Sandro Wallenwein ist Deutscher Rallye-Meister 2011. Der Stuttgarter konnte sich mit einer klugen taktischen Leistung beim Saisonhöhepunkt – dem Auftritt der DRM im Rahmen des deutschen Laufs zur Rallye-WM – gemeinsam mit Co-Pilot Marcus Poschner (Lautrach) im Subaru Impreza genügend Punkte sichern, um schon vor dem Saisonfinale bei der ADAC Saarland-Rallye (23. – 24. September 2011) uneinholbar in Führung zu gehen. Den Siegern der beiden DRM-Tageswertungen bei der ADAC Rallye Deutschland, Hermann Gaßner / Karin Thannhäuser (Surheim / Ufering, Mitsubishi Lancer Evo 10), bleibt beim Finale der Kampf um den Vizetitel, auf den allerdings gleich drei Teams noch Anspruch erheben können.

Überglücklich war im Etappenziel in Trier der frisch gebackene Deutsche Meister Sandro Wallenwein: "Ich kann es noch gar nicht fassen. Wir hatten diesmal das Quäntchen Glück, das uns in den vergangenen Jahren fehlte." Nach drei Vizemeisterschaften in Folge gelang ihm das Meisterstück nach einer vorsichtigen Fahrt: "Wir sind taktisch gefahren und haben auf beiden Etappen von Beginn an den zweiten Platz angestrebt", erklärt der Schwabe. "Trotzdem hatten wir zwei ereignisreiche Tage mit einigen Aufregungen, denn zwei schleichende Plattfüße hätten uns fast um den Erfolg gebracht." 185 Punkte konnte Wallenwein bis dato sammeln, der zweifache Etappensieger Herrmann Gaßner (144 Punkte) auf Meisterschaftsrang zwei kann beim Finale selbst mit der höchsten erreichbaren Punktzahl (35 Zähler) nicht mehr aufschließen. "Die beiden Tagessiege sind super, doch sie kommen zu spät", bilanziert der Surheimer deshalb nüchtern.

Sandro Wallenwein und Marcus Poschner konnten zusammen den Sieg der Deutschen Meisterschaft feiern, Foto: DRM
Sandro Wallenwein und Marcus Poschner konnten zusammen den Sieg der Deutschen Meisterschaft feiern, Foto: DRM

"Glückwunsch an Sandro, der dieses Jahr von Anfang an schneller war als wir. Er war jetzt so oft Vizemeister, dass er den Titel redlich verdient hat. Unsere beiden Laufsiege sind nach dem Ausfall bei der Rallye Baden-Württemberg auch für die Moral unseres Teams sehr wichtig." Als beste Werbung für die Deutsche Rallye-Meisterschaft erwiesen sich nicht nur die im WRC-Feld startenden DRM-Piloten wie Gaßner und Wallenwein. Auch die Gruppe der Piloten, die sich in der "national class" auf die zur Deutschen Meisterschaft zählenden ersten beiden Tagesetappen konzentrieren, zeigten Rallyesport vom feinsten.

Bernhard verpasst ersten DRM-Sieg knapp

So etwa Timo Bernhard (Dittweiler). Der Porsche- Werkspilot, der bereits bei allen wichtigen 24-Stunden-Rennen ganz oben auf dem Treppchen stand, überzeugte in seinem privat eingesetzten Porsche 911 GT3 nicht nur optisch und akustisch, sondern auch mit schnellen Zeiten: Auf der zweiten Tagesetappe sah es lange so aus als könne er die Wertung für sich entscheiden, doch eine 120-Sekunden-Strafe wegen Abkürzens warf den Saarländer und seinen Co-Piloten Klaus Wicha (Bad Hersfeld) auf Platz drei zurück: "Die Abkürzungsmöglichkeit war im Training nicht gesperrt, deshalb sind wir sie auch im Wettbewerb so gefahren – dafür wurden wir bestraft. Das muss ich wohl oder übel hinnehmen. Auf den letzten drei WPs des Tages sind wir die DRM-Bestzeit gefahren, das war am absoluten Limit. Wir fühlen uns jetzt ein wenig als moralischer Sieger, konnten eine gute Show bieten und unser Potenzial aufzeigen. Die Panzerplatte erinnerte mich ein wenig an die Nordschleife – nur mit viel mehr Dreck."

Mit dem vierten Gesamtrang konnten Carsten Mohe / Katrin Becker (Crottendorf / Schlitz, Renault Mégane RS) auch den Kampf in ihrer Division 3 für sich entscheiden. Im Ziel lagen sie deutlich vor Wolf-Dieter Ihle / Reinhard Kessemeier (Stuttgart / Wedemark, Citroën DS3 R3). "Im Gegensatz zu gestern lief es heute fast problemlos", schilderte Mohe im Ziel der zweiten Tagesetappe. "Wir sind mit dem Set-up unseres Fahrzeugs zufrieden. Einziger Zwischenfall war ein Beinahe- Abflug bei hoher Geschwindigkeit auf der WP Bosenberg." Als echter Rallye- Hingucker entpuppte sich einmal mehr auch der BMW M3 von Georg Berlandy und Peter Schaaf (Stromberg / Mayen), die als bestes Gruppe-H-Team am zweiten Tag als Fünfte ins Ziel kamen. "Ich hatte zwar vor der Rallye eine Vorstellung was mich hier erwartet, aber die ist in allen Belangen deutlich übertroffen worden", grinste Berlandy nach den acht Samstagsprüfungen über 150,14 km. "Die Länge, der Anspruch der Prüfungen, das Umfeld – alles ist größer, schöner und eben weltmeisterlich."

Heiße Kämpfe in den Divisionen

Berlandy, der wie die übrigen Piloten der nationalen Gruppen H und F nicht in der DRM-Gesamtwertung geführt wird, unterstreicht mit seiner Platzierung die Führung in Division 7. In den weiteren Divisionen der nationalen Fahrzeugkategorien liegen nach den beiden Läufen im Rahmen der ADAC Rallye Deutschland Mahr-Graulich / Hartung (Mitsubishi Lancer, Division 8) und Michael Meckbach (Opel Corsa, Division 9) vorne. In Division 4 mussten sich die Seriensieger Lars Mysliwietz / Oliver Schumacher (Piesbach / Fluterschen, Citroën C2R2max) diesmal mit einem hervorragend auftrumpfenden neuen Konkurrenten auseinandersetzen: Sepp Wiegand / Claudia Harloff (Zwönitz / Chemnitz), in der DRM sonst im Suzuki Swift unterwegs, wechselte für den WM-Auftritt auf einen Ford Fiesta R2 der WRCAkademie.

An beiden Tagen konnte sich der Sachse in der Division durchsetzen und liegt durch die so gewonnenen Punkte vor dem Finale auf dem dritten Platz der Meisterschaft (134 Punkte) und damit noch durchaus aussichtsreich im Fight um den Vizetitel. Mysliwietz (107 Punkte) hat dagegen keine Möglichkeit mehr, den zweiten Platz zu erreichen. Für Wiegand stand bei der Rallye Deutschland aber nicht die DRM im Mittelpunkt, sondern der Vergleich mit den internationalen Nachwuchspiloten in der WRC-Akademie: "Nach zwei Tagen sind wir Siebte von 16 Teilnehmern und mit diesem Ergebnis natürlich sehr zufrieden. Wir kommen mit dem Fiesta R2 gut zurecht, und konnten sogar einige Top-5-Zeiten fahren. Unser Ziel für 2012 lautet, die komplette Saison in der WRC-Akademie zu bestreiten."