Dabei hatte das Jahr so gut begonnen, denn am letzten Tag der DTM-Testfahrten Ende März im spanischen Valencia hatte ausgerechnet Ralf Schumacher die absolut schnellste Zeit der gesamten Woche hingelegt und damit ein Ausrufezeichen in Richtung Saison gesetzt. In seinem dritten Jahr der Deutschen Tourenwagen Masters hatte sich Schumacher viel vorgenommen: er wollte nicht nur endlich auf dem Podium stehen, sondern auch seinen elften Gesamtrang aus dem Vorjahr aufbessern. "Ich muss schneller fahren", scherzte er vor dem ersten Rennen. Dem kann man nach dieser eher enttäuschenden Saison nur beipflichten.

Nach Timing-Missgeschick in der Qualifikation fuhr Schumacher schon im ersten Saisonrennen in Hockenheim nur auf den neunten Rang, obwohl er sich zuvor wenigstens einige Punkte zum Ziel gesetzt hatte. Den Ricardo Tormo Circuit in Valencia kannte er schon von Formel-1-Testfahrten. "Die Strecke ist technisch sehr anspruchsvoll, hat ein paar schnelle Passagen - es kommt auf dieser Strecke auf sauberes Fahren und ein gut abgestimmtes Auto an", erklärte der Mercedes-Pilot.

Gut gebrüllt, Löwe

So geschah es, dass gerade Schumacher wegen technischem Defekt im zweiten Rennen ausfiel. Wieder keine Punkte. Auch auf dem Eurospeedway lief es zunächst nicht besser an. In der Qualifikation kam er über den 17. Rang nicht hinaus und war ratlos: "Ich war schlichtweg zu langsam. Um ehrlich zu sein, ich habe einfach keine Antwort dafür. Das Auto ist grundsätzlich in der Lage dazu, nur ich scheine es im Moment nicht zu sein, meinen Fahrstil so anzupassen wie die anderen."

Erneut punktelos schaffte es der Publikumsmagnet am Sonntag auf dem Eurospeedway zumindest noch auf den neunten Rang. "Trotzdem wäre es schöner, wenn wir mal ein Stück weiter vorne losfahren könnten", hoffte er. Bis zum nächsten Rennen galt es also herauszufinden, wo seine Probleme lagen, denn das Potenzial des Autos bezeichnete er noch immer als unumstritten.

Ein "Stück weiter vorne losfahren" konnte Schumacher dann tatsächlich am Norisring. Denn dort schnappte er sich überraschend die Pole-Position. Diesmal sollte es jedoch im Rennen nicht klappen und die Enttäuschung war groß. Kurz nachdem die Ampeln auf grün geschaltet hatten, fuhr Schumacher allen davon. Ein paar Runden später wurden die Befürchtungen des Teams wahr: Frühstart. Er trat seine Durchfahrtsstrafe an und reihte sich danach am Ende des Feldes ein. Somit wurden ihm alle Siegchancen genommen. "Es war kein Frühstart. Ich habe mich unter rot ein bisschen bewegt, aber dadurch nichts gewonnen", so Schumacher kurz nach dem Rennen. "Den Mist habe ich selbst gebaut und das ärgert mich extrem."

Höhepunkt des Jahres: der Nürburgring

Auf dem Nürburgring fuhr Ralf Schumacher einmal nicht hinterher, Foto: DTM
Auf dem Nürburgring fuhr Ralf Schumacher einmal nicht hinterher, Foto: DTM

Mit der sechstschnellsten Zeit und zudem im Gegensatz zu seinen Teamkollegen ohne Reifenprobleme, verschaffte sich Schumacher am Nürburgring nicht die Beste, aber eine recht gute Ausgangsposition, um sein erklärtes Ziel "die ersten Punkte" zu erreichen. Im fünften Rennen der Saison im August war es dann endlich soweit: Schumacher nahm die ersten Punkte mit nach Hause. Er fuhr ein einsames Rennen, konnte jedoch gegen Ende noch zum Markenkollegen Jamie Green aufschließen, wollte seine drei Punkte aber nicht gefährden und fuhr als Sechster über die Ziellinie.

In Zandvort schlitterte er auf dem neunten Rang erneut knapp an den Punkten vorbei. In Brands Hatch schied er wieder mit technischem Defekt aus, konnte aber zuvor in der Qualifikation ein gutes Tempo zeigen und einige Kritiker positiv stimmen und auch in Oschersleben reichte es mal wieder nur zum neunten Platz.

Enttäuschendes Saisonende

In den drei Wochen Pause vor Hockenheim II legte sich Schumacher nicht etwa auf die faule Haut, sondern arbeitete an seiner Fitness. "Eine Rennpause bedeutet nicht faulenzen, sondern täglich drei bis fünf Stunden trainieren und sich fit halten", erklärt er Mercedes-Pilot. Das half jedoch in Hockenheim nicht viel, denn er beendete dort nicht einmal die erste Runde. Der große Startcrash brachte Schumacher nicht nur erneut null Punkte, sondern hinterließ auch Ratlosigkeit. Als Erklärung nannte er nach dem enttäuschenden Deutschlandfinale die neue Doppelkurve: "Im Starttumult waren alle wohl noch im alten Modus und wollten geradeaus zur Haarnadel fahren. Aber ich muss es mir selbst noch mal ansehen."

Auch in den letzten beiden Rennen gab es keine Punkte und Schumacher brachte seinen 2009er C-Klasse nur auf den zwölften und zehnten Rang an der Adria und in Shanghai. Wie bei den meisten Rennen sollte es nicht am Speed gefehlt haben. Nach dem 14. Gesamtrang und nur drei Punkten 2010 wird sich nun erst zeigen, wie es mit Schumachers DTM-Karriere weitergeht. "Die Zusammenarbeit macht Spaß und wir werden sicher verhandeln", meinte er zuversichtlich, "ob etwas draus wird muss man noch abwarten."

Trotzdem ein Erfolg 2010

Einen Erfolg konnte Schumacher dennoch in diesem Jahr verbuchen, denn er bekam im November den "Laureus Medien Ehrenpreis 2010" in Kitzbühel überreicht. Der Ex-Formel-1-Pilot gefiel der Laureus-Jury als Experte bei RTL.

Außerdem stieg er ins Teammanagement ein: In diesem Jahr war der DTM-Fahrer für das GP3-Team von Mücke Motorsport in der neuen GP3 Serie mitverantwortlich. Als ehemaliger Formel-1-Pilot weiß er genau, auf welche Eigenschaften und Fähigkeiten es bei einem jungen Formelpiloten ankommt. Das RSC Mücke Motorsport Team erlebte in der GP3 ein typisches Rookie-Jahr mit Höhen und Tiefen, schaffte jedoch beim letzten Rennen in Monza in der Qualifikation noch einmal mit den einem zweiten, vierten und achten Platz das, was Schumacher in der DTM nicht gelang: ein Ausrufezeichen gen 2011 zu setzen.