mit einem gemeinsamen 2-Liter-Motor und einem wirklich gemeinsamen Reglement drei Rennserien hochziehen können - eine davon in den USA", warf Gass einen Blick in die Zukunft.

Die Super GT und die DTM kooperieren, Foto: Nissan
Die Super GT und die DTM kooperieren, Foto: Nissan

Im Herbst 2012 schlossen die DTM, die japanische Super GT sowie die amerikanische International Motor Sports Association einen Kooperationsvertrag ab, gemäß dem künftig ein gemeinsames Reglement zum Einsatz kommen soll, zudem wurden auch gemeinsame Rennen ins Auge gefasst, die 2015 oder 2016 Realität werden könnten.

"Ich sehe schon ein Interesse der japanischen Hersteller, auch in Deutschland aktiv zu sein", kann sich Gass durchaus vorstellen, dass die DTM in absehbarer Zeit Zuwachs erhalten wird, etwa durch Nissan oder Lexus. "Wenn wir wirklich sieben Hersteller wären, dann müsste man auf dem lokalen Markt auch nicht mehr so viele Autos einsetzen. Dann könnte man sich mit annähernd gleichem Budget auch auf anderen Märkten präsentieren."