"Die erste Prüfung der Wikinger-Rallye war die schwerste Prüfung, die ich in meinem Leben gefahren bin", lachte Matthias Kahle im Ziel der Wikinger-Rallye. Nach vierjähriger Allrad-Abstinenz und zuletzt nur sporadischen Porsche- Einsätzen kehrte er an diesem Wochenende zurück in die Meisterschaft und konnte sich auf Anhieb wieder in der Spitzengruppe behaupten. Das Leben wurde ihm zunächst durch seinen Teamkollegen Mark Wallenwein schwer gemacht, der sich auf der ersten WP am Freitagabend in Führung setzte.

Nach einem Dreher übernahm sein Bruder Sandro die erste Position, die er allerdings ebenfalls nach einem Ausrutscher auf den selektiven Berg-und-Tal-Strecken wieder verlor. Kahle erbte zunächst kampflos den Spitzenplatz, den er im Anschluss aber in einem spannenden Fight mit Sandro Wallenwein verteidigen mussten. Zur Mittagspause lagen beide Piloten mit einer bis auf die Zehntelsekunde identischen Gesamtzeit auf Platz eins. Erst auf den WPs am Nachmittag konnte Kahle einen hauchdünnen Vorsprung herausfahren – vor den beiden finalen Prüfungen lagen er gerade einmal 1,8 Sekunden vor dem Subaru-Piloten.

So fiel die knappe Entscheidung auf den letzten Kilometern, und Sandro Wallenwein resümierte nach dem Fight im Turbo-Allradler gegen den Kollegen im Super-2000-Boliden: "Ich bin als erstes Gruppe-N-Auto eine Art moralischer Sieger. Für mich ist das wie ein Gesamtsieg. Hier war es wichtig, keine Fehler zu machen - bei unserem einzigen Ausritt hatten wir viel Glück." Euphorisch war sein jüngerer Bruder, der bei seinem Debüt im Skoda-Team einen starken Eindruck hinterließ. "Es ist einfach nur geil, mit diesem Auto zu fahren", freute sich der 22-jährige auf der Zielrampe.

Division 1: Gutes Debüt für Noller

Die Fans an den WPs der nördlichsten DRM-Rallye konnten sich nicht nur über die spannenden Fights an der Spitze des Feldes freuen. So konnten im hervorragend besetzten Feld der Division 1 die Neueinsteiger Rainer Noller/Uwe Walz ein hervorragendes Debüt feiern. Hinter den Routiniers Herman Gassner/Siggi Schrankl und noch vor den Vorjahressiegern Peter Corazza/Ronald Bauer platzierten sie sich auf Rang fünf auf Anhieb in den Top-Positionen. "Es war mein erster DRM-Lauf - das ist mit nichts zu vergleichen, was ich bislang gefahren bin", gestand der Schwabe auf der Zielrampe. "Der Wettbewerb ist viel härter und es ist extrem wichtig, dass alle Faktoren perfekt stimmen. Was mir hier enorm geholfen hat, ist mein neues Fahrwerk, das wir dem Lancer über den Winter spendiert haben."

Felix Herbold holt auf Anhieb den Sieg in Division 2

Auch in der DRM-Division 2 war es ein Neueinsteiger, der in Schleswig-Holstein den Sieg holte. Felix Herbold konnte sich mit Co-Pilot Kevikn Zemanik gegen die etablierten Konkurrenten durchsetzen. Dem Umsteiger aus der Division 3 kam dabei allerdings auch das Pech seiner Wettbewerber entgegen. Carsten Mohe verlor mit Co-Pilotin Katrin Becker acht Minuten nach einem Ausritt in den Graben, Tim Stebani/Frank Christian fielen mit einem gebrochenen Kupplungspedal zurück.

"Für uns war alles neu, und eigentlich glich es eher einer großen Generalprobe", freute sich Herbold im Anschluss. "Ich fühle mich im Auto sehr wohl – und jetzt weiß ich auch, dass die Zeiten ok sind. Wir liegen mit Tim Stebani gleichauf, zu Carsten Mohe fehlt uns noch etwas. Aber Carsten hat heute einen Fehler gemacht und deshalb sind wir jetzt vorne."

Division 3: Routinier Mysliwietz siegt

Mit Lars Mysliwietz konnte sich in der Division 3 der Platzhirsch durchsetzen. Der Piesbacher ist der einzige Pilot, der bereits im Vorjahr in der Division eingeschrieben war. Mit Co-Pilot Oliver Schumacher fuhr er eine konstant schnelle Rallye und hatte die jungen Konkurrenten im Griff. "Gut, dass wir gleich in der zweiten Kurve der ersten Prüfung ein Aha-Erlebnis hatten. So haben wir das Tempo ein wenig herausgenommen und sind sicher bis ins Ziel gefahren. Es war aber trotzdem nicht einfach, die Konzentration aufrecht zu erhalten."

Ruben Zeltner siegt in Gruppe H

Bei den ab dieser Saison im DRM-Feld zugelassenen Gruppe-H-Fahrzeugen war es Ruben Zeltner , der den Ton angab. Der Routinier konnte sich mit Ehefrau Petra im BMW M3 gegen einige der schnellsten Teams dieser Fahrzeugklasse durchsetzen. "Toll, dass wir gewonnen haben", so der Geschäftsführer des Sachsenrings. "Ich hätte nicht gedacht, dass es möglich ist, mit einem so alten Auto diese Zeiten zu fahren. Der Fight mit Michael Rausch war für mich eine Standortbestimmung in der Gruppe der schnellsten Fahrer auf Gruppe-HHecktrieblern in Deutschland."